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Erstes Antisense-Präparatfür Aids-Patienten

23.11.1998  00:00 Uhr

- Pharmazie

Govi-Verlag

Erstes Antisense-Präparat
für Aids-Patienten

Im Kampf gegen Erbkrankheiten und Viruserkrankungen hoffen Wissenschaftler seit einigen Jahren auf Antisense-Oligonukleotide. Zugelassene Präparate gab es bisher nicht. Fomivirsen (VitraveneTM) heißt das erste Antisense-Oligonukleotid, das es bis zur Marktreife gebracht hat. Das Medikament ist seit etwa einem halben Jahr in den USA auf dem Markt; das Herstellerunternehmen Ciba Vision strebt jetzt auch in Europa die Zulassung an.

Fomivirsen ist indiziert für Aids-Patienten mit Retinitis, die durch das Cytomegalie-Virus (CMV) ausgelöst wird, teilt der Hersteller mit. Die CMV-Infektion der Netzhaut gehört zu den opportunistischen Infektionen. An ihr erkranken 15 bis 40 Prozent der Aids-Patienten. Die CMV-Retinitis führt schnell zur Erblindung, falls keine effektive antivirale Therapie erfolgt.

Fomivirsen werde dann verwendet, wenn übliche Virustatika wie Ganciclovir, Foscarnet oder Cidofovir kontraindiziert sind, wenn diese einen Teil ihrer Maximalwirkung eingebüßt haben oder wenn der Patient bereits resistent geworden ist. Fomivirsen wird unter lokaler Betäubung intravitreal, also in den Glaskörper des Auges, injiziert.

In Phase-III-Studien bremste Fomivirsen signifikant die Progression der unaufhörlich voranschreitenden CMV-Retinitis unabhängig davon, ob die Augenkrankheit neu diagnostiziert wurde oder im fortgeschrittenen Stadium war, heißt es in der Pressemitteilung. Klinische randomisierte Studien zeigten die Wirksamkeit von Fomivirsen in Mono- und Kombinationstherapie. Mit Ganciclovir und Foscarnet seien additive Effekte dokumentiert; Resistenzen gegenüber Fomivirsen hätte man bisher nicht beobachtet.

Welchen Sinn hat Antisense?

Die Antisense-Technik ist ein neuer Weg, um pharmazeutische Wirkstoffe zu konzipieren. Herkömmliche Arzneimittel reagieren direkt mit den Proteinen, die Krankheiten auslösen oder forcieren. Antisense-Wirkstoffe hingegen greifen einen Schritt früher ein, indem sie schon die Produktion dieser krankheitsauslösenden Proteine im Syntheseschritt hemmen.

Antisense-Oligonukleotide, kurze synthetische Nukleinsäure-Ketten, binden an die komplementäre Sequenz der mRNA des Zielproteins (Sense-RNA), wodurch die Bildung dieses Zielproteins spezifisch gehemmt wird. Fomivirsen ist ein solches Antisense-Oligonukleotid, das zielgerichtet an eine spezifische mRNA des Cytomegalie-Virus bindet. Diese mRNA codiert mehrere Proteine, die für die Vermehrung des Virus notwendig sind. Die Bindung von Fomivirsen an die Ziel-mRNA führt zur Hemmung der Proteinsynthese und unterdrückt somit die Virusreplikation. Das Antisense-Medikament erkennt spezifisch nur die gewünschte Virus-RNA.

Aufgrund dieses neuen selektiven Wirkprinzips eigne sich Fomivirsen besonders gut für Patienten, die resistent gegenüber den üblichen Virustatika sind. Zusätzlich biete die lokale Anwendung von Fomivirsen Vorteile für den Patienten gegenüber den üblichen systemischen oder intravenösen Therapien bei CMV-Retinitis. Fomivirsen zeige keine Wechselwirkungen mit systemischen Aids-Therapeutika wie AZT, so Ciba Vision.

Artikel von der PZ-Redaktion

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