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Zulassung für den AT1-Blocker Irbesartan erteilt

Datum 13.10.1997  00:00 Uhr

- Pharmazie

Govi-Verlag

Zulassung für den AT1-Blocker Irbesartan erteilt

Ein ideales Antihypertensivum sollte den Blutdruck über 24 Stunden senken, möglichst nicht kumulieren und weitgehend nebenwirkungsfrei sein. Diesen Forderungen scheinen die Angiotensin-II-Rezeptor-Antagonisten nahezu gerecht zu werden. Ein neuer Vertreter aus der Reihe dieser auch als AT1-Blocker bezeichneten Substanzen ist Irbesartan, das vor kurzem europaweit die Zulassung zur Behandlung der Hypertonie erhielt.

Neu in der Therapie der Hypertonie ist mit Einführung der AT1-Blocker die Möglichkeit einer wirksamen Blutdruckreduktion ohne Nebenwirkungen. Der Grund dafür dürfte die hochselektive Bindung an den Angiotensin-Rezeptorsubtyp AT1 sein, womit verhindert wird, daß Angiotensin II seine pathophysiologische Wirkung über diesen Rezeptor vermitteln kann.

Wie Professor Dr. Thomas Unger, Kiel, auf einem Satellitensymposium im Rahmen des XIX. Kongresses der European Society of Cardiology in Stockholm erläuterte, besitzen die AT1-Blocker die gleiche hämodynamische Wirkung wie die ACE-Hemmer. Sie weisen jedoch einige Vorteile gegenüber diesen altbewährten Substanzen auf:

O Im Gegensatz zu den ACE-Hemmern erhöhen AT1-Blocker nicht die Bradykinin-Konzentration, was als Ursache für den typischen trockenen ACE-Hemmer-Husten angesehen wird.

O Die AT1-Blocker hemmen auch das über ACE-unabhängige Synthesewege gebildete Angiotensin II (zum Beispiel das über das Chymase synthetisierte), welches unter ACE-Hemmertherapie unvermindert wirken kann.

O Die Blockade des AT1-Rezeptors geht aber auch nicht ganz spurlos vorbei. Ist der Rezeptor besetzt, erhöht sich die Plasmakonzentration von Angiotensin II. Auch dies wertete Unger als Vorteil, da nun Angiotensin II an einen anderen Rezeptor vermehrt binden kann: den AT2-Rezeptor. Die Bindung von Angiotensin II an AT2 wirkt nämlich antagonistisch zur Bindung an den AT1-Rezeptor. Die erhöhte AT2-vermittelte Aktivität von Angiotensin II könnte somit laut Unger die Wirkung der AT1-Rezeptorblockade verstärken und für eine zusätzliche Vasodilatation sorgen.

Besonderheiten des neuen Blutdrucksenkers

Irbesartan ist ein neuer Vertreter unter den AT1-Blockern, der gemeinsam von Bristol-Myers Squibb und Sanofi entwickelt wurde (Karven, Aprovel). Unter den Angiotensin-II-Rezeptor-Antagonisten besitzt der Neuling die höchste, von der Nahrungsaufnahme unabhängige Bioverfügbarkeit (60 bis 80 Prozent) sowie die längste Halbwertszeit (11 bis 15 h) und kann daher als einmal tägliche Dosis gegeben werden. Auch ist die Proteinbindung von Irbesartan unter den "Sartanen" am niedrigsten. Laut L. M. Ruilope, Madrid, ist daher die Wahrscheinlichkeit klinisch relevanter Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten geringer. Wie Ruilope berichtete, wird Irbesartan auch von sehr hohen Angiotensinkonzentrationen nicht vom Rezeptor verdrängt, da es sich um eine nicht-kompetitive Hemmung handelt.

Bezüglich Nebenwirkungen gibt es keine signifikanten Unterschiede zwischen Placebo und Irbesartan, wie mehrere placebokontrollierte Studien belegen. Bemerkenswert sei außerdem die langfristige Wirksamkeit einer Monotherapie mit Irbesartan. So konnte bei 69 Prozent von insgesamt 171 Patienten mit einem durchschnittlichen diastolischen Blutdruck von 102 nach einer Therapiedauer von zwölf Monaten der diastolische Blutdruck auf Werte unter 90 mmHg gesenkt werden.

Irbesartan im Vergleich: besser verträglich

In Vergleichsstudien erwies sich Irbesartan als mindestens genauso effektiv wie Atenolol, Amlodipin und Enalapril. Auffallend in allen Vergleichsstudien war jedoch die wesentlich bessere Verträglichkeit des Angiotensin-II-Antagonisten. In der Vergleichsstudie mit Amlodipin wurde deutlich, daß Irbesartan auch einen renoprotektiven Effekt besitzt.

Kardioprotektive Wirkung nachgewiesen

Eine antihypertensive Therapie beginnt zwar mit der Reduktion des Bluthochdrucks. Von einem modernen Antihypertensivum wird beute allerdings auch gefordert, daß es kardioprotektiv ist. Da die Bindung von Angiotensin II an den AT1-Rezeptor nicht nur vasokonstriktorisch wirkt, sondern auch wachstumsstimulierende Effekte an Herz, Niere und Blutgefäßen in Gang setzt, sollte eine Blockade der Angiotensinwirkung genau wie eine Reduktion der Angiotensin-II-Konzentration (wie unter ACE-Hemmer-Therapie) eine Schutzfunktion haben.

Daß dies tatsächlich der Fall ist, hat die Vergleichsstudie mit Atenolol gezeigt: Nach einer Therapiedauer von 48 Wochen konnte unter Irbesartan im Durchschnitt die linksventrikuläre Masse stärker als unter Atenolol reduziert werden. Eine Regression der Linksherzhypertrophie war laut H. Pouleur, Princeton/USA, unter Therapie mit dem AT1-Blocker auch schneller zu erzielen. Dieses Ergebnis kam nicht durch eine stärkere Blutdrucksenkung in der Irbesartangruppe zustande und muß daher auf anderen Mechanismen beruhen.

PZ-Artikel von Anita Schweiger, Stockholm Top

 

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