Pharmazie
Die Herzinsuffizienz kann vielleicht schon bald nach einem neuen
Therapieprinzip behandelt werden. Das legen zumindest Studien nahe, die
vor kurzem auf dem Europäischen Kardiologen-Kongreß in Wien vorgestellt
wurden. Im Mittelpunkt des Interesses steht das Hormon Nesiritide.
Nesiritide ist die gentechnische Variante des Hormons B-Typ Natriuretisches Peptid
(BNP), das im Organismus vorwiegend in der linken Herzkammer synthetisiert wird.
Unter BNP-Einwirkung erweitern sich die arteriellen und venösen Blutgefäße, die
Natrium- und Urinausscheidung erhöhen sich; der Plasmaspiegel des Hormons
Aldosteron, das die Flüssigkeitsausscheidung hemmt, wird gesenkt.
An der doppelblinden, placebokontrollierten Studie nahmen 127 Patienten teil, die
vor und nach einer sechsstündigen Nesiritide-Infusion untersucht wurden. Bei einer
Dosierung von 0,03 µ/kg/min des Natriuretischen Hormons verbesserten sich der
Allgemeinzustand und die Werte aller klinischen Symptome bei 70 Prozent der
Patienten innerhalb von sechs Stunden signifikant. In der Placebogruppe war dies in
der Selbsteinschätzung nur bei 15 Prozent der Fall. Es gab in der Untersuchung
keinen Patienten, der überhaupt nicht auf Nesiritide ansprach. Auch andere klinische
Parameter besserten sich signifikant. Der pulmonale Kapillardruck, ein Maß für die
Blutansammlung in den Lungenvenen, sank nach der Nesiritide-Infusion im Vergleich
zur Placebogruppe um 35 Prozent. Der kardiale Index, der die Pumpfunktion des
Herzens beurteilt, stieg um 21 Prozent. Die Urinausscheidung war gegenüber
Placebo signifikant gesteigert; der Plasma-Aldosteronspiegel nahm ab.
Im Frühjahr 1998 wurde Nesiritide (Natrecor®) zur Zulassung in den USA
eingereicht, teilt Bayer in einer Presseinformation mit. Im nächsten Jahr soll Europa
folgen.
Artikel von der PZ-Redaktion
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