Pharmazeutische Zeitung online

Jeden tag fünf offene Fragen

01.02.1999  00:00 Uhr

- Pharmazie Govi-Verlag PHARMACON DAVOS

Jeden tag fünf offene Fragen

von Christiane Berg, Davos

Fast 20 Prozent der Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland leiden regelmäßig an Migräneattacken. Es sind gerade in der Altersstufe von 30 bis 45 mehr Frauen als Männer betroffen, sagte Sabine Skwara, Hamburg. Charakteristisch für Migräne sei der stechende, bohrende, extrem starke Schmerz, der in der Regel einseitig beginnt, doch innerhalb einer Attacke die Seite wechseln und später auch beidseitig auftreten kann.

Zu 65 Prozent trete der Schmerz fokussiert über dem Auge auf. Als Trigger-Faktoren schilderte Skwara Streß, helles, grelles Licht, laute Geräusche, starke Gerüche, zu viel, aber auch zu wenig Schlaf, Nahrungsmittel wie Schokolade, diverse Käsesorten, Zitrusfrüchte, Alkohol, Tee und Kaffee, das Wetter (Luftdruckabfall, Höhenveränderungen, Wetterumschwung und Föhn) sowie schwankende Hormonspiegel. Nach den Wechseljahren nähme die Häufigkeit der Migräneattacken bei Frauen ab.

Die Patienten beklagen den " Totalausfall" und unvorstellbare Qualen oftmals vergesellschaftet mit Übelkeit und Erbrechen. Sie sind in ihrem Lebensgefühl stark beeinträchtigt, so Skwara. Den Auslösern der Migräneattacken müsse man mit medizinischem Spürsinn nachgehen, um sie dann meiden zu können.

Nach Abgrenzung der Migräne zu Spannungs- und Schmerzmittel-bedingtem Kopfschmerz schilderter die Referentin den Verlauf von Migränenanfällen. Einer Vorbotenphase von meist ein bis zwei Tagen mit Änderung des Schlafverhaltens und Stimmungsschwankungen folge zumeist die Auraphase (30 bis 60 Minuten). Diese sei geprägt von Gesichtsfeldeinschränkungen und anderen Ausfallerscheinungen wie Gefühlsstörungen, Lähmungen, Doppelbildern, Gleichgewichts- und Sprachstörungen und werde von der Kopfschmerzphase abgelöst.

Behandlungsschema der akuten Attacke

Skwara zeigte das Behandlungsschema der akuten Migräneattacke auf: Verhaltensänderung (Rückzug, Ruhe, Schlaf, Dunkelheit, Kühlung). Bei Erbrechen und Übelkeit gehe es darum, die Magen-Darm-Funktion anzuregen (20 mg Metoclopramid, 10 bis 20 mg Domperidon). Bei leichter Migräne oder Kopfschmerzen seien 1000 mg Acetylsalicylsäure, 500 bis 1000 mg Paracetamol oder 400 mg Ibuprofen angezeigt. Bei starker Migräne seien Triptane (Sumatriptan, Naratriptan, Zolmitriptan) oder Mutterkornalkaloide (Ergotamin 2 bis maximal 4 mg pro Tag) indiziert.

Karin Mühlbauer, Eschborn, verwies auf Probleme aus der Patientenperspektive, die den Therapieverlauf bestimmen können und die im Rahmen der pharmazeutischen Betreuung Berücksichtigung finden müssen: Angst vor sozialer Isolation, Angst, eine Last zu sein, Angst vor neuen Attacken, Mißtrauen in die Therapie, Unwissenheit über die Erkrankung, Angst vor limitierter Leistungsfähigkeit, Bedürfnis nach mehr Aufmerksamkeit.

Arzneimittelbezogene Probleme können durch ungeeignete oder falsche Arzneimittel, durch Über- und Unterdosierung, Kontra- und Interaktionen entstehen, so Mühlbauer, die der strukturierten Betreuung des Patienten große Bedeutung zumißt. Man könne mit dem Patienten über offene Fragen, auf die man nicht mit Ja oder Nein antworten kann, in das Gespräch kommen: Wie oft haben Sie Kopfschmerzen? Wieviel Tabletten nehmen Sie pro Tag? Welche Arzneimittel nehmen Sie ein? Wie sind Sie mit der Wirkung zufrieden?

Pharmazeutische Betreuung als Marketing-Instrument

"Pharmaceutical Care ist ohne ein großes EDV-Programm möglich, auch wenn ein solches zweifelsfrei wünschenswert wäre", bestätigte Sabine Gnekow, Hamburg, die Pharmazeutische Betreuung als Marketing-Instrument empfahl. Eine Dokumentation der Patientenstammdaten, Art und Länge des Gesprächs, Medikation sowie der erbrachten Leistungen sei unumgänglich, jedoch ohne große Probleme machbar.

Innerhalb des Apothekenteams sollte der Betreuer eines Patienten nicht wechseln, das Apothekenteam müsse wissen, wer wen betreut, betonte die Referentin. Beratungstermine müssen rechtzeitig und verläßlich vereinbart werden (Terminkarte), Gespräche müssen vor und nachbearbeitet werden. Sie schilderte positive Erfahrungen auch mit telefonischen Nachfragen, die beim Patienten oftmals auf große Resonanz stoßen.

Gnekows Tip zum Einstieg in Pharmaceutical Care bei Migräne: Fragen Sie beim Analgetikaverkauf offensiv nach und geben Sie in Ihrer Apotheke die Parole "Jeden Tag fünf offene Fragen" aus. Damit sei ein großer Schritt bereits getan.. Top

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