Pharmazie
Migräne gehört
in Deutschland zu den 50 häufigsten Krankheitsbildern.
Ihre Ursachen sind bis heute noch nicht vollständig
geklärt. Angenommen wird ein Zusammenhang mit
körpereigenen Botenstoffen wie dem Serotonin, der eine
veränderte Durchblutung im Gehirn bewirkt.
Möglicherweise hat Mutterkraut eine präventive Wirkung.
Auf der Suche nach pflanzlichen Alternativen zur
üblichen Migränetherapie beziehungsweise -prophylaxe
stießen Wissenschaftler des Pharmaunternehmens Schaper
& Brümmer, Salzgitter-Ringelheim, auf Tanacetum
parthenium (früher Chrysanthemum parthenium, Asteraceae)
- zu deutsch Mutterkraut. Im Mittelalter war die der
Kamille ähnelnde Arzneipflanze überwiegend zur
Behandlung von Frauenkrankheiten eingesetzt worden.
Volksheilkundlichen Erfahrungsberichten zufolge soll sie
jedoch auch in der Migräneprophylaxe effektiv sein.
Untersuchungen des Ringelheimer Unternehmens scheinen
dies zu bestätigen. Sie zeigen nämlich, daß bestimmte
Inhaltsstoffe des Mutterkrauts (Sesquiterpenlactone,
allen voran das Parthenolid) offenbar die Bildung
anfallsauslösender Substanzen bei der Migräne
verhindern. Als besonders wirksam habe sich ein
Spezialextrakt aus den Blättern und Blüten von
Tanacetum parthenium erwiesen, heißt es in einer
Pressemitteilung der Firma. Die Extraktion erfolgt ohne
organische Lösungsmittel nach einem Verfahren, das sich
das Unternehmen inzwischen weltweit hat patentieren
lassen.
Derzeit läuft eine klinische Studie, um die
therapeutische Wirksamkeit des Extraktes nachzuweisen und
die optimale Dosierung zu ermitteln. Erste Ergebnisse
werden im Herbst erwartet. Der deutschen
Zulassungsbehörde soll das Präparat in etwa drei Jahren
vorgelegt werden, mit der Zulassung wird 2002 gerechnet.
Unterstützt wird das Projekt mit Fördermitteln der
Deutschen Bundesstiftung Umwelt in Höhe von knapp 900
000 DM, die gemeinsam an das Herstellerunternehmen und an
das Institut für Pflanzenbau der Bundesforschungsanstalt
für Landwirtschaft in Braunschweig fließen. Dort sollen
die Möglichkeiten des landwirtschaftlichen Anbaus von T.
parthenium erforscht werden.
Artikel von der PZ-Redaktion
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