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Keine Vorteile für dieHochdosis-Chemotherapie

Datum 23.11.1998  00:00 Uhr

- Pharmazie

Govi-Verlag

Keine Vorteile für die Hochdosis-Chemotherapie

Zwischen verabreichter Chemotherapeutika-Dosis und der Verminderung der Tumormasse besteht eine direkte Beziehung. Dies ist die Voraussetzung für die Hochdosistherapie mit Zytostatika. Bei der Therapie maligner Tumoren werden maximale, hinsichtlich der Organtoxizität jedoch tolerable Dosen zytotoxischer Pharmaka appliziert. Mitunter werden die Patienten gleichzeitig auch bestrahlt. Dabei nimmt man in Kauf, daß das hämatopoetische System zerstört wird, und später eine Transplantation hämatopoetischer Stammzellen nötig ist.

Neuere Richtlinien empfehlen, innerhalb kürzester Zeit eine Induktionstherapie und auch die eigentliche Hochdosistherapie durchzuführen. Die Dosissteigerung und damit die Möglichkeit, ein maximales Ansprechen zu erzielen, ist in erster Linie durch die Zerstörung der Hämatopoese limitiert. Wenn bei besonders chemosensitiven Tumoren eine maximale Wirkung durch Einsatz einer sogenannten Hochdosis-Chemotherapie erreicht werden soll, wird zwangsläufig das hämatopoetische System zerstört. Dann können die Patienten nur überleben, wenn Stammzellen transplantiert werden. Diese können dem Patienten vor der Therapie entweder aus dem Knochenmark (Knochenmarktransplantation) oder aber unter bestimmten Bedingungen aus dem peripheren Blut (periphere Stammzelltransplantation PBSC-T) entnommen werden.

Bei der PBSC-T verwendet man mobilisierte Stammzellen, die ins periphere Blut gelangt sind. Normalerweise befindet sich nur eine winzige Menge dieser Stammzellen im Blut. Bei starker Stimulation der Hämatopoese, zum Beispiel in der Erholungsphase nach Chemotherapie oder bei Gabe von hämatopoetischen Wachstumsfaktoren, können die Stammzellen jedoch auch ins Blut mobilisiert werden und dort zirkulieren.

Die zusätzliche Gabe von hämatopoetischen Wachstumsfaktoren wie dem Granulozyten-Colonie-stimulierenden-Faktor (G-CSF) führt zu einer deutlich größeren Anzahl von Progenitorzellen im Blut und gleichzeitig zu deren früheren Erscheinen. Mittels ambulant durchgeführter Blutzellseparation (Leukapherese) können die Zellen zum Zeitpunkt ihres Erscheinungsgipfels einfach aus Patientenblut gewonnen und bis zur späteren Transplantation tiefgefroren werden. Verglichen mit der früher durchgeführten autologen Knochenmarkstransplantation hat dieses Verfahren wesentliche Vorteile: Es muß kein Eingriff unter Narkose vorgenommen werden, die Vorbestrahlung des Beckens ist nicht kontraindiziert und vor allem erholt sich die Blutbildungen viel schneller innerhalb von 10 bis 14 Tagen nach Hochdosistherapie.

Die Patienten erhalten also zunächst eine Standarddosis-Chemotherapie als Induktionsbehandlung und anschließend einen hämatopoetischen Wachstumsfaktor; in der Regel G-CSF (1).

Mit dieser Methode werden bereits Hochrisiko-Brustkrebspatientinnen behandelt. Die Therapie ist allerdings sehr teuer und weist ein gewisses Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko auf. Es gilt inzwischen als unbestritten, daß maligne Zellen auch Präparate von PBSC kontaminieren und wahrscheinlich zu einem Rezidiv bei einigen Erkrankungen beitragen können.

Unkontrollierte Studien zeigen jedoch: Die Hochdosis-Chemotherapie bei Patienten mit fortgeschrittenem Brustkrebs und multiplen Metastasen in den axillaren Lymphknoten bringt Vorteile. Es existieren hierzu aber bislang keine randomisierten Studien, die eine Überlegenheit gegenüber einer konventionellen Chemotherapie belegen.

Rodenhuis und Kollegen prüften jetzt deshalb diese Therapieform in einer randomisierten Phase-II-Studie (2). Sie gaben 97 brustkrebskranken Frauen, die jünger als 60 waren und deren Lymphknoten auch befallen waren, zunächst Cyclophosphamid (500 mg/m²), Epirubicin (120 mg/m²) und 5-Fluorouracil (500 mg/m²) einmal wöchentlich über drei Wochen.

Nach der operativen Entfernung von Tumor und Lymphknoten erhielt ein Teil der stabilen Patientinnen oder derjenigen, die auf die Primärchemotherapie ansprachen, randomisiert weiterhin eine konventionelle Chemotherapie (vier Zyklen der oben genannten Initialtherapie gefolgt von einer Bestrahlung und einer zweijährigen Therapie mit Tamoxifen, falls sich der Tumor als estrogenpositiv erwies). Die restlichen Frauen bekamen die gleiche Therapie, ergänzt durch eine Gabe von 300 µg Filgrastim und eine auf vier Tage verteilte Hochdosistherapie mit 6 g/m² Cyclophosphamid, 480 mg/m² Thiotepa und 1600 mg/m² Carboplatin und die unterstützende Gabe von peripheren Stammzellen.

Kriterium für die Beurteilung des Therapieerfolges beider Strategien war die absolute und erkrankungsfreie Überlebenszeit. Kein Patient starb an den toxischen Effekten der Chemotherapie. Bei einer Nachbeobachtungszeit von insgesamt 49 Monaten lag die Gesamtüberlebensrate bei 75 Prozent, wobei 54 Prozent der Patientinnen nicht erneut erkrankten. Zwischen den Patientinnen beider Gruppen ergab sich kein signifikanter Unterschied.

Die Hochdosis-Chemotherapie ist mit erheblichen Kosten, Nebenwirkungen sowie möglicherweise mit irreversiblen Langzeitschäden verbunden. Sie kann jedoch entsprechend dieser Studienergebnisse die Prognose der Patientinnen nicht verbessern. Die Hochdosis-Chemotherapie sollte deshalb bis zum Vorliegen positiver Befunde aus Phase-III-Studien außerhalb von randomisierten Studien nicht mehr zur adjuvanten Therapie des Brustkrebses eingesetzt werden.

PZ-Artikel von Wolfgang Kämmerer, Wiesbaden

Quelle: (1) Kanz, L., Internist 38 (1997) 1045-49.
(2) Rodenhuis, S. et al., Lancet 352 (1998) 515-21.
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