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Statt Blau- besser Orangegel

Datum 02.02.2004  00:00 Uhr

Statt Blau- besser Orangegel

von Karsten Albert, Eschborn

Blaugel ist ein in Laboratorien weit verbreitetes Trockenmittel mit Cobalt(II)-chlorid als Feuchtigkeitsindikator. Seitdem bioverfügbare Cobalt-Verbindungen als potenziell krebserzeugend gelten, sind beim Umgang mit nicht verpacktem Blaugel Sicherheitsmaßnahmen zu beachten. Es empfiehlt sich daher, Blaugel durch andere Kieselgel-Trockenmittel mit unbedenklichen Indikatoren zu ersetzen.

Nach einer Mitteilung der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin werden die einatembaren Fraktionen von Cobalt-Verbindungen als wahrscheinlich krebserzeugend (Kategorie 2), wahrscheinlich erbgutverändernd (Kategorie M3) und wahrscheinlich fortpflanzungsgefährdend (Kategorie RF 2) eingestuft (1). Daraus folgt, dass in Exsikkatoren offen vorliegendes Blaugel als giftiger Stoff mit dem Symbol „T“ und mit dem R-Satz 49 „Kann Krebs erzeugen beim Einatmen“ zu kennzeichnen ist. Ein entsprechendes Sicherheitsdatenblatt steht zum Beispiel von der Firma Merck zur Verfügung (2).

Mit dieser Bewertung wird der Gebrauch von Blaugel jedoch nicht automatisch verboten. Vielmehr teilte das Fachreferat Gefahrstoffe-Betriebssicherheit der Berufsgenossenschaft der chemischen Industrie (BG-Chemie) auf Anfrage mit, dass nicht bekannt sei, ob aus Blaugel Cobalt freigesetzt werden kann und damit eine Gefährdung für die Beschäftigten einhergeht. Vorsorglich werde jedoch empfohlen, von einer möglichen krebserzeugenden Wirkung auszugehen. Daraus folge nach Gefahrstoffverordnung 6. Abschnitt, dass beim Umgang besondere Schutzmaßnahmen zu treffen sind. Die BG-Chemie rät allerdings eher dazu, Blaugel durch Orangegel zu ersetzen, welches nicht als krebserzeugend eingestuft wird (3).

Nicht mit dem Hausmüll entsorgen

Beim Austausch des vorhandenen Blaugels sind eine Reihe von Sicherheitsvorkehrungen zu beachten. So ist das Trockenmittel unter dem Abzug in einen dicht schließenden Entsorgungsbehälter zu füllen, wobei Staubbildung vermieden werden muss. Um den Kontakt mit Augen und Haut zu vermeiden, sollte man Schutzbrille und Einmalhandschuhe tragen.

Blaugel darf auf keinen Fall in den Hausmüll gelangen und kann in kleinen Mengen (< 2 kg) ordnungsgemäß gekennzeichnet üblicherweise über die kommunale Schadstoffsammlung entsorgt werden. Zudem ist es möglich, größere Mengen nach vorheriger Absprache an den ursprünglichen Lieferanten zurückzugeben.

Alternative Trockenmittel

Die Industrie bietet seit einiger Zeit Cobalt-freie Trockenmittel auf der Basis von Kieselgel an. So enthalten zum Beispiel die KC-Trockenperlen Orange der Firma Süd-Chemie, Moosburg, einen organischen Farbindikator. Mit der Aufnahme von 6 Prozent (m/m) Wasser verfärben sich die Perlen von orange nach farblos. Auch nach diesem recht früh einsetzenden Farbwechsel wird noch Wasser adsorbiert (4).

Das Trockenmittel Sorbsil® C Chamäleon der Firma Oker-Chemie, Goslar, enthält Ammoniumeisen(III)-sulfat als Indikator. Das Granulat ist in trockenem Zustand tief orange und färbt sich nach Aufnahme von etwa 19 Prozent (m/m) Wasser blass weiß. Zur Regeneration wird etwa eine Stunde lang auf höchstens 140 °C erhitzt (5).

 

Literatur

  1. Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Begründungen zur Bewertung von Stoffen als krebserzeugend, erbgutverändernd oder fortpflanzungsgefährdend (Stand: September 2003), www.baua.de/prax/ags/begr_905.htm
  2. Sicherheitsdatenblatt „Kieselgel mit Feuchtigkeitsindikator (Blaugel)“, Firma Merck, Darmstadt, Stand: 16.08.2002 aus ChemDat 2004’1
  3. Persönliche Mitteilung Dr. Wolfgang Huber, BG-Chemie vom 19.09.2003
  4. Datenblatt „KC-Trockenperlen Orange“, Süd-Chemie AG, Moosburg
  5. Materialspezifikation „Sorbsil® C Chamäleon“, Oker-Chemie GmbH, Goslar

 

Anschrift des Verfassers:
Dr. Karsten Albert
Deutscher Arzneimittel-Codex
Carl-Mannich-Straße 20
65760 Eschborn

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E-Mail: redaktion@govi.de

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