Was bald Allergikern blüht |
22.03.1999 00:00 Uhr |
Die Frühblüher Erle und Hasel tragen bereits zartes Grün und treiben schon jetzt einige Heuschnupfen-Geplagte in Deutschlands Apotheken. Rechtzeitig mit der Therapie zu beginnen, ist wichtig. Denn ohne Behandlung verschlechtern sich die Beschwerden schnell. Schätzungen besagen, daß etwa jeder dritte bis vierte Heuschnupfen-Patient an allergischem Asthma erkranken wird.
Bedeutend für die Offizin ist die Therapie der saisonalen allergischen Rhinokonjunktivitis. Sie orientiert sich am Beschwerdegrad. Bei nur leichtem Nies- und Juckreiz, leicht geschwollenen Nasenschleimhäuten sowie schwacher Augenbeteiligung ist eine vorbeugende Therapie mit Mastzellstabilisatoren wie Cromoglicinsäure zu empfehlen. Alternativ können topische Antihistaminika in Form von Augentropfen oder Nasenspray gegeben werden. Nehmen die Beschwerden zu, sind orale Antihistaminika und inhalative Steroide angezeigt.
Die größte Bedeutung in der Selbstmedikation haben die Antihistaminika. Dabei ist deren Bezeichnung irreführend oder zumindest nicht ganz vollständig. H1-Antihistiminika der zweiten Generation inhibieren nicht nur die Histaminfreisetzung, sondern besitzen auch direkte antiinflammatorische Effekte. So hemmt beispielsweise Azelastin (Allergodil® und andere) nach Aussage des Herstellers Asta Medica die Bronchokonstriktion, beeinflußt die Calciumfreisetzung im Cytoplasma, reduziert die Leukotrien- und die PAF-(Platelet Aggregation Faktor)freisetzung und senkt die Konzentration vom Adhäsionsmolekül ICAM-1 sowie der Eosinophilen.
Histaminhemmung allein reicht nicht
Eine allergische Reaktion nimmt durch die Mastzelldegranulation ihren Lauf. Die Ausschüttung von Histamin, Leukotrienen und anderen Mediatoren bedingt die typischen Symptome. Während Histamin vor allem für den Niesreiz und für die Sekretion verantwortlich ist, lassen Leukotriene die Schleimhaut anschwellen, bewirken eine noch stärkere Schleimbildung und sind an der Bildung von eosinophilen Granulozyten beteiligt. Eine Kombination der Wirkprinzipien herkömmlicher Antihistaminika und Leukotrien-Antagonisten, wie sie beispielsweise Azelastin zeige, sei daher sinnvoll.
Azelastin ist als Tablette, Nasenspray und seit Februar 1999 auch als Augentropfen erhältlich. Aufgrund seiner positiven Wirkungen, auch bei gering- bis mittelgradigen Asthmasymptomen, und seiner Zulassung in Deutschland als Adjuvans in der Asthmatherapie eigne sich Azelastin oral besonders für Patienten, die neben der Rhinitis auch unter einer bronchialen Hyperreagibilität beziehungsweise manifesten Asthmasymptomen leiden, meldet das Herstellerunternehmen. Biopsien der Bronchialschleimhaut zeigten, daß die Therapie das entzündliche Infiltrat der Bronchialschleimhaut mit Eosinophilen und aktivierten T-Lymphozyten signifikant reduziert. Als erstes Anzeichen, daß ein Etagenwechsel von den oberen zu den unteren Atemwegen bevorsteht, gilt ein leichter trockener Reizhusten während der Pollensaison, ausgelöst durch eine Überempfindlichkeit der Bronchien.
Desensibilisierung
Der Erfolg einer spezifischen Immuntherapie bei Heuschnupfen ist dann am größten,
wenn die Patienten nur gegen eines oder wenige Allergene sensibel reagieren. Außerdem
sollten die Patienten jünger als 50 Jahre sein, und die Erkrankung sollte nicht länger
als fünf bis sieben Jahre bestehen. Bei Heuschnupfen-Geplagten, die auf die im Mai
blühenden Gräser- und Getreidepollen allergisch reagieren, kann jetzt noch mit der
Kurzzeit-Desensibilisierung begonnen werden. Dabei werden sieben Injektionen in
wöchentlichem Abstand gespritzt.
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