Pharmazie
Bei etwa vierzig bis sechzig Prozent aller Psoriasispatienten - das sind in
Deutschland schätzungsweise 1,6 Millionen Menschen - ist auch die
Kopfhaut befallen. Die bisher verfügbaren Antipsoriatika kann man hier nur
begrenzt einsetzen, da sie die Haare verkleben, schmieren, färben oder
unangenehm riechen. Seit kurzem ist eine Calcipotriol-Lösung im Handel,
die dieses Problem lösten könnte.
Die bereits im Januar zugelassene Lösung enthält das Vitamin-D3-Analogon
Calcipotriol als 0,005prozentige wässrig-alkoholische Lösung (Psorcutan®). Ein
Zusatz von Propylenglykol soll schwach rückfettend wirken, Hydroxypropylcellulose
erhöht die Viskosität, und Levomenthol soll angenehm riechen. Ein leichtes
Filmbildungsgefühl verschwindet rasch. Anwendungstip: Haare scheiteln, zwei
Tropfen Lösung auftragen, mit dem Finger verreiben und in die Kopfhaut
einmassieren. Anschließend Hände gut waschen.
Der Wirksamkeitsnachweis wurde in klinischen Studien mit insgesamt 788 Patienten
erbracht, sagte Dr. Sigbert Jahn von der Asche AG, Hamburg, bei der
Einführungspressekonferenz Ende April in München. 50 Prozent der Patienten und
58 Prozent der Ärzte konstatierten nach vierwöchiger Behandlung eine deutliche
Besserung der Symptome Rötung, Dicke und Schuppung der Haut. Allerdings
gaben je ein Viertel der Patienten und Ärzte das gleiche Urteil nach Placebotherapie
ab. In der Verträglichkeit unterschieden sich Verum- und Placebolösung nicht. Im
Vergleich zur bisherigen Standardtherapie der Kopfhautprosiasis mit
Glucocorticoiden (Betamethasonvalerat) schnitt das Vitamin-D3-Analogon im
Patienten- und Arzturteil schlechter ab (58 Prozent versus 76 Prozent Besserung).
Die Rezidivneigung war unverändert.
Bei schweren Fällen können Präparate kombiniert werden, erklärte Dr. Jörg C.
Prinz von der Universitätshautklinik München. Bei stark schuppender Psoriasis kann
mit Salicylsäure vorbehandelt und ab dem zweiten Tag Calcipotriol-Lösung
angewandt werden. Bei stark entzündlichen Herden setzt der Dermatologe zwei bis
drei Tage Steroide und dann Vitamin-D3-Analoga ein. Als Basispflege zwischen den
Schüben eignen sich rückfettende Salben oder Cremes ohne Duft- und
Konservierungsstoffe, auch mit Harnstoffanteil.
PZ-Artikel von Brigitte M. Gensthaler
© 1997 GOVI-Verlag
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