Pharmazie
Qualitätssicherung spielt in allen Bereichen des Gesundheitswesens eine
immer größere Rolle. Langfristig werden wohl auch die Apotheker ein
standardisiertes Qualitätsmanagement etablieren müssen.
In den siebziger Jahren haben die Ärzte mit der Qualitätssicherung, zuerst noch auf
freiwilliger Basis begonnen. Mit dem Gesundheitsreformgesetz ist 1989 erstmalig
eine gesetzliche Verpflichtung der niedergelassenen Ärzte und Krankenhäuser ins
Gesetz aufgenommen worden. Durch das Gesundheitsstrukturgesetz 1993 und das
NOG 2 seien weitere Qualitätsstandards vorgeschrieben, faßte Dr. Christiane
Eckert-Lill, ABDA, die Entwicklung der Qualitätssicherung auf dem
Fortbildungskongreß der Bundesapothekerkammer in Westerland zusammen.
Sie erwartet, daß auch die Apotheker in Zukunft zu qualitätssichernden Maßnahmen
verpflichtet werden. Heute schon müßten Krankenhäuser, die nach DIN EN ISO
9000 zertifiziert werden, auch ihre Krankenhausapotheke überprüfen lassen. Es sei
nur eine Frage der Zeit bis auch krankenhausversorgende öffentliche Apotheken
zertifiziert werden müssen. Damit werde der Einstieg in die Zertifizierung öffentlicher
Apotheken gemacht und auch diejenigen, die kein Krankenhaus beliefern, müßten
aus Wettbewerbsgründen nachziehen. Wenn etwa ein Pflegeheim ein zertifiziertes
Qualitätsmanagement zur Voraussetzung für einen Vertragsabschluß mache, hätten
die Bewerber keine Wahl. Eckert-Lill: "Immer wenn ein großer Kunde dies
wünscht, müssen sich die Apotheken zertifizieren lassen."
Eine Beurteilung der Qualität von Produkten und Waren fällt grundsätzlich leichter
als die von Dienstleistungen. So definiere das Arzneibuch bereits die
Qualitätskriterien für Arzneistoffe, sagte Eckert-Lill. Schwieriger sei es, die Qualität
der Beratung objektiv zu beurteilen. Wenn ein Kunde mit der Beratung zufrieden ist,
bedeute dies nicht automatisch, daß sie auch nach objektiven Maßstäben gut war.
Unter Qualitätssicherung und -management werden in der Regel diejenigen
Maßnahmen zusammengefaßt, die dazu dienen, Produkte oder Dienstleistungen in
einer bestimmten Qualität anbieten zu können. Die zur Umsetzung des
Qualitätsmanagements erforderliche Organisationsstruktur, die Verfahren, Prozesse,
und Mittel werden in ihrer Gesamtheit als Qualitätsmanagementsystem (QMS)
bezeichnet, so Eckert-Lill. Grundsätzlich sei jeder Betrieb bei der Gestalung seines
QMS zwar frei, doch hätten sich die internationalen Normen nach DIN EN ISO
9000ff durchgesetzt. Ihre Anwendung sei jedoch nicht unumstritten, da nur die
Norm 9004 die Beurteilung von Dienstleistungen ermögliche, während die Normen
9001 bis 9003, deren Erfüllung für eine Zertifizierung erforderlich ist, nur die Qualität
von Produkten erfasse, führte Eckert-Lill weiter aus. Für die Etablierung eines
Qualitätsmanagementsystems reiche es grundsätzlich nicht aus, alle Punkte der Reihe
nach abzuarbeiten. Zentraler Bestandteil des QMS sei ein
Qualitätsmanagement-Handbuch, in dem alle Schritte und Tätigkeiten sowie der
jeweils dafür zuständige Apothekenmitarbeiter aufgeführt werden.
Nicht ganz preiswert
Wenn sich ein Apotheker zur Zertifizierung seiner Apotheke entscheidet, kann er
sich von einem Beratungsunternehmen unterstützen lassen. Nach der Erfahrung von
Eckert-Lill kostet die gesamte Zertifizierung dann etwa 20.000 bis 40.000 DM. Die
abschließende Zertifizierung einer Apotheke sollte nicht durch dasselbe
Unternehmen erfolgen, das die Beratung bei der Etablierung übernommen hatte, rät
sie. Die Zertifizierung gilt übrigens nur für eine begrenzte Zeit. Wenn eine Apotheke
ein Zertifikat bekommen hat, gilt dies nur für drei Jahre, dann muß es erneut
überprüft werden.
Die hohen Kosten dürften einige Apotheker davon abschrecken, sich nach DIN EN
ISO 9000ff zertifizieren zu lassen, zumal die bewerteten Kriterien nicht allen
Anforderungen der Apotheke gerecht werden. Grundsätzlich sei jedoch eine
Sicherung der Beratungsqualität und damit auch die Dokumentation des Nutzens der
Apotheken notwendig. Deshalb hätten sich die Apothekerkammern
Baden-Württemberg und Niedersachsen zu einem Pilotprojekt entschieden, in dem
ein kostengünstigeres und stärker auf die Anforderungen in der Apotheke
ausgerichtetes QMS getestet und etabliert werden soll. Eckert-Lill sieht langfristig
keine Alternative zu einem QMS: "Apotheken müssen ihre hohe Qualität nachweisen
können, wenn sie ihren Mehrwert gegenüber Versandhandels- oder
Kettenapotheken belegen wollen."
PZ-Artikel von Christiane Berg, Westerland
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