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Lipidsenkung wichtiger als bisher vermutet

11.08.1997  00:00 Uhr

- Pharmazie

Govi-Verlag

Lipidsenkung wichtiger als bisher vermutet

Nicht ausreichend genutzt werden nach Auffassung von Experten die Chancen der Lipidsenkung bei Risikopatienten mit Hyperlipidämie. Durch die richtige medikamentöse Therapie könnten, zumindest bei der Wirkstoffgruppe der Statine, neben den direkten Effekten auch günstige Wirkungen auf das Gefäßendothel erwartet werden, hieß es bei einem internationalen Symposium in Rom.

Selbst wenn eine ausgeprägte Dyslipoproteinämie bekannt ist, erhalten einer europäischen Erhebung zufolge lediglich knapp ein Drittel der Patienten die notwendige medikamentöse Therapie. Dabei wurde in verschiedenen klinischen Studien, unter anderem der 4S-Studie (Scandinavian Simvastatine Survival Study), gezeigt, daß sich durch eine effektive Reduktion erhöhter Blutfettwerte bei der Risikogruppe der Patienten mit koronarer Herzkrankheit (KHK) die Rate kardiovaskulärer Ereignisse um 30 bis 40 Prozent senken läßt. Dies komme einer deutlichen Prognoseverbesserung gleich, betonte Professor Dr. Terje R. Pedersen aus Oslo bei der von MSD unterstützten Veranstaltung.

Besonders wichtig ist die Behandlung nach seinen Ausführungen bei Diabetikern, wie eine Nachuntersuchung der 4S-Studie ergeben hat. Eingeschlossen waren nämlich auch 202 Diabetiker mit KHK, deren Daten genauer unter die Lupe genommen wurden. Das Ergebnis: Diabetiker haben unter Simvastatin fast die gleiche Prognoseverbesserung wie Nicht-Diabetiker. Allerdings mit einem Unterschied: Da ihr kardiales Risiko infolge der Stoffwechselstörung per se massiv erhöht ist, dürfte die Risikominderung absolut gesehen besonders ausgeprägt sein.

"Während wir bei Nicht-Diabetikern zehn Patienten fünf Jahre lang behandeln müssen, um ein kardiales Ereignis zu verhindern, sind es wegen des größeren Risikos bei der Gruppe der Diabetiker nur fünf", kommentierte Pedersen das Resultat. Es sollte seiner Meinung nach zu einer Neubewertung des therapeutischen Vorgehens führen, wobei in Zukunft nicht nur der Blutzuckerkontrolle, sondern gleichzeitig der Lipidkontrolle große Bedeutung zugemessen werden sollte.

Doch nicht nur bei Diabetikern, sondern generell bei erhöhtem Arterioskleroserisiko und bestehender Dyslipoproteinämie sollten nach Ansicht der Wissenschaftler die therapeutischen Chancen besser genutzt werden. Denn Lipidsenker wie die Statine reduzieren nicht nur die Blutfettspiegel, sie haben offenbar auch direkt günstige Wirkungen auf das Endothel, welches eine Schlüsselrolle bei der Atherogenese spielt. Die Atherogenese werde, so Professor Dr. Peter Libby aus Boston, mehr und mehr mit entzündlichen Veränderungen in Verbindung gebracht, wobei das pathogenetische Geschehen offenbar durch zwei inflammatorische Zytokine, Interleukin-1 und Tumornekrosefaktor-alpha, forciert wird.

Unabhängig davon gibt es Beobachtungen, wonach eine Hyperlipidämie direkt die Gefäßwand schädigt und eine endotheliale Dysfunktion bedingt. Solche Prozesse werden schon früh wirksam, wie Untersuchungen bei Kindern mit familiärer Hypercholesterolämie gezeigt haben. "Jeder unbehandelte Risikofaktor verursacht bereits in sehr frühen Stadien endotheliale Schäden", erklärte dazu Professor Dr. John E. Deanfield aus London. Er sprach sich deshalb für eine konsequente und vor allem schon frühzeitig einsetzende Hyperlipidämiebehandlung aus.

PZ-Artikel von Christine Vetter, Bonn
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