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Doping mit PFC

03.08.1998  00:00 Uhr

- Pharmazie

Govi-Verlag

Doping mit PFC

Währen der Tour de France wurden mehrere Radrennfahrer des Dopings überführt und disqualifiziert. Als Dopingmittel wurde in der Presse neben Epoetin auch PFC genannt. Was verbirgt sich hinter dieser Abkürzung?

Chemisch betrachtet, handelt es sich um Perfluorcarbone, also Kohlenwasserstoffe, deren Wasserstoffatome alle durch Fluoratome substituiert sind. Anfang der siebziger Jahre verkörperten diese Verbindungen den Traum vom künstlichen Blut: immer verfügbar, ohne Infektionsgefahr, blutgruppenunabhängig. Spektakulär waren die ersten Tierversuche, bei denen Mäuse in sauerstoffgesättigte Perfluorcarbone eingetaucht wurden und überlebten.

Die Perfluorcarbone können in Abhängigkeit vom Partialdruck große Mengen an Sauerstoff und Kohlendioxid lösen und auch wieder abgeben. Sie sind chemisch inert, so daß keine toxischen Metaboliten gebildet werden. Weil es sich um ölige Flüssigkeiten handelt, müssen sie aber in Form von Emulsionen eingesetzt werden. Als Blutersatz eignen sich nur flüchtige Perfluorcarbone, die über die Atemluft ausgeschieden werden. Daher kommen nur wenige Verbindungen in Frage - etwa Perfluordecalin, Perfluortributylamin oder Perfluoroctylbromid.

Bei der klinischen Prüfung der PFC-Emulsionen traten schwerwiegende Probleme auf. Die Verbindungen wurden im retikuloendothelialen System gespeichert, beeinflußten die Makrophagenfunktion, setzten Zytokine frei, waren hepato-, spleno- und pulmotoxisch, zeigten Effekte auf das Komplementsystem, Tachykardie sowie Blutdruckabfall. Diese unerwünschten Wirkungen wurden wahrscheinlich überwiegend von den verschiedenen Emulgatoren hervorgerufen (zum Beispiel Pluronic F 68 und Eigelb-Phospholipide).

Heute sind die Einsatzmöglichkeiten der Perfluorcarbone sehr beschränkt. Nach wie vor werden verschiedene Formulierungen als Blutersatz klinisch geprüft. Es ist aber nur ein kurzfristiger Einsatz in Kriegs- und Katastrophenfällen denkbar. Spätestens nach 24 Stunden müssen Erythrozyten ersetzt werden, da diese über den Sauerstofftransport hinaus weitere wichtige Funktionen erfüllen, zum Beispiel im Kohlendioxidstoffwechsel. PFC könnten auch bei Patienten hilfreich sein, die Bluttransfusionen aus religiösen Gründen ablehnen.

Zur Zeit werden sie nur in besonders risikoreichen Fällen bei koronarer Angioplastie eingesetzt. Bei der Ballondilatation von Koronararterien kann es jenseits des Ballons zu verminderter Blutversorgung des Gewebes mit Herzrhythmusstörungen und Angina-pectoris-Anfällen kommen. Dies versucht man, mit der Applikation von Perfluorcarbon-Emulsionen durch das Lumen des Ballonkatheters hindurch zu verhindern. Routinemäßig wird dieses Verfahren jedoch nicht eingesetzt. Daneben kommen einige andere therapeutische Nischen für Perfluorcarbone in Frage, unter anderem in der Augenchirurgie, in der Strahlenbehandlung von Tumoren und als Diagnostika.

In welcher Form die Perfluorcarbone beim Doping eingesetzt werden, ist bislang noch nicht bekannt. Offensichtlich erhofft man sich eine bessere Sauerstoffversorgung des Gewebes bei Spitzenbelastungen. Die möglichen Folgen einer solchen illegalen Anwendung, besonders bei wiederholter, häufiger Gabe, sind unabsehbar.

Artikel von der PZ-Redaktion

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