Kombinationstherapie zeigt erste Erfolge |
22.03.2004 00:00 Uhr |
Auf dem Gebiet der Tumorbekämpfung wird zurzeit in mehrere Richtungen geforscht, so auch wie man die Apoptose beeinflussen kann. Der Wirkstoff Oblimersen greift in den natürlichen Zelltod-Mechanismus ein und zeigt erste, viel versprechende Ergebnisse bei der Behandlung des malignen Melanoms.
Im menschlichen Organismus sterben täglich Millionen Zellen eines natürlichen Todes. Besonders hoch ist die Rate in aktiven Geweben wie dem Knochenmark und der Darmschleimhaut. Gesteuert wird der Zelluntergang durch verschiedene Proteine. Eines davon ist das antiapoptotische bcl-2, das in gesunden Zellen in einem ausgewogenen Verhältnis mit Zelltod fördernden Proteinen steht.
Krebszellen entwickeln im Laufe ihres Lebens die Eigenschaft, sich gegen den Apoptosemechanismus zu wehren. Das Gleichgewicht der Proteine verschiebt sich in Richtung der hemmenden bcl-2-Proteine. Als Folge reagieren die Krebszellen immer weniger auf apoptotische Reize wie Zytostatika, Strahlentherapie und Sauerstoffmangel.
Hier greift der Wirkstoff Oblimersen (Genasense™) ein, ein so genanntes Antisense-Oligonukleotid. Er bindet an die Boten-RNA für bcl 2, hemmt somit dessen Biosynthese und sensibilisiert die Tumorzellen für die „tödlichen Signale“ von außen.
Die Substanz befindet sich zurzeit in der fortgeschrittenen klinischen Erprobung. In einer randomisierten Phase-III-Studie wurden 771 Patienten mit malignem Melanom mit dem Zytostatikum Dacarbazin allein oder zusammen mit einer vorherigen Oblimersen-Infusion über fünf Tage als Chemosensitizer behandelt. Erste Auswertungen ergaben eine signifikante Verlängerung der mittleren Überlebenszeit der Verum-Patienten verglichen mit denen, die nur Dacarbazin erhalten hatten. Ebenso war die Zeit bis zur Tumorprogression signifikant verlängert und die Zahl der Remissionen unter der Kombination deutlich verringert (11,7 versus 6,8 Prozent), wobei keine schweren Nebenwirkungen auftraten.
Die Zulassung von Oblimersen für Patienten mit malignem Melanom wird von
der amerikanischen Zulassungsbehörde FDA in einem beschleunigten Verfahren
geprüft und für Mitte des Jahres erwartet. Wenn die Endauswertung der Studie
im April/Mai 2004 die positiven Daten bestätigt, könne die Substanz für
weitere Kombinationen mit anderen Chemotherapeutika oder Zytokinen auch bei
anderen Tumorarten interessant werden, bestätigte Dr. Alexander Hauschild vom
Universitätsklinikum Kiel auf einer Veranstaltung der Firme Aventis im Rahen
des 26. Deutschen Krebskongresses in Berlin.
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