Quinupristin-Dalfopristin und Risedronat |
29.05.2000 00:00 Uhr |
Als Reserve-Antibiotikum bei schweren grampositiven Infektionen kam die fixe Antibiotika-Kombination Quinupristin-Dalfopristin Anfang Mai auf den Markt. Breitere Anwendung wird der zweite Neuling, Risedronat, finden. Er ist zugelassen bei Osteoporose und Morbus Paget.
Mit der Kombination aus Quinupristin und Dalfopristin (30 : 70) steht in Deutschland erstmals ein parenteral applizierbares Streptogramin-Antibiotikum zur Verfügung. Allerdings können es nur Krankenhaus- und Krankenhaus versorgende Apotheken beziehen.
Synercid® (Aventis Pharma) ist geeignet bei nosokomialen Pneumonien, Haut- und Weichteilinfektionen und Infektionen mit Vancomycin-resistentem Enterococcus faecium (VREF). Es darf nur angewendet werden, wenn bekannt ist, dass die Infektion durch einen empfindlichen grampositiven Keim verursacht wurde, wenn kein anderes Antibiotikum wirksam und eine intravenöse Therapie angemessen ist. Das Reserve-Antibiotikum wird über einen zentralen Venenkatheter in 5-prozentiger Glukoselösung über 60 Minuten infundiert. Danach muss die Vene mit Glucoselösung gespült werden. Synercid ist inkompatibel mit Natriumchlorid-haltigen Lösungen.
Die Standard-Dosis beträgt 3 x 7,5 mg/kg KG täglich. Die Lösung muss strikt aseptisch aus der gefriergetrockneten Substanz hergestellt werden (10 ml-Durchstichflasche enthält 500 mg Pulver).
Das Antibiotikum steht seit 1993 im Rahmen eines Notfallprogramms zur Verfügung. In fünf klinischen Phase-III-Studien war die klinische und bakteriologische Wirksamkeit vergleichbar mit Standardantibiotika wie Betalactamen, Erythromycin, Aminoglykosiden und Vancomycin.
Streptogramine hemmen die bakterielle Proteinsynthese, indem sie an spezielle Proteine der 50S-Untereinheit des bakteriellen Ribosoms binden. Dadurch wird die ribosomale Funktion gestoppt, und die Zelle stirbt ab. Empfindlich sind vor allem grampositive Kokken, darunter Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus und Vancomycin-resistenter Enterococcus faecium. Damit schließt das neue Antibiotikum eine wichtige Lücke in der Therapie schwerer, lebensbedrohlicher Infektionen mit multiresistenten Problemkeimen.
Nach den ersten Bisphosphonaten Etidronat und Clodronat kamen die potenteren Amino-Verbindungen wie Alendronat, Ibandronat oder Pamidronat auf den Markt. Risedronat, das seit Ende Mai in den Apotheken verfügbar ist, gehört zur "neuen Generation" der Pyridinyl-Bisphosphonate (Actonel®, Procter & Gamble; Aventis Pharma). Die 5-mg-Filmtablette ist (wie Etidronat) zugelassen zur Behandlung der manifesten und zur Vorbeugung einer Osteoporose nach den Wechseljahren sowie bei postmenopausalen Frauen, die langfristig Glucocorticoide einnehmen. Die 30-mg-Tablette wird (wie zum Beispiel Pamidronat oder Tiludronat) bei Morbus Paget (Ostitis deformans) eingesetzt.
Alle Bisphosphonate leiten sich chemisch vom körpereigenen Pyrophosphat ab und hemmen die Knochen abbauenden Osteoklasten. Die aufbauenden Osteoblasten und die Knochenmineralisation bleiben erhalten. Natriumrisedronat wirkt ausgeprägt antiosteoklastär und antiresorptiv und erhöht dosisabhängig die Knochendichte und biomechanische Skelettfestigkeit.
In einer 3-jährigen Placebo-kontrollierten Studie mit rund 1200 postmenopausalen Osteoporose-Patientinnen reduzierte Risedronat das Risiko neuer Wirbelkörperfrakturen um 49 Prozent im Vergleich zur Kontrollgruppe. Das Risiko nicht-vertebraler Brüche sank um 33 Prozent. In einer weiteren großen Studie traten 41 Prozent weniger Wirbelfrakturen und 39 Prozent weniger andere Frakturen auf. Der neu gebildete Knochen war histologisch normal. In einer Ein-Jahres-Studie mit 224 Männern und Frauen unter Langzeit-Corticoidtherapie hielt Risedronat den Knochendichteverlust auf und senkte die Rate an Wirbelkörperbrüchen.
Signifikant mehr Morbus-Paget-Patienten sprachen auf Risedronat als auf Etidronat an (73 versus 15 Prozent, gemessen an der Serumkonzentration der alkalischen Phosphatase). 53 Prozent der Patienten blieben nach einer 2-monatigen Risedronat-Behandlung in biochemischer Remission (14 Prozent nach 6-monatiger Etidronat-Gabe).
Die Verträglichkeit war in allen Studien gut und unterschied sich kaum von Placebo.
Dies gilt auch für Ösophagitis und Ösophagus-Ulzera, die bei anderen Bisphosphonaten
auftraten. Dennoch gelten die Vorsichtsmaßnahmen: Die Tablette soll man im Sitzen oder
Stehen zusammen mit einem Glas Wasser schlucken, dann 30 Minuten lang nicht hinlegen. Da
die Bioverfügbarkeit auch bei Risedronat miserabel ist (0,63 Prozent) und durch Nahrung
noch weiter abnimmt, müssen die Tabletten unbedingt nüchtern eingenommen werden.
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