Pharmazie
Prostata- und Brustkrebs kommen in Westeuropa und den USA
wesentlich häufiger vor als in asiatischen Ländern. Der Grund dafür scheint
weniger in der unterschiedlichen genetischen Prädisposition zu liegen als in
der Ernährung. Studien deuten darauf hin, daß in Pflanzen enthaltene
Polyphenole die Inzidenz dieser Tumoren reduzieren. Ein neuer Diätriegel
soll eine ausreichende Versorgung mit Polyphenolen ermöglichen.
Die Wahrscheinlichkeit, am Brustkrebs zu erkranken, sei in der Europäischen Union
und den USA etwa viermal so hoch wie in China, Japan oder Indien, sagte
Professor Dr. Keith Griffith, Cardiff, auf einer Pressekonferenz in Frankfurt. Beim
Prostatakarzinom sei die Diskrepanz sogar noch höher. Während in China 1,8 von
100.000 Männern an dieser Krebsart sterben, liege die Quote in den USA bei 53,4
je 100.000. Epidemiologische Studien mit Migranten belegten eindeutig, daß
genetische Faktoren als Ursache für die unterschiedliche Inzidenz ausscheiden, so
Griffith weiter. In den USA lebende Asiaten hätten ein ähnlich hohes Risiko an
Brust- oder Prostatakerbs zu erkranken wie Amerikaner.
Griffith macht deshalb die gesündere Ernährungsweise von Japanern, Indern und
Chinesen dafür verantwortlich, daß sie seltener an bestimmten Krebsarten
erkranken. Eine entscheidende Rolle spielten hierbei die Polyphenole, das sind
sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe. Zu dieser Gruppe gehören die zu den
Phytoestrogenen zählenden Isoflavone und Lignane.
Phytoestrogene hätten sowohl eine estrogene als auch eine antiestrogene Wirkung,
führte Griffith weiter aus. Sie stoppen oder verlangsamen Tumorbildung und
-wachstum, indem sie verschiedene Enzyme unter anderen das Mitoseenzym
Topoisomerase und die Tyrosinkinase hemmen. Darüber hinaus deuten Studien
darauf hin, daß sie die für das Tumorwachstum notwendige Angiogenese
unterdrücken. Allgemein sei die Wirkweise von Phytoestrogenen mit der von
Tamoxifen vergleichbar, so Griffith. Beide Substanzen binden an den
Estrogenrezeptor und hemmen so das estrogeninduzierte Tumorwachstum.
Soja und Leinsamen seien die besten bekannten Nahrungsquellen für Lignane und
Isoflavone, so Dr. Michael Stafford Morton, Cardiff. Die Sojabohne enthalte
konjugierte Isoflavone, die im Darm zu den nichtkonjugierten Formen Daidzin und
Genistein metabolisiert werden. Genestein sei als Hemmer von Wachstumshormonen
und der Angiogenese ein genereller Inhibitor des Krebswachstums. Leinsamen
enthalte hohe Konzentrationen an Matairesinol und Secoisolariciresinol, die von
Darmbakterien in die Lignane Enterolacton und Enterodiol umgewandelt werden.
Prävention durch Diätriegel
Obwohl der protektive Effekt von Soja und Leinsamen erwiesen sei, dürfe nicht
damit gerechnet werden, daß Europäer ihre Ernährungsgewohnheiten abrupt ändern
werden, so Morton. Eine sinnvolle Alternative zur radikalen Umstellung des
Eßplanes sei deshalb die Nahrungsergänzung mit einem neuentwickelten
Soja-Frucht-Getreide-Riegel, der den Körper ausreichend mit Isoflavonen und
Lignanen versorgt.
Messungen hätten gezeigt, daß Mitteleuropäer, die einen Riegel täglich zu sich
nehmen, dieselben Blutkonzentrationen an Daidzin und Genistein sowie Enterolacton
und Enterodiol aufweisen, wie Chinesen, Inder oder Japaner. Bereits nach zwei
Versuchstagen war der Genisteinspiegel bei britischen Männern von 6,4 ng/ml Blut
auf 121 ng/ml gestiegen und lag damit auf dem Niveau japanischer Männer (105
ng/ml). Die Daidzinkonzentration stieg innerhalb der ersten drei Tage von 4,5 ng/ml
Blut auf 76 ng/ml (Japanische Männer 71 ng/ml).
Das Nahrungsergänzungsprodukt mit dem Namen Prevacan soll im September auf
dem deutschen Markt eingeführt werden. Wie der Hersteller C.P. Distribution,
Dreieich, versichert, soll der Diätriegel apothekenexklusiv vertrieben werden.
PZ-Artikel von Daniel Rücker, Frankfurt am Main
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