Pharmazie
Der Krebsimpfstoff BEC2 gegen kleinzellige Lungentumoren wird ab
April in einer von Merck, Darmstadt, geführten weltweiten Studie auf seine
Wirksamkeit am Menschen getestet. Der Impfstoff werde in
Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Unternehmen ImClone Systems
Inc. entwickelt, teilt das Darmstädter Unternehmen in einer Pressemeldung
mit.
Die Substanz soll in 80 Krebszentren in den USA, Australien und Europa - fünf
davon in Deutschland - an mehr als 800 Patienten getestet werden. Für diese
internationale Studie kämen Krebskranke in Frage, bei denen die Diagnose eines
kleinzelligen Lungenkarzinoms neu gestellt wurde.
In Deutschland befinden sich die Studienzentren für die Studie in Heidelberg,
Hamburg, Herne, Jena und München. Merck hat nach eigenen Angaben ab sofort
eine Hotline: 06151/723322 für Fragen der Patienten geschaltet. In einem Zeitraum
von 4 Jahren solle geprüft werden, inwieweit BEC2 ein Wiederauftreten des Tumors
nach erfolgreicher Chemotherapie beim Patienten verhindern könne.
Die Wirkweise des Impfstoffes beruhe auf einem das Immunsystem stimulierenden
Mechanismus, erläutert das Unternehmen. Die Immuntherapie nutze als Ansatzpunkt
ein Gangliosid auf der Krebszelle, das sich aus einem Zucker und Ceramid
zusammensetzt. Dieses Gangliosid werde von den körpereigenen Abwehrzellen zwar
nicht als Fremdkörper erkannt, es könne jedoch als Zielstruktur für eine von BEC2
ausgelöste Reaktion dienen. Der in BEC2 enthaltene monoklonale Antikörper,
dessen Struktur diejenige des Gangliosids imitiert, soll die körpereigenen
Abwehrzellen für die Existenz von Strukturen auf der Tumorzelloberfläche
sensibilisieren, um die Tumorzellen schließlich abzutöten. In Westeuropa sei
Lungenkrebs mit zirka 200.000 Patienten im Jahr die häufigste aller
Krebserkrankungen. Das kleinzellige Lungenkarzinom mache etwa 25 Prozent
davon aus.
Artikel von der PZ-Redaktion
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