Pharmazie
Die Umstellung von Mibefradil auf Calcium-Antagonisten vom
Dihydropyridin-Typ kann gefährlich sein. Wie die amerikanische
Fachzeitschrift JAMA berichtet, kam es bei vier Patienten, die zusätzlich
Betablocker einnahmen, unmittelbar nach dem Wechsel des Präparates zum
kardiogenen Schock. Ein Patient verstarb, die drei anderen konnten nur
durch intensivmedizinische Betreuung gerettet werden.
Da Mibefradil eine lange Halbwertszeit (17 bis 25 Stunden) besitzt, sollten andere
Calcium-Antagonisten nicht sofort nach Absetzen der Mibefradil-Therapie, sondern
erst nach einer Auswaschphase gegeben werden. Bei Umstellung auf die meisten
Calcium-Antagonisten und Betablocker beträgt sie sieben Tage, bei Umstellung auf
Felodipin und Timolol vierzehn Tage. Bei ACE-Hemmern,
Angiotensin-II-Antagonisten und Diuretika sind keine besonderen
Vorsichtsmaßnahmen zu beachten.
Ein halbes Jahr nach der Einführung nahm der Hersteller Hoffmann-La Roche das
Mibefradil-haltige Arzneimittel Posicor® im Juni 1998 wegen schwerer
Wechselwirkungen mit Betablockern, Digoxin, Verapamil und Diltiazem, besonders
bei älteren Patienten, freiwillig vom Markt. Die Firma Asta Medica AWD,
Zulassungsinhaber für das Mibefradil-haltige Präparat Cerate®, stellte den Vertrieb
vorläufig ein, um zunächst in einem Stufenplanverfahren offene Fragen abschließend
zu bewerten.
Die Wechselwirkungen kommen über Interaktionen mit Cytochrom P-450 (CYP
3A4) zustande. Mibefradil ist ein langwirksamer Calcium-Antagonist, der nicht zur
Dihydropyridin-Klasse gehört und der sowohl T- als auch L-Kanäle blockiert.
Quelle: Mullins, M. E., et al. JAMA 280, 1998, 157-158.
Beitrag der PZ-Redaktion
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