Neue Studien zu Herceptin |
27.03.2000 00:00 Uhr |
BRUSTKREBS
Nachdem internationale Studien die Wirksamkeit des monoklonalen Antikörpers Trastuzumab (Herceptin) beim metastasierenden Mammakarzinom belegt haben, sind nun auch in Deutschland drei klinische Studien mit dem humanisierten Immunglobulin angelaufen. Experten stellten auf dem 24. Kongress der Deutschen Krebsgesellschaft während einer Pressekonferenz von Roche die Untersuchungen vor.
Im Januar ist eine Phase-II-Studie zur Kombination Epirubicin/Cyclophosphamid mit Herceptin angelaufen, berichtete Professor Dr. Gerhard Schaller von der Frauenklinik und Polyklinik in Berlin. Die von der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie in Zusammenarbeit mit Hoffmann-La Roche initiierte Untersuchung soll vor allem Ergebnisse zur Kardiotoxizität dieser Kombination liefern.
In der Studie, die zur Zulassung des Antikörpers in den USA geführt hatte, war die Kombination Doxorubicin/Cyclophosphamid mit Herceptin der alleinigen Chemotherapie zwar überlegen, bei einigen Patientinnen kam es allerdings zu kardialen Zwischenfällen. Epirubicin, das 4-Epimer des Doxorubicins, ist bei den eingesetzten Mengen weniger herzschädigend. Die Experten hoffen, dadurch die Nebenwirkungen zu reduzieren. Zunächst sollen 25 Patientinnen die Therapie erhalten und intensiv vor allem auf kardiotoxische Nebenwirkungen beobachtet werden. Erweist sich die Therapie als sicher, will man insgesamt 250 Frauen in die Studie aufnehmen.
Die zweite in Deutschland initiierte Studie prüft die Kombination von Herceptin mit Docetaxel (Taxotere) in der First-line-Therapie beim metastasierten Mammakarzinom. Aufgenommen werden Patientinnen, die adjuvant Anthrazykline erhalten haben. Ziel der von Hoffmann-La Roche und Aventis gemeinsam initiierten Untersuchung ist es, Effektivität und Toxizität der Kombination bei Anthrazyklin-vorbehandelten Frauen zu prüfen sowie die Wirksamkeit zweier unterschiedlicher Applikationsformen des Taxans zu testen. In der amerikanischen Studie hatte sich gezeigt, dass die Kombination Paclitaxel(Taxol)/Herceptin ähnlich gut wirkt, aber weniger kardiotoxische Zwischenfälle provoziert, als die Kombination Doxorubicin/Cyclophosphamid/Herceptin. Von Docetaxel erhoffen sich die Initiatoren der neuen Studie eine im Vergleich zu Paclitaxel gesteigerte Wirksamkeit.
Die dritte Studie unter der Leitung der Universitätsfrauenklinik in Kiel prüft Verträglichkeit und Effizienz einer Herceptin-Monotherapie bei Patientinnen mit Metastasen, die zuvor mindestens eine Chemotherapie erhalten hatten.
Herceptin ist bereits in den USA, der Schweiz und einigen anderen Ländern für die Therapie des metastasierten Mammakarzinoms mit HER2-Überexpression zugelassen. Bei HER2 handelt es sich um ein Protein, das den Tumorzellen ständig das Signal zur Zellteilung gibt. Patientinnen, deren Tumoren den Rezeptor in großen Mengen auf der Oberfläche tragen, haben besonders schlechte Aussichten. Die Tumoren wachsen sehr schnell und verhalten sich besonders aggressiv. Voraussetzung für die Behandlung mit Herceptin ist der Nachweis einer Überexpression des Rezeptors auf den Tumorzellen.
In den bisherigen Studien hatte die Kombination von Herceptin mit Zytostatika bei Patientinnen mit metastasiertem Mammakarzinom die Ansprechrate erhöht, die Lebensdauer verlängert und die Sterberate gesenkt. Hoffmann-La Roche rechnet im Herbst mit der Zulassung in Deutschland.
Brusterhaltende Operation
Noch vor 30 Jahren hielten Experten die radikale Mastektomie einschließlich Entfernen des Brustmuskels für unbedingt notwendig, um eine Ausbreitung des Tumors zu verhindern, berichtete Professor Dr. Gerhard Schaller. Inzwischen haben zahlreiche Untersuchungen gezeigt, dass nur bei etwa einem Drittel aller Patientinnen tatsächlich die Brust vollständig entfernt werden muss. Bei mehr als zwei Dritteln der betroffenen Frauen können Chirurgen die Brust inzwischen erhalten. Abhängig von den Gewebeeigenschaften des Tumors müssen sich die Frauen anschließend einer Bestrahlung und/oder Chemotherapie unterziehen.
Der Tumor darf dafür im Verhältnis zur Brust nicht zu groß sein. Außerdem sollte
sich der Knoten gegenüber der darunterliegenden Muskulatur bewegen lassen, und er sollte
nicht in die Haut eingewachsen sein. Voraussetzung für eine brusterhaltende Therapie ist
die rechtzeitige Diagnose.
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