Pharmazie
Die bereits bei den Indianern Perus als Heilpflanze bei zahlreichen
Magenbeschwerden verwendeten Stengel und Wurzeln der Anguratépflanze
(Mentzelia cordifolia Dombey) waren jahrhundertelang fast völlig in
Vergessenheit geraten. Seit Anfang der 50er Jahre dieses Jahrhunderts hat
der Anguratétee wieder größere Bedeutung erlangt. Er wird seit dieser Zeit
mit großem Erfolg auch in Deutschland verwendet.
Seit Anfang der 50er Jahre beschäftigte sich eine Arbeitsgruppe des "Instituto
Sanitas Soc- Peruana" in Lima mit der chemischen, pharmakologischen, klinischen
und toxikologischen Untersuchung der Anguratépflanze und deren Heilwirkung.
Etwa zur gleichen Zeit wurde der bayerische Pianist Emmeran Graf Lerchenfeld, der
an Magengeschwüren litt, von peruanischen Freunden auf die traditionelle Pflanze
aufmerksam gemacht. Er konnte im Selbstversuch derart verblüffend positive Erfolge
erzielen, daß er sich entschloß, die Verbreitung von Anguraté auch in Deutschland zu
fördern. Kurze Zeit darauf (1956/57) erfolgte dann die Einführung des
Phytopharmakons unter dem Handelsnamen "Anguraté-Magentee" aus Peru durch
die Firma Absitan, W. E. Ronneburg in Greifenberg.
Bei der Namensgebung der indianischen Heilpflanze Anguraté - Mentzelia cordifolia
Dombay - durch den französischen Arzt und Botaniker Dombay, der im Auftrag der
spanischen Regierung Ende des 18. Jahrhunderts die peruanische Pflanzenwelt
erforschte, standen auch der deutsche Arzt und Naturforscher Christian Mentzel
(1622 bis 1701) und das charakteristische herzförmige Blatt (cordifolia) Pate.
Wirkung
Wesentlich für die entzündungshemmende und krampflösende Wirkung von
Anguraté sind die enthaltenen Flavonole und Caffeoyle sowie das, wenn auch nur in
geringen Mengen vorhandene, ätherische Öl verantwortlich. Die enthaltenen
Bitterstoffe besitzen auch eine appetit- und sekretionsanregende Wirkung. Die
Caffeoyle haben darüber hinaus zellschützende Effekte; die Chlorogensäure
stimuliert die Säurebildung im Magen, die Gallensäureausscheidung und die
Darmbewegung.
Nach neueren Untersuchungen lassen sich starke Einflüsse der Bitterstoffe auf die
Schleimhäute und das Immunsystem im Darmbereich ableiten. Der in Anguraté
enthaltene Schleim entfaltet neben seiner unmittelbaren Schutz- und Barrierewirkung
auf der Oberfläche der Magen- und Darmwand auch eine gewisse Auffang- und
Pufferleistung. Im Falle einer Subacidität soll er zur Erhöhung und bei einer
Hyperacidität zu einer Verringerung der Magensaftausschüttung beitragen.
Darreichungsform und Dosierung
Anguraté ist als Tee lose in grob zerkleinerten Stücken sowie in fein zerkleinerter
Form in Filterbeuteln im Handel erhältlich. Wesentlich für die volle Entfaltung der
Wirkstoffe ist die vorschriftsmäßige Zubereitung des Tees:
O Auf 1 Eßlöffel Anguratéteee werden 250 ml siedendes Wasser gegeben, 7 bis 8
Minuten schwach kochen lassen, anschließend durch ein Sieb abgießen.
O Bei Verwendung der Filterbeutel jeweils 1 Beutel mit einer Tasse siedendem
Wasser übergießen und 8 bis 10 Minuten ziehen lassen. Bei einer kurmäßigen
Anwendung dreimal täglich vor dem Essen jeweils 250 ml (etwa 2 Tassen) warm
trinken. Die Kur soll bis zum völligen Abklingen der Beschwerden durchgeführt
werden.
Anguratétee ist sowohl als Monotherapeutikum als auch therapiebegleitend geeignet.
Außerdem wird er als Tonikum mit 15 Prozent Ethanol angeboten. Das Tonikum
kann infolge des Alkoholgehaltes jedoch nicht bei allen Magenbeschwerden
eingesetzt werden.
PZ-Artikel von Johannes Seidemann, Potsdam
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