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Krebsprotektiver Einfluß von ACE-Hemmern

14.09.1998  00:00 Uhr

- Pharmazie

Govi-Verlag

Krebsprotektiver Einfluß von ACE-Hemmern

In einer retrospektiven Kohortenstudie, die jetzt im Wissenschaftsmagazin Lancet erschienen ist, haben Wissenschaftler untersucht, ob ACE-Hemmer krebsprotektive Eigenschaften besitzen. Bereits in früheren Untersuchungen wurde ein derartiger Effekt beobachtet. Hierfür sprechen unter anderem folgende, zum Teil theoretische Befunde: Angiotensin II stimuliert eine Gefäßneubildung, die eine Vorbedingung des Krebswachstums darstellt, verschiedene Tumorzellen enthalten Renin, das für die Produktion von Angiotensin verantwortlich ist und einige Tumoren besitzen ebenfalls Angiotensin-II-Rezeptoren. Angiotensin II wirkt als Wachstumsfaktor indem es die Zellreplikation stimuliert und die Expression von Genen verstärkt, die das Zellwachstum kontrollieren. In vitro verzögern ACE-Hemmer das Wachstum von Krebszellen, in vivo verhindern sie die Angiogenese und das Wachstum von induziertem Krebs bei Ratten.

Die Forscher werteten hierzu die Daten von insgesamt 5207 Patienten aus, deren Bluthochdruck in den Jahren 1980 bis 1995 in einer Glasgower Klinik behandelt wurde. Die Werte verglichen sie mit Zahlen aus dem zentralen Krebsregistern.

Im Vergleich zu den Kontrollen des Krebsregisters sank das Risiko an Krebs zu erkranken und zu versterben bei den 1559 Patienten, die mit ACE-Hemmern behandelt wurden, um 28 beziehungsweise 35 Prozent (relatives Risiko 0,72 beziehungsweise 0,65). Bei 3648 Patienten, die andere Antihypertonika erhielten (1416 mit Calcium-Antagonisten, 2099 mit Diuretika, 2681 mit ß-Blockern) lag das relative Risiko bei 1,1 beziehungsweise 1,03. Die größte Risikoreduktion wurde bei Frauen unter der ACE-Hemmer-Therapie beobachtet. Sie lag bei 37 beziehungsweise 52 Prozent. Das Risiko reduzierte sich bei frauenspezifischen Krebserkrankungen sogar um 63 Prozent. Die Risikoreduktion war um so höher, je länger die Patienten beobachtet wurden. Erst nach einem dreijährigen Beobachtungszeitraum zeigten sich signifikante Unterschiede. Unter der Therapie mit Calcium-Antagonisten, Diuretika und ß-Blockern kam es zu keiner signifikanten Veränderung des Krebsrisikos.

Die Befunde sprechen dafür, daß die längerdauernde Therapie mit ACE-Hemmern vor Krebserkrankungen schützen könnte. Nach Ansicht der Autoren besitzen diese Befunde allerdings den Status einer Hypothese. Zur Abklärung seien große randomisierte, kontrollierte Studien erforderlich. Ein Kommentar in der gleichen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Lancet mahnt deshalb zur Vorsicht. Es sei noch viel zu früh für eine Bewertung dieses potentiellen Effekts.

Quelle:
Lever, A. F., et al., Lancet 352 (1998) 179-84; Olsen, J.H., Lancet 352 (1998) 162-3.

PZ-Artikel von Wolfgang Kämmerer, Wiesbaden Top

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