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Hormone für Herz und Knochen

05.10.1998  00:00 Uhr

- Pharmazie

Govi-Verlag

Hormone für Herz und Knochen

Neben der erfolgreichen Behandlung klimakterischer Beschwerden verspricht die postmenopausale Hormonsubstitutionstherapie (HST), die Gefahr kardiovaskulärer Erkrankungen, osteoporotischer Frakturen oder eines Endometrium-Karzinoms zu verringern. Dem Nutzen der HST steht eine geringe Akzeptanz gegenüber. Sie wird vor allem durch Ängste vor erhöhtem Brustkrebs- und Embolierisiko begründet. Die Referenten appellierten auf einer Presseveranstaltung der Firma Opfermann an Fachpresse und Ärzte, diese Vorbehalte zwar ernst zu nehmen, ihnen aber mit gutem Wissensstand und differenzierter Beratung entgegenzutreten.

46 Prozent der postmenopausalen Frauen entwickeln eine kardiovaskuläre Erkrankung, dagegen nur 10 Prozent ein Mammakarzinom, berichtete Professor Dr. J. Matthias Wenderlein, Ulm. Die kardiovaskuläre Mortalität sei zehnmal höher als die Brustkrebsmortalität. Das Risiko, nach den Wechseljahren einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall zu erleiden, könne durch langjährige Estrogengabe gemindert werden.

Die Häufigkeit einer Brustkrebserkrankung nehme unter einer Estrogentherapie zwar minimal zu, das Risiko, an der Erkrankung zu sterben, verringere sich aber gleichzeitig. Dieses Phänomen wurde kürzlich in der Fachzeitschrift Lancet als Ergebnis einer Reanalyse von 51 Studien aus den letzten 17 Jahren veröffentlicht. Es erklärt sich dadurch, daß Estrogene die Tumorbildung nicht induzieren, sondern lediglich das Wachstum eines vorhandenen Geschwürs beschleunigen. Er kann dann früher diagnostiziert und behandelt werden.

Zur kardioprotektiven Wirkung der Hormontherapie tragen viele Einzeleffekte bei. Das Gesamtcholesterol wird gesenkt, das atherogene LDL wird nachhaltig reduziert, die HDL-Werte steigen an. Hinzu kommen eine estrogenvermittelte Gefäßdilatation und antioxidative Eigenschaften. Nach Auffassung von Wenderlein könne auch noch in höherem Lebensalter mit einer Hormontherapie begonnen werden.

Bei Risiko Langzeitprophylaxe

Zahlreiche Studien belegen, daß die Hormonsubstitutionstherapie bei postmenopausalen Frauen den Knochenumbau normalisiert und Verluste an Knochenmasse aufhält. Wie Professor Dr. Johann Ringe aus Leverkusen ausführte, erlischt aber der prophylaktische Effekt einer fünf- bis siebenjährigen postmenopausalen Hormonanwendung einige Jahre nach Ende der Therapie. Bei 75jährigen ehemaligen Anwenderinnen sei ein Nutzen nicht mehr nachweisbar. Gerade ab diesem Alter brechen sich Menschen leichter die Knochen.

Eine Langzeitprophylaxe sei daher aus osteologischer Sicht mindestens für all die Frauen zu fordern, die ein erhöhtes Osteoporoserisiko aufweisen. Das ist der Fall bei Frauen mit früher oder iatrogener Menopause, Ovarektomie, sekundärer Amenorrhoe, familiärer Osteoporosebelastung oder bei Koinzidenz von Bewegungsmangel, Calcium-Mangelernährung und übermäßigem Nikotin- und Alkoholkonsum.

Geringere Dosen als zur Kontrazeption

Frau Dr. Martina Dören aus London arbeitete wesentliche Punkte heraus, die über die Akzeptanz einer Hormonsubstitution entscheiden. Befürchtungen hinsichtlich unerwünschter Nebenwirkungen seien nicht notwendig. Das vieldiskutierte Risiko, unter der HST eher einer Brustkrebserkrankung zu erliegen, bestehe nicht, denn:
  • Thromboembolische Prozesse werden unter den bei der HST gebräuchlichen niedrigen Estrogen-Gestagen-Dosen nicht häufiger beobachtet als bei unbehandelten Frauen. Die Besorgnisse richten sich oft irrtümlich am Risikoprofil der oralen Kontrazeption aus, wo wesentlich höhere Dosen eingenommen werden.
  • Die estrogenbedingte Gewichtszunahme entsteht durch die sehr erwünschte Rehydrierung des Gewebes und beträgt nie mehr als ein bis zwei Kilogramm. Steigt das Körpergewicht weiter an, so ist meist eine chronische Fehlernährung die Ursache.
  • Das Wiederauftreten uteriner Blutungen ist für die verordnenden Ärzte eine logische Konsequenz der Hormonwirkung auf das Endometrium. Von der Patientin wird es aber oft als Komplikation aufgefaßt und führt nicht selten zum Therapieabbruch. Im Beratungsgespräch sollte die Patientin deshalb über die Wirkung der Hormonsubstitution auf die Uterusschleimhaut informiert werden.

Bei individuell erkennbarem Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen oder Osteoporose sollte der Arzt die Hormontherapie empfehlen. Ergänzend sollten die Frauen bei Übergewicht abnehmen, sich viel bewegen sowie auf eine fettarme und faserreiche Ernährung achten. So könne die Lebensqualität der Frauen über die Vermeidung von Wechseljahresbeschwerden hinaus verbessert werden.

PZ-Artikel von Halmut Renz, Bremen

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