Pharmazie
Angeregt durch Verlauf und Diskussionen des zweiten
Pharmaceutical-Care-Symposiums der ABDA am 22. und 23. November
1997 in Frankfurt am Main ist es sinnvoll, auf der Grundlage der bisher
vorliegenden Ansätze und ersten Erfahrungen ein Ad-hoc-Programm zur
Einführung von Pharmaceutical Care vorzuschlagen. Diese Programm soll
es interessierten Apothekerinnen und Apothekern ermöglichen, unmittelbar
in die Umsetzung der Pharmazeutischen Betreuung einzusteigen.
Das Vorhandensein eines separaten Beratungsplatzes oder raums wird
vorausgesetzt. Die entsprechende, neuartige Patientendatei-Software für die
Datenkassen sowie ein Textprogramm erleichtern die Abläufe. Als Einsteig bietet
sich die Beratung interessierter, einzelner Patienten an. Anläßlich der Neuverordnung
beispielsweise eines ß-Blockers, werden durch das einführende Gespräch zwischen
Apotheker und Patient die Grundlagen gelegt, die Arzneimitteltherapie optimal
umzusetzen. Dabei sollte sowohl das Wissen des Patienten bezüglich seiner
Arzneimittelanwendung berücksichtigt werden, als auch seine Einstellungen und
Erwartungen integriert werden. Nur wenn er ausreichend informiert ist und das
pharmazeutische Personal auf seine ganz persönliche Situation und Sichtweise
eingeht, wird der Patient motiviert sein, das Medikament sicher anzuwenden und
sich als aktiver Partner für die eigene Gesundheit einzusetzen.
Einschätzung des Verständnisses und der Motivation
Die Motivation des Patienten sollte als Voraussetzung für die sachgerechte
Arzneimitteltherapie vom Apotheker eingeschätzt werden, um bereits im Vorfeld
Barrieren oder fehlerhafte Sichtweisen beim Patienten abzubauen. Dabei ergeben
sich vor allem bei chronisch Kranken verschiedene Ansatzpunkte:
- Schätzt der Patient seine Erkrankung richtig ein? Ist ihm bewußt, daß es sich
unter Umständen um eine ernste Erkrankung handelt, auch wenn er zur Zeit
wenig Beschwerden hat? Sieht er sich selbst als Kranker oder hat er aus
seiner Sicht nur eine vorübergehende Gesundheitsstörung?
- Wie bewertet der Patient die verschriebene Medikation? Glaubt er, daß das
Arzneimittel seine Erkrankung lindern oder heilen kann? Welche Erwartungen
verknüpft er mit seinem Arzneimittel?
- Sieht der Patient sich in der Lage, dem Therapieschema zu folgen? Braucht er
dabei die Unterstützung anderer Personen? Glaubt der Patient, daß er selbst
am Erfolg der Therapie mitwirken kann?
Die eigenen Erfahrungen des Patienten spielen bei einer Therapie eine besondere
Rolle. Die "Bewertung" seines Arzneimittels beruht auch auf seiner allgemeinen
Einstellung zu Arzneimitteln.
Vermittlung notwendiger Arzneimittelinformationen
Es werden die notwendigen Informationen zur Wirkung, Anwendung und zu
etwaigen Risiken und Nebenwirkungen des Medikaments sowie gegebenenfalls zur
Aufbewahrung unter Nutzung wirkstoffbezogener Beratungsempfehlungen vermittelt.
Dabei sollte zunächst erfragt werden, welche Informationen der Patient bereits vom
Arzt erhalten hat und ob Behandlungsziele mit dem Arzt vereinbart wurden. Die
Informationsweitergabe ist nur dann sinnvoll, wenn der Apotheker sich bemüht,
festzustellen, ob der Patient diese verstanden hat. Daher sollte am Ende der
Beratung die Bitte an den Patienten stehen, wichtige Informationen noch einmal mit
eigene Worten zu wiederholen.
Unterstützung des Patienten
Der Patient wir bei seiner Therapie durch sie Erstellung einer individualisierten,
schriftlichen Patienteninformation unterstützt, die die mündliche
Informationsvermittlung ergänzt. Es wir eine Datei für den Patienten erstellt sowie
eine erste Terminvereinbarung getroffen. Das einführende Beratungsgespräch kann
nur dann in die Pharmazeutische Betreuung übergeleitet werden, wenn weitere
Termine mit dem Patienten folgen. Dabei sollte eine langfristige Perspektive
entwickelt werden, die eine sinnvolle Unterstützung der Arzneimitteltherapie
ermöglicht. Diesen Ansatz stellen wir Ihnen im zweiten Teil in einer der nächsten
Ausgaben der PZ vor.
PZ-Artikel von Joachim Framm, Wismar, Frank Verheyen, Martin Schulz,
Eschborn
© 1997 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de