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Atovaquon gegenPneumocystis-carinii-Infektionen

04.05.1998  00:00 Uhr

- Pharmazie

Govi-Verlag

Atovaquon gegen Pneumocystis-carinii-Infektionen
Neue Arzneistoffe

Die Pneumocystis-carinii-Pneumonie (PCP) ist eine opportunistische Infektion, die fast nur bei immunsupprimierten Patienten auftritt. Über 60 Prozent der Aidspatienten erkranken daran. In der Prophylaxe werden Pentamidin-Inhalationen eingesetzt, als Mittel der Wahl in der Therapie gilt Cotrimoxazol. Daneben wird Pentamidin parenteral verwendet. Beide Arzneistoffe sind wirksam, aber mit erheblichen unerwünschten Wirkungen belastet. Als neuer Arzneistoff steht jetzt Atovaquon für diese Indikation zur Verfügung.

Atovaquon, 2-[trans-4-(4-Chlorphenyl)-cyclohexyl]-3-hydroxy- 1,4-naphthochinon (IUPAC), ist ein Hydroxynaphthochinon-Derivat mit einem p-Chlorphenyl-cyclohexyl-Rest in 2-Stellung. Es hat keine Ähnlichkeit mit anderen Protozoenmitteln. Für seinen Wirkungsmechanismus ist die Strukturverwandtschaft mit Ubichinon bedeutsam.

Indikation und Anwendung

Wellvone® (Atovaquon) ist indiziert zur Akutbehandlung von milden bis mäßig schweren Formen der PCP, wenn eine Behandlung mit Cotrimoxazol nicht vertragen wird. Die empfohlene Dosis für die Suspension beträgt zweimal täglich 750 mg über 21 Tage. Von den Tabletten sollen dreimal täglich 750 mg genommen werden. Das Arzneimittel ist zusammen mit einer Mahlzeit einzunehmen, weil Nahrungsmittel durch ihren Fettgehalt sowie die dadurch ausgelöste Gallensäure-Sekretion eine ausreichende Absorption gewährleisten.

Bei Patienten mit eingeschränkter Nieren- und Leberfunktion wurde Atovaquon nicht untersucht, so daß keine speziellen Dosierungsempfehlungen gegeben werden können. Bei diesen Patienten ist daher aus Gründen der Vorsicht die Therapie engmaschig zu überwachen.

Wirkungen und Wirkungsmechanismus

Atovaquon ist ein Hemmstoff des mitochondrialen Elektronentransports in der Atmungskette. Es bindet an das Cytochrom bc1 (Komplex III), wahrscheinhch aufgrund seiner strukturellen Ähnlichkeit mit Ubichinon. Dadurch wird im weiteren Verlauf die Dihydroorotat-Dehydrogenase, das Schlüsselenzym der Pyrimidin-Synthese, gehemmt und die Nukleinsäure-Synthese beeinträchtigt. Durch diesen Mechanismus ist auch die selektive Wirkung auf Protozoen zu erklären. Säugetierzellen verfügen im Unterschied zu Protozoen über einen weiteren Weg der Synthese von Pyrimidinen.

Dieser Wirkungsmechanismus scheint bei Toxoplasmen, Plasmodien und Pneumocystis carinii zu greifen. Bei P. carinii wird anscheinend auch die ATP-Synthese vermindert, da die Atmungskette mit der oxidativen Phosphorylierung verknüpft ist.

Atovaquon ist wirksam und sicher in der Behandlung von PCP-Infektionen bei Aidspatienten. Seine Wirksamkeit bei dieser Indikation ist allerdings schwächer als die von Cotrimoxazol, dem Mittel der Wahl. Deshalb ist Atovaquon nur dann indiziert, wenn Cotrimoxazol nicht vertragen wird, da es besser verträglich ist. Unerwünschte Wirkungen, die die Behandlung mit dem Protozoenmiittel einschränken, sind seltener als bei Cotrimoxazol.

Auch bei anderen Protozoenkrankheiten ist Atovaquon wirksam. Ein Kombinationspräparat mit Atovaquon und Proguanil für die Therapie der Malaria tropica ist bereits zugelassen (Malarone®). Der mögliche Einsatz gegen zerebrale Toxoplasmose bei Aidspatienten wird noch klinisch geprüft.

PZ-Artikel von Petra Zagermann-Muncke, Eschborn
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