Pharmazeutische Zeitung online Avoxa
whatsApp instagram facebook bluesky linkedin xign

Conotoxine machen Schmerz zur Schnecke

Datum 31.08.1998  00:00 Uhr

- Pharmazie

Govi-Verlag

Conotoxine machen Schmerz zur Schnecke

Kegelschnecken sind Räuber. Die meisten Arten der Gattung Conus lauern in den Korallenriffen des Indopazifiks und attackieren ihre Opfer, kleine Fische, mit giftigen Harpunen. Die Beute wird von Krämpfen geschüttelt und sinkt dann gelähmt zu Boden. Die Nervengifte dieser heimtückischen Unterwasserjäger, kleine Eiweißmoleküle aus 20 bis 30 Aminosäuren, beschäftigen seit einigen Jahren auch die pharmazeutische Industrie.

Es war ein Außenseiter, die Neurex Corporation, der sich von den neuen Conotoxinen wirtschaftlichen Erfolg versprach. Das kalifornische Biotechnologieunternehmen hoffte auf neue Schmerzmittel. Auch Medikamente, die die Nervenzellen bei Schlaganfällen oder Schädel-Hirn-Traumen vor dem Untergang schützen, schienen möglich.

Die Forschung an den Schneckengiften beginnt sich nun auszuzahlen: Auch wenn noch immer Verluste im zweistelligen Millionenbereich anfallen, Neurex ist mittlerweile arriviert und hat einen Börsenwert von etwa 700 Millionen US-Dollar. Die Fusion mit der irischen Pharmagruppe Elan, einem Spezialisten für innovative Arzneiformen, soll die Märkte außerhalb Amerikas erschließen helfen. Das Unternehmen bringt einen Wirkstoff mit in die Ehe, der die Behandlung schwerer Schmerzzustände revolutionieren könnte. Ziconotide oder SNX-111, ein Peptid aus 24 Aminosäuren, blockiert gezielt eine bestimmte Gruppe von Calciumkanälen, die nur in Nervenzellen vorkommen. Die Schmerzbotschaft erreicht das Gehirn nicht.

Vor allem Krebspatienten im Endstadium könnte der Schmerzblocker aus dem Gift der Kegelschnecke Conus magus noch lebenswerte Monate schenken. Sie wären nicht mehr auf hohe Opiatdosen angewiesen, die die Kranken oft in einen Dämmerzustand sinken lassen. Auch Patienten, die manchmal ohne ersichtlichen Grund an chronischen Schmerzen leiden und in speziellen Schmerzambulanzen häufig vergeblich Rat und Hilfe suchen, bekämen eine neue Chance auf eine lebenswerte Zukunft.

"100- bis 1000fach wirksamer als Morphin", befand "Der Spiegel" und führte das neue Medikament als Beispiel an für innovative Heilmittel aus dem kaum erforschten Genreservoir der Ozeane. Tatsache ist, Ziconotide hat in einer kürzlich abgeschlossenen klinischen Studie an 111 Patienten, zumeist Krebskranken mit schwer beherrschbaren Schmerzen, seine Wirksamkeit bewiesen. Auch wenn Opiate versagt hatten, das Mittel half. Allerdings, trotz überzeugender Wirksamkeits- und Verträglichkeitsvorteile: Ziconotide wird die ungeliebten Opiatanalgetika nicht ersetzten können, denn die Therapie ist aufwendig und teuer. Der Peptidwirkstoff kann nicht oral verabreicht werden. Erst die intrathekale Anwendung direkt am Rückenmark gewährleistet die optimale Wirkung. Neurex baut deshalb auf ein Bündnis mit dem Medizingerätehersteller Medtronic. Der liefert ein implantierbares Pumpensystem, das eine komfortable Anwendung von Ziconotide ermöglicht.

Dauerschmerzen bei Neuropathien, etwa ein anhaltendes Brennen in Armen und Beinen, das durch nichts zu vertreiben ist, sind offenbar ein weiterer Markt für das Schneckentoxin, jedenfalls nach den Zwischenergebnissen einer zweiten Studie an bisher 250 Patienten. Paul Goddard, Vorstand von Neurex, hofft darauf, Ziconotide spätestens Mitte 1999 vermarkten zu können. Im Wege eines Einzelimports stünde das Präparat dann auch deutschen Schmerzpatienten zur Verfügung.

PZ-Artikel von Win Chit Oo, Martin Baumgärtner, Erlangen
Top

© 1997 GOVI-Verlag
E-Mail:
redaktion@govi.de

Frag die KI
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
BETA
Menü
Zeit
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
Zeit
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
Senden
SENDEN
KI
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
KI
KI
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa