Pharmazie
Mit Rituximab (MabThera) ist der erste monoklonale Antikörper in der
Hämatoonkologie europaweit zugelassen worden, teilt das
Herstellerunternehmen Hoffman-La Roche mit. Rituximab ist bei
"Patienten mit follikulärem Lymphom im Stadium III-IV, die gegen eine
Chemotherapie resistent sind oder nach einer solchen einen zweiten oder
neuerlichen Rückfall haben" indiziert.
Follikuläre Lymphome sind niedrig maligne Non-Hodgkin-Lymphome, also eine
spezielle Gruppe des Lymphdrüsenkrebses. Es handelt sich dabei um langsam
wachsende, meist unheilbare Tumoren des immunologischen Systems. Die meisten
Non-Hodgkin-Lymphome bestehen aus malignen entarteten B-Zellen. Als
monoklonaler Antikörper zeichnet sich Rituximab durch einen gänzlich anderen
Wirkungsmechanismus im Vergleich zu den bisher verfügbaren
Behandlungsmöglichkeiten bei dieser Erkrankung aus; es bekämpft das Lymphom
auf immunologischem Wege.
Rituximab entfaltet seine Wirkung infolge seiner Bindung an ein spezifisches Protein,
das CD20-Antigen, auf der Oberfläche von reifen B-Zellen und B-Zell-Tumoren. Es
bindet dann menschliches Komplement, bewirkt dadurch die komplementvermittelte
Zytolyse der B-Zellen und induziet in den B-Zellen den programmierten Zelltod, die
Apoptose. Blutstammzellen und frühe Vorläuferzellen der B-Zellen exprimieren das
CD20-Antigen nicht und werden deshalb von Rituximab auch nicht beeinflußt, heißt
es in der Presseinformation. Klinische Studien wiesen eine Wiederherstellung der
normalen B-Zellzahl sechs bis neun Monate nach Beendigung der Behandlung nach.
Trotz der B-Zell-Depletion wurde in diesem Zeitraum keine erhöhte
Infektanfällligkeit registriert.
In der Zulassungsstudie, an der 31 US-amerikanische Zentren beteiligt waren,
wurden 166 Patienten mit Rituximab als Monotherapie behandelt. Bei 48 Prozent
wurde eine Reduktion des Tumors von mehr als die Hälfte beobachtet, bei sechs
Prozent der Patienten verschwanden die Tumorläsionen vollständig. Diese
Remissionen hielten im Mittel länger als elf Monate an. Die positiven Ergebnisse
ließen sich weiter verbessern, so die Pressemitteilung, wenn man den monoklonalen
Antikörper mit der sonst üblichen Chemotherapie kombiniert. In einer ersten
Phase-II-Studie hat sich bei 35 auswertbaren Patienten die Tumormasse um die
Hälfte verkleinert. Bei 60 Prozent dieser Patienten verschwanden die Tumoren
vollständig. Die Nachbeobachtungszeit dauert derzeit noch an.
Vorteil der Rituximab-Therapie, so das Herstellerunternehmen, sei die ambulant
durchführbare Behandlung. Sie besteht aus vier i.v.-Infusionen und ist bereits nach
22 Tagen abgeschlossen. Tritt ein Rezidiv auf, wird erneut therapiert. Das ist der
große Unterschied zur sonst üblichen Chemotherapie, die normalerweise vier bis
sechs Monate dauert und mit den für Zytostatika typischen Nebenwirkungen
verbunden ist. Nebenwirkungen wie grippeähnliche Symptome und Übelkeit werden
bei der Rituximab-Therapie als mild und reversibel beschrieben.
Beitrag von der PZ-Redaktion
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