Pharmazie
Apotheker im Krankenhausteam:
Kosten sinken
FIP-Weltkongreß, Jerusalem
Mehr wissenschaftliche Forschung
über die Ergebnisse apothekerlicher Tätigkeit forderte
Chris Cairns, Apotheker am St. George´s Hospital in
London, auf dem 56. FIP-Weltkongreß für Pharmazie in
Jerusalem, denn wissenschaftliche Untersuchungen liefern
durchaus wichtige Erkenntnisse über pharmazeutische
Tätigkeitsfelder. Von den Apothekern zitierte Arbeiten
haben gezeigt, daß nur 15 Prozent der
gesundheitspflegerischen Maßnahmen sinnvoll sind.
Umgekehrt bedeutet dies: 85 Prozent der abgegebenen
Arzneimittel sind ohne beweisbaren Nutzen.
Auch wenn die Ergebnisse bei differenzierter Betrachtung
darauf hinweisen, daß 40 bis 50 Prozent der
eingenommenen Arzneimittel wahrscheinlich und 15 bis 20
Prozent möglicherweise nützlich seien, stelle der
Einsatz von 20 bis 45 Prozent der Medikamente lediglich
eine Verschwendung von Arbeitszeit, Material und Geld
dar. Am stärksten vermißt Cairns die Forschung in
öffentlichen Apotheken. Dort vorgenommene Studien
dienten fast ausschließlich dem Nachweis, öffentliche
Apotheken zu unterhalten, und weniger der Suche nach dem
Nutzen für Patienten.
Zudem seien viele Studien methodisch zweifelhaft.
Bestimmte Situationen schlössen zwar eine randomisierte,
klinische Doppelblindstudie aus, aber auch offene und
qualitative Studien als adäquate Formen für Apotheken
müßten den Mindestanforderungen an Probandenauswahl und
gegebenenfalls -selektion sowie an Evaluierung und
Statistik entsprechen. In den Krankenhausapotheken gebe
es diese Forschung bereits, könne aber noch erweitert
werden.
Cairns verwies auf eine Reihe englischsprachiger
Veröffentlichungen, deren Ergebnisse Konsequenzen für
die Praxis hatten. Viele Arbeiten beschäftigten sich mit
Laborprozessen und sind sehr praxisbezogen. So wurde 1993
eine Studie von Bjornson am militärischen
Krankenhauszentrum von Washington veröffentlicht
(Bjornson et al., Am. J. Hosp. Pharm. 1993), die den
Einfluß der Krankenhausapotheker auf das
Behandlungsergebnis zeigt: Patienten, zu deren
Behandlungsteam ein Apotheker gehörte, verweilten
kürzer im Krankenhaus und verursachten geringere
Arzneimittelkosten als solche, die ohne apothekerliche
Beteiligung therapiert wurden. Die Krankenhauskosten
waren durchschnittlich um 377 Dollar niedriger.
Eine Arbeit aus Kanada (Montazeri et al., Crit. Care Med.
1994) belegt, daß die Mitarbeit eines Apothekers auf der
Intensivstation zu täglich elf Eingriffen in die
Medikationsroutine führte. Das ersparte dem Krankenhaus
in drei Monaten rund 10.000 Dollar. In einer
australischen Studie (Cairns, Proceedings of the Guild
1990) wurde gezeigt, daß die Pharmazeuten dort täglich
16mal in die Medikation eingreifen. Neuere Beobachtungen
aus Großbritannien berichten von ein bis fünf
Interventionen täglich, von denen jede Vierte zu einer
Reduktion der Krankenhauskosten führte.
PZ-Artikel von Ernstwalter Clees, Jerusalem
© 1996 GOVI-Verlag
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