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Viel hilft viel - zumindest als Ultima ratio

Datum 21.09.1998  00:00 Uhr

- Pharmazie

Govi-Verlag

Viel hilft viel - zumindest als Ultima ratio

Durch die Einführung der Tripletherapie hat die Behandlung von Aids rasante Fortschritte gemacht. In den Industrienationen ist die Sterberate deutlich gesunken. Doch Anlaß zur Euphorie besteht nicht, denn das Virus entwickelt schneller Resistenzen, als viele Experten erwartet haben. Doch auch wenn die Tripletherapie versagt, gibt es noch Behandlungsmöglichkeiten.

Das Nukleosidanalogon AZT (Zidovudin) war nach Dr. Carsten Rottmann von der Johann Wolfgang Goethe Universität, Frankfurt am Main, das erste effektive Medikament zur Behandlung von HIV-Infektionen. Es kam 1987 auf den Markt. Mittlerweile stünden fünf weitere Nukleosidanaloga in der Aidstherapie zur Verfügung, unter anderem 3TC (Lamivudin) und ddc, sagte er anläßlich des Fortbildungskongresses der Bundesapothekerkammer in Westerland.

Zwischen 1995 und 1997 entwickelten Wissenschaftler Verbindungen aus zwei weiteren Substanzklassen bis zur Marktreife. Zu den Proteaseinhibitoren zählen Saquinavir, Indinavir und Nelfinavir; als nicht-nukleosidische Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NNRTI) werden Nevirapin und Delaviridin bezeichnet. Zu letzteren gehören auch die noch nicht zugelassenen Substanzen DMP 266 und MKC 442.

Als Standardtherapie gelte heute die Tripletherapie, die manchmal auch zur vierfach Therapie wird, sagte Rottmann weiter. Kombiniert würden zumeist zwei NNRTI und ein bis zwei Proteaseinhibitoren. Ziel der Therapie sei es, die Zahl der CD4+(T-Helfer)-Zellen auf zumindest über 200 pro ml Blut zu erhöhen und die Viruslast, also die Zahl der Viruskopien, unter die Nachweisgrenze zu senken.

Das Problem bei der Triple- oder Vierfachtherapie sind die strikten Einnahmevorschriften, die in jedem Fall korrekt eingehalten werden müssen. Einige Substanzen müssen nüchtern eingenommen werden, andere mit Fett. Hinzu kommt bei den Proteaseinhibitoren die geringe Bioverfügbarkeit und kurze Halbwertszeit. Nach Rottmanns Erfahrung überfordert ein solches Therapie-Regime viele HIV-Infizierte.

Hoffnung auf eine simplere Einnahme machen jetzt zwei neue Substanzen. Das NNRTI Evavirenz habe eine hohe Wirksamkeit und eine lange Halbwertszeit; das Nukleosidanalogon Abacavir müsse nur noch zwei täglich unabhängig von den Mahlzeiten eingenommen werden. Beide Substanzen können mit Zidovudin und Lamivudin kombiniert werden.

Die zweite Schwierigkeit in der Aids-Therapie seien die sich schnell entwickelnden Resistenzen, so Rottmann. HIV mache hier einen Nachteil zum Vorteil. "Das HI-Virus ist bei der Replikation außerordentlich schlampig. Dadurch ist die Mutationsrate besonders hoch." Viele Mutationen sind die Grundlage für eine schnelle Resistenzbildung. Besonders anfällig für die Bildung von Resistenzen seien Proteaseinhibitoren. Sie weisen zudem Kreuzresistenzen auf. Patienten, die mit einem oder mehreren Proteaseinhibitoren behandelt werden, können auch gegen andere Substanzen resistent werden.

Die größte Chance dies zu umgehen, biete eine frühzeitige intensive Therapie, sagte Rottmann, wenn es gelinge, die Viruslast und damit die Replikationsrate unter die Nachweisgrenze zu senken, könnten Resistenzen vermieden werden. "Wenn sich das Virus nicht teilt, kann es auch nicht mutieren." Doch auch wenn sich bereits Resistenzen gebildet haben, besteht nach Rottmanns Erfahrung noch kein Grund, die Therapie zu beenden. In solchen Fällen wenden die Frankfurter Aids-Spezialisten die mega-HAART (Hochaktive antiretrovirale Therapie) an. Hierbei kombinieren sie bis zu acht Medikamente.

Bis heute wurden 80 Patienten auf diese Weise behandelt, die Daten von 37 wurden ausgewertet. Im Durchschnitt sank bei den Behandelten die Zahl der Viruskopien auf zehn bis ein Prozent der Ausgangslast. Die Zahl der T-Helferzellen stieg um 100 Prozent. Praktikabel sei eine solche Behandlung allerdings nur im Krankenhaus durch einen Aids-Spezialisten.

PZ-Artikel von Daniel Rücker, Westerland Top

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