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Phytoestrogene gegen Brust- und Prostatakrebs

15.09.1997  00:00 Uhr

- Pharmazie

Govi-Verlag

Phytoestrogene gegen Brust- und Prostatakrebs

Prostata- und Brustkrebs kommen in Westeuropa und den USA wesentlich häufiger vor als in asiatischen Ländern. Der Grund dafür scheint weniger in der unterschiedlichen genetischen Prädisposition zu liegen als in der Ernährung. Studien deuten darauf hin, daß in Pflanzen enthaltene Polyphenole die Inzidenz dieser Tumoren reduzieren. Ein neuer Diätriegel soll eine ausreichende Versorgung mit Polyphenolen ermöglichen.

Die Wahrscheinlichkeit, am Brustkrebs zu erkranken, sei in der Europäischen Union und den USA etwa viermal so hoch wie in China, Japan oder Indien, sagte Professor Dr. Keith Griffith, Cardiff, auf einer Pressekonferenz in Frankfurt. Beim Prostatakarzinom sei die Diskrepanz sogar noch höher. Während in China 1,8 von 100.000 Männern an dieser Krebsart sterben, liege die Quote in den USA bei 53,4 je 100.000. Epidemiologische Studien mit Migranten belegten eindeutig, daß genetische Faktoren als Ursache für die unterschiedliche Inzidenz ausscheiden, so Griffith weiter. In den USA lebende Asiaten hätten ein ähnlich hohes Risiko an Brust- oder Prostatakerbs zu erkranken wie Amerikaner.

Griffith macht deshalb die gesündere Ernährungsweise von Japanern, Indern und Chinesen dafür verantwortlich, daß sie seltener an bestimmten Krebsarten erkranken. Eine entscheidende Rolle spielten hierbei die Polyphenole, das sind sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe. Zu dieser Gruppe gehören die zu den Phytoestrogenen zählenden Isoflavone und Lignane.

Phytoestrogene hätten sowohl eine estrogene als auch eine antiestrogene Wirkung, führte Griffith weiter aus. Sie stoppen oder verlangsamen Tumorbildung und -wachstum, indem sie verschiedene Enzyme unter anderen das Mitoseenzym Topoisomerase und die Tyrosinkinase hemmen. Darüber hinaus deuten Studien darauf hin, daß sie die für das Tumorwachstum notwendige Angiogenese unterdrücken. Allgemein sei die Wirkweise von Phytoestrogenen mit der von Tamoxifen vergleichbar, so Griffith. Beide Substanzen binden an den Estrogenrezeptor und hemmen so das estrogeninduzierte Tumorwachstum.

Soja und Leinsamen seien die besten bekannten Nahrungsquellen für Lignane und Isoflavone, so Dr. Michael Stafford Morton, Cardiff. Die Sojabohne enthalte konjugierte Isoflavone, die im Darm zu den nichtkonjugierten Formen Daidzin und Genistein metabolisiert werden. Genestein sei als Hemmer von Wachstumshormonen und der Angiogenese ein genereller Inhibitor des Krebswachstums. Leinsamen enthalte hohe Konzentrationen an Matairesinol und Secoisolariciresinol, die von Darmbakterien in die Lignane Enterolacton und Enterodiol umgewandelt werden.

Prävention durch Diätriegel

Obwohl der protektive Effekt von Soja und Leinsamen erwiesen sei, dürfe nicht damit gerechnet werden, daß Europäer ihre Ernährungsgewohnheiten abrupt ändern werden, so Morton. Eine sinnvolle Alternative zur radikalen Umstellung des Eßplanes sei deshalb die Nahrungsergänzung mit einem neuentwickelten Soja-Frucht-Getreide-Riegel, der den Körper ausreichend mit Isoflavonen und Lignanen versorgt.

Messungen hätten gezeigt, daß Mitteleuropäer, die einen Riegel täglich zu sich nehmen, dieselben Blutkonzentrationen an Daidzin und Genistein sowie Enterolacton und Enterodiol aufweisen, wie Chinesen, Inder oder Japaner. Bereits nach zwei Versuchstagen war der Genisteinspiegel bei britischen Männern von 6,4 ng/ml Blut auf 121 ng/ml gestiegen und lag damit auf dem Niveau japanischer Männer (105 ng/ml). Die Daidzinkonzentration stieg innerhalb der ersten drei Tage von 4,5 ng/ml Blut auf 76 ng/ml (Japanische Männer 71 ng/ml).

Das Nahrungsergänzungsprodukt mit dem Namen Prevacan soll im September auf dem deutschen Markt eingeführt werden. Wie der Hersteller C.P. Distribution, Dreieich, versichert, soll der Diätriegel apothekenexklusiv vertrieben werden.

PZ-Artikel von Daniel Rücker, Frankfurt am Main Top

 

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