Pharmazie
Die Entwicklung der Leukotrien-Antagonisten verspricht eine
Erweiterung der Therapiemöglichkeiten bei Asthma. Dr. Leonardo Fabbri
von der Universität Ferrara, Italien, betonte anläßlich der Jahrestagung der
Europäischen Akademie für Allergologie und klinische Immunologie auf
Rhodos, daß der protektive Effekt dieser Substanzen gegen
broncho-konstriktorische Stimuli wie beispielsweise Anstrengungsbelastung,
Allergen- oder Kaltluftexposition in mehreren Studien belegt worden sei.
Bereits in den frühen 80er Jahren wurden Leukotriene als Mediatoren der "slow
reacting substance of anaphylaxis" bekannt. Sie werden unter dem Anreiz von IgE,
Endotoxinen und weiteren Phagozyten-Stimuli unter anderem in Mastzellen,
Makrophagen, Phagozyten und Granulozyten exprimiert. Sie sind die Auslöser von
zahlreichen, für die Pathophysiologie der Allergie bedeutsamen Phänomenen wie
Steigerung der Gefäßpermeabilität mit Ödembildung, Schwellung und vermehrte
Schleimproduktion in den Bronchien, Kontraktion und Proliferation glatter
Muskelzellen und Migration von Eosinophilen in die Bronchialschleimhaut.
Im Rahmen der Forschung zu Leukotrien-Synthese-Inhibitoren und
Cysteinyl-Leukotrien-Rezeptor-Antagonisten entwickelte das MSD Frosst Centre in
Kanada den Leukotrien-D4-Rezeptor-Antagonisten Montelukast. In mehreren
klinischen Untersuchungen wurde mittlerweile nachgewiesen, daß an Pollen-,
Tierhaar- oder Hausstaubmilbenallergie leidende Asthmapatienten aller
Altersgruppen unter der Substanz eine deutliche Verbesserung ihrer expiratorischen
Sekundenkapazität (FEV1) zeigten. Fabbri ergänzte, daß darüber hinaus der Bedarf
an einer begleitenden Therapie mit Beta-Agonisten reduziert werden konnte.
Montelukast ist bisher noch in keinem Land zugelassen. Die deutsche Zulassung ist
für das erste Halbjahr 1998 geplant.
"Alle bisher durchgeführten Studien legen die Vermutung nahe, daß die
Leukotrien-Synthese-Inhibitoren und Cysteinyl-Leukotrien-Rezeptor-Antagonisten
ein spezifisches Wirkprinzip antiasthmatischer Substanzen darstellen", resümierte
Fabbri. Professor Dr. Jean Bousquet von der Universitätsklinik Montpellier erinnerte
bei einer von MSD Sharp & Dohme unterstützten Veranstaltung daran, daß 40 bis
70 Prozent aller asthmatischen Kinder noch als Erwachsene an Symptomen des
Respirationstraktes leiden. Dies trifft vor allem auf diejenigen zu, die einen schweren
Erkrankungsgrad und niedrige FEV1-Werte aufweisen. Selbst Bronchodilatatoren
und Steroide konnten bisher bei vielen Asthmatikern die Progression in Richtung
irreversibler Atemwegsobstruktion nicht aufhalten.
Professor Dr. William Storms vom Klinikum der Universität Colorado, USA,
präsentierte die Ergebnisse zweier klinischer Studien, in die Asthmapatienten im
Alter von 6 bis 14 Jahre eingebunden waren - eine Altersgruppe, in der
eingeschränkte Compliance und Anwendbarkeit von Inhalationsmitteln keine
Seltenheit sind.
Die Untersuchungen mit Montelukast (als Kautablette mit Kirschgeschmack)
ergaben eine gute Verträglichkeit und damit auch Patientenakzeptanz. Sowohl der
Parameter für die Bronchialobstruktion (FEVI) wie die patientenrelevanten
Endpunkte Lebensqualität, Beurteilung des Heilverlaufs durch die Eltern, täglicher
Bedarf von Beta-Agonisten sowie die Zahl der registrierten Asthmaanfälle zeigten
eine signifikante Besserung. Die Frequenz der registrierten Nebenwirkungen lag in
der Größenordnung der Placebogruppe. Wie bei erwachsenen Asthmatikern konnte
auch bei Kindern einer anstrengungsbedingten Bronchialobstruktion vorgebeugt und
der Entzündungsparameter Bluteosinophilie positiv beeinflußt werden.
PZ-Artikel von Jochen Kubitschek, Rhodos
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