Pharmazeutische Zeitung online

Wechselwirkungen mit systemischen Antimykotika

13.01.1997  00:00 Uhr

- Pharmazie

  Govi-Verlag

Wechselwirkungen mit systemischen Antimykotika

 

Allylamin-Antimykotika wie Terbinafin wirken über eine Hemmung der Squalenepoxidase in der Zellmembran der Pilze; Resultat ist die Hemmung der Ergosterolsynthese. Ergosterolinmangel und intrazelluläre Ansammlung von Squalen führen zum Tod der Pilzzelle (fungizide Wirkung). Auch die Gruppe der Azol-Antimykotika hemmt die Ergosterolsynthese, allerdings über die Cytochrom P 450-abhängige Lanosterol-14-Demethylase. Azole haben daher das Potential, den Metabolismus von Hormonen oder anderen Arzneistoffen zu beeinflussen, da viele Substanzen über die humanen Cytochrom P 450-Enzyme metabolisiert werden.

Über die Wechselwirkungen der Azole mit anderen Arzneistoffen liegen zahlreiche Studien vor. So haben beispielsweise Untersuchungen der Interaktion mit dem nicht sedierenden Antihistaminikum Terfenadin gezeigt, daß dessen Pharmakokinetik durch Fluconazol und Ketoconazol beeinflußt wird: Ketoconazol erhöht die Plasmaspiegel von nicht metabolisiertem Terfenadin und führt damit zu kardialen Repolarisationsstörungen, insbesondere zur Verlängerung des QT-Intervalls. Fluconazol nimmt dagegen keinen Einfluß auf das QT-Intervall, senkt aber die Clearance des Carboxylsäure-Metaboliten von Terfenadin.

Auswirkungen auf gleichzeitige Antihistaminikagabe

In der Zeitschrift "Clinical Pharmacology and Therapeutics ", 1996, Vol. 59, wird eine placebokontrollierte Crossover-Studie zu pharmakokinetischen und -dynamischen Wechselwirkungen zwischen Terbinafin und Terfenadin vorgestellt: Die Mehrfachgabe des Allylamin-Antimykotikums über elf Tage vor und während der Einnahme von Terfenadin beeinflußte die Pharmakokinetik des Anthistaminikums nur wenig. Für den Säuremetaboliten wurde die Fläche unter der Konzentrations-/Zeitkurve, die Spitzenkonzentration und die Eliminationshalbwertszeit nicht signifikant beeinflußt.

Nach Gabe von Ketoconazol oder Fluconazol waren die Werte erhöht. Während Terbinafin die Konzentration des Terfenadin-Säuremetaboliten geringfügig reduzierte, stieg sie unter Ketoconazol auf den fünffachen Wert an. Die Clearance wurde unter Terbinafin nicht wesentlich beeinflußt. Daher kommt es nicht zu einer Terfenadin-assoziierten Verlängerung des QT-Intervalls bei der gleichzeitigen Gabe von Terbinafin. Ein Anhaltspunkt für eine Kontraindikation der gemeinsamen Verabreichung beider Substanzen wurde daher nicht gefunden. Diese Beobachtung steht im Kontrast zu der Häufung von Rhythmusanomalien unter Ketoconazol oder Itraconazol.

Azol oder Allylamin plus Benzodiazepin

Fluconazol, aber nicht Terbinafin, steigert die Wirkung von Triazolam durch Hemmung seines Metabolismus: So lautet das Ergebnis einer Studie, die 1996 im "British Journal of Pharmacology", Vol. 41, vorgestellt wurde. In der doppelblinden, randomisierten Crossover-Studie wurden die Interaktionen der beiden Antimykotika Fluconazol beziehungsweise Terbinafin mit dem Benzodiazepin-Hypnotikum Triazolam untersucht.

Zwölf Probanden erhielten 100 mg Fluconazol, 150 mg Terbinafin oder Placebo einmal täglich oral über vier Tage. Am vierten Tag bekamen sie einmalig 0,25 mg Triazolam. Die Plasmaproben wurden untersucht, die pharmakodynamischen Effekte wurden bis zu 17 Stunden nach Einnahme des Benzodiazepins gemessen.

Fluconazol verdoppelte die Fläche unter der Triazolam-Konzentrations-/Zeitkurve und die Eliminationshalbwertszeit von Triazolam. Die Spitzenkonzentration des Hypnotikums wurde ebenfalls signifikant erhöht. Gegenüber Placebo waren in der Fluconazol-Phase die pharmakodynamischen Effekte signifikant erhöht. Terbinafin hatte dagegen keinen signifikanten Einfluß auf die Pharmakokinetik oder Pharmakodynamik von Triazolam.

Die Autoren der Studie kommen zu dem Schluß, daß Triazolam in normaler Dosierung mit Torbinafin verabreicht werden kann. Sie mahnen aber zur Vorsicht beim gleichzeitigen Einsatz von Fluconazol, dessen Interaktion mit Triazolam, obwohl geringer als die von Ketoconazol oder Itraconazol, klinisch signifikant ist.

Artikel von der PZ-Redaktion

   

© 1996 GOVI-Verlag
E-Mail:
redaktion@govi.de

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa