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Erhöhte Brustkrebsrate bei Hormonersatztherapie

25.08.2003  00:00 Uhr

Erhöhte Brustkrebsrate bei Hormonersatztherapie

von Holger Neye, Münster

Die Erkenntnisse der Studie der Woman’s Health Initiative (WHI) wiesen bereits auf eine erhöhte Brustkrebsrate durch die Hormonersatztherapie in der Postmenopause hin. Kürzlich wurden in der Fachzeitschrift The Lancet die Ergebnisse der „One million women study“ veröffentlicht, die noch offene Fragen abschließend beantwortet.

Die britische „One million women study“ wurde initiiert, um den Einfluss unterschiedlicher Hormonersatztherapien (HRT) auf das Brustkrebsrisiko zu untersuchen (2). Die Studienteilnehmerinnen waren Frauen im Alter von 50 bis 64 Jahren, die an einem nationalen Brustkrebs Screening Programm teilnahmen. Zwischen 1996 und 2001 wurden die Daten von über einer Million Frauen mithilfe von Fragebögen, Daten der Hausärzte und dem zentralen Register des nationalen Gesundheitssystems erhoben. Die Hälfte der teilnehmenden Frauen erhielten eine Hormonersatztherapie. Im Vergleich zu den Frauen ohne Behandlung war das relative Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, auf das 1,6-fache angestiegen.

Verschiedene Formen der Hormontherapie waren mit einer unterschiedlich ausgeprägten Risikosteigerung verbunden. Frauen, die ein reines Estrogenpräparat einnahmen, hatten ein relatives Brustkrebsrisiko von 1,3. Frauen mit einer Estrogen-Gestagen-Kombinationstherapie erkrankten doppelt so häufig wie unbehandelte Frauen. Die Anwendung von Tibolon führte ebenfalls zu einer Erhöhung des Brustkrebsrisikos auf ein relatives Risiko von 1,45, wobei die Gruppe allerdings deutlich kleiner als die der Estrogen- beziehungsweise Estrogen-Gestagen-Anwenderinnen war.

Risiko steigt mit Anwendungsdauer

Sowohl für die reinen Estrogenpräparate als auch für die Estrogen-Gestagen-Kombinationen konnte eine Zunahme des relativen Risikos mit der Dauer der Anwendung gezeigt werden. Während bei den reinen Monopräparaten das Risiko bei ein bis zehnjähriger Anwendung von 1,25 auf 1,37 anstieg, war der Effekt bei der Estrogen-Gestagen-Kombination mit einem Anstieg von 1,74 auf 2,31 stärker ausgeprägt.

Auf Grund der jetzt vorliegenden Daten bestehen keine Unterschiede bezüglich des Brustkrebsrisikos durch unterschiedliche Typen von Estrogen, Gestagen oder ihrer Darreichungsform. Sowohl bei den reinen Estrogen- als auch bei den Kombinationspräparaten zeigte sich kein statistischer Unterschied zwischen den Formulierungen. Weder unterschieden sich die equinen Estrogene von Ethinylestradiol, noch konnten bei den Gestagen-Anteilen Unterschiede zwischen Medroxyprogesteronacetat, Norethisteron, Norgestrel oder Levonorgestrel aufgezeigt werden. Ebenfalls war bei den Estrogenpräparaten kein Unterschied zwischen oraler oder transdermaler Anwendung oder Implantaten zu sehen. Die Kombinationspräparate unterschieden sich bei sequenzieller oder kontinuierlicher Gabe nicht. Hiermit wurde erneut deutlich, dass die HRT an sich und nicht einzelne Inhaltsstoffe wie die Kombination aus konjugierten Estrogenen und dem Gestagen Medroxyprogesteronacetat der WHI-Studie für die erhöhte Brustkrebsrate verantwortlich sind.

Die absoluten Zahlen der „One million women study“ ergaben, dass innerhalb von zehn Jahren durch eine Estrogenmonotherapie fünf zusätzliche Brustkrebserkrankungen auf 1000 Frauen zu erwarten sind, bei einer kombinierten HRT 19 zusätzliche Fälle. Für die nationalen Verhältnisse im Vereinten Königreich bedeutet dies, dass die Hormontherapie bei 50- bis 64-jährigen Frauen in den letzten zehn Jahren zu 20.000 zusätzlichen Brustkrebserkrankungen geführt hat. Die Anzahl der durch eine HRT zusätzlich verursachten Todesfälle bei Brustkrebs konnte durch die Studie nicht abgeschätzt werden.

Auf Grund dieser Studienergebnisse verweist die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) auf ihre Empfehlungen zur HRT, die unter www.DGGG.de zu lesen sind. Top

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