Pharmazie
Zur klinischen Entwicklung des Wirkstoffes Miltefosin hat ASTA Medica
eine weltweite Kooperation mit der WHO vereinbart. Miltefosin wurde
bislang zur Behandlung von Hautmetastasen bei Patientinnen mit
Brustkrebs verwendet, erwies sich aber inzwischen auch als außerordentlich
wirksam gegen den Erreger der Leishmaniasis.
Leishmaniasis ist die dritthäufigste Tropenerkrankung weltweit. Laut WHO sind
circa 350 Millionen Menschen infektionsgefährdet. Dennoch seien die
Therapiemöglichkeiten bislang unzureichend oder zu teuer, heißt es in einer
Presseinformation des Unternehmens. Besonders in Brasilien und Indien übertragen
Sandmücken die Protozoen-Erkrankung, die bei mangelhafter Therapie tödlich
verläuft. Leishmaniasis verbreite sich inzwischen auch in Südeuropa. In
Südfrankreich, Spanien und Italien sei ein Großteil der Hunde und Katzen infiziert.
Außerdem litten insbesondere Aids-Patienten an solchen Sekundärinfektionen.
Die aktuelle Therapie wird nach Angaben des Unternehmens mit intravenöser
Applikation vorzugsweise von Antimonverbindungen durchgeführt. Gravierender
Nachteil sei neben der Toxizität die Resistenzbildung, die bereits bis zu 90 Prozent
der Fälle in endemischen Gebieten wie der Provinz Bihar in Indien betreffe. Dort
habe das Unternehmen eine Pilotstudie zur Dosisfindung durchgeführt. Unter einer
über vier Wochen oral in Kapselform verabreichten Dosis von 100 bis 200mg
Miltefosin täglich konnten 90 Prozent der Patienten geheilt werden.
Aufgrund der Ergebnisse bestehe die berechtigte Hoffnung, daß die orale Gabe von
Miltefosin die Therapie mit Antimonverbindungen oder Amphotericin B zukünftig
ersetzen wird. Pilotstudien bei der kutanen Form der Leishmaniasis liefen derzeit in
Südamerika. Eine Zulassungsantrag ist spätestens für das Jahr 2000 geplant.
Artikel von der PZ-Redaktion
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