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Repaglinid, ein neues oralesAntidiabetikum

06.07.1998  00:00 Uhr

- Pharmazie

Govi-Verlag

Repaglinid, ein neues orales Antidiabetikum

Voraussichtlich noch in diesem Jahr wird ein neues orales Antidiabetikum zugelassen. Wie die Sulfonylharnstoffe fördert auch das Benzoesäurederivat Repaglinid die Insulinsekretion, die Wirkung tritt jedoch früher ein und flutet sehr schnell wieder ab. Das Therapieprinzip lautet: "Pro Mahlzeit eine Tablette", hieß es auf einer Presseveranstaltung von Novo Nordisk in Leipzig. In den USA ist Repaglinid bereits seit April auf dem Markt.

Repaglinid kann als Medikament erster Wahl gegeben werden, solange die ß-Zellen die Insulinproduktion noch nicht völlig eingestellt haben. Der Effekt tritt schnell ein und nimmt bald wieder ab. Nach 30 bis 45 Minuten werden maximale Wirkspiegel erreicht, die Halbwertszeit liegt bei einer Stunde, nach ungefähr vier Stunden ist Repaglinid im Körper nicht mehr nachweisbar.

Das bedeutet, daß der neue Arzneistoff in Abhängigkeit von den Mahlzeiten eingenommen werden sollte. (In klinischen Studien enthielt eine Mahlzeit mindestens 20 Prozent der gesamten Tageskalorien.) Empfohlen wird, die Tablette direkt vor dem Essen zu schlucken. Selbst wenn 15 bis 30 Minuten bis zum Beginn der Mahlzeit vergingen, bleibe die Wirksamkeit erhalten, sagte Dr. Hasan Alawi, Saarlouis. Nimmt der Patient zwei Hauptmahlzeiten pro Tag zu sich, sollte er zwei Tabletten schlucken. Bei vier Mahlzeiten müßten vier Tabletten eingenommen werden. Der Plasmainsulinspiegel erreicht vor der nächsten Mahlzeit wieder die basalen Ausgangswerte.

Schwere Hypoglykämien sind seltener als unter Glibenclamid. Das hängt nicht nur mit der kürzeren Halbwertszeit zusammen. Glibenclamid verursache eine Dauerdepolarisation der ß-Zellmembran, erklärte Professor Hans Peter Meißner aus Berlin. Durch dieses "Dauerfeuer" könnten manche Regelmechanismen nicht greifen. Repaglinid hingegen führe zu einer diskontinuierlichen, salvenartigen elektrischen Aktivität. Diese sei reversibel und störe die Regulationsmechanismen nicht.

Da Repaglinid über Leber und Galle ausgeschieden wird, bräuchten auch ältere Menschen mit verminderter glomerulärer Filtrationsrate Hypoglycämien nicht besonders zu fürchten, versicherte Dr. Rolf Renner, Klinikum München Bogenhausen. Kontraindiziert ist der Arzneistoff dadurch allerdings bei Lebererkrankungen; außerdem bei Kindern unter 12 Jahen, bei Schwangeren, bei Typ-1-Diabetikern und bei Patienten, die auf andere orale Antidiabetika nicht ansprechen. Das Nebenwirkungsspektrum ähnelt im übrigen dem der Sulfonylharnstoffe.

Repaglinid senkte die HbA1c-Werte um durchschnittlich 1,7 Prozentpunkte, die Nüchternzuckerwerte um ungefähr 60 mg/dl und die Zuckerwerte nach Glucosebelastung um 100 mg/dl. Es wirkt auf die HbA1c-Werte ebenso wie Glibenclamid und läßt sich gut mit Substanzen anderer Wirkmechanismen (zum Beispiel Metformin) kombinieren. In Arbeit sei eine Studie zur Kombination von Basalinsulin mit Repaglinid, sagte Dr. Peter Dambso von Novo Nordisk, Dänemark.

Typ-2-Diabetiker leiden unter Insulinmangel (verminderte Insulinsynthese und -sekretion), Insulinresistenz (verminderte Sensitivität der Rezeptoren) oder einer Kombination aus beidem. Repaglinid helfe bei Insulinmangel, erklärte Renner. Es hemmt ATP-sensitive Kaliumkanäle der ß-Zelle und führt zur Depolarisation der Membran. Der Calciumeinstrom nimmt zu, und damit die Abgabe von Insulin aus den Vesikeln ins Plasma. Da nur die Sekretion, nicht aber die Synthese des Insulins beeinflußt wird, wirkt Repaglinid nicht mehr, wenn die ß-Zellen kein Insulin mehr produzieren (zum Beispiel bei Typ-1-Diabetikern).

PZ-Artikel von Stephanie Czajka, Leipzig Top

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