Pharmazeutische Zeitung online

Pharmazie

03.03.1997  00:00 Uhr

- Pharmazie

Govi-Verlag

Makrolide eröffnen neue Perspektiven


Die Wirkstoffgruppe ist nicht neu: Bereits seit über 40 Jahren werden Makrolid-Antibiotika mit ihrem Standardvertreter Erythromycin zur Behandlung bakterieller Atemwegsinfektionen eingesetzt; heute spielt der Prototyp hauptsächlich noch als Saft in der Pädiatrie eine Rolle. In vielen anderen Bereichen wurde er durch die seit Anfang der 90er Jahre verfügbaren Makrolide der zweiten Generation zurückgedrängt: Azithro-, Clarithro- und Roxithromycin.

Neben besserer Bioverfügbarkeit und Magen-Darmverträglichkeit sowie höherer Stabilität zeichnet sich bei den Substanzen der zweiten Generation ein erweitertes Einsatzspektrum ab. Zur Erinnerung: Makrolide wirken in erster Linie auf grampositive Erreger wie Strepto- und Pneumokokken, auf die meisten Anaerobier sowie auf bestimmte gramnegative Keime. So erfassen Vertreter wie Roxithromycin beispielsweise Haemophilus influenzae und Bordetella pertussis; bakteriostatische Wirkung ist sowohl gegen die Leitkeime ambulant erworbener Atemwegsinfektionen als auch gegen die Haupterreger von Haut- und Urogenitalinfektionen (bestimmte Staphylokokken, Chlamydien, Ureaplasmen) vorhanden, in vitro und in Tierexperimenten auch gegen Cryptosporidien, Treponema pallidum und andere.

Gängige Indikationen sind: Tonsillopharyngitis, Otitis media, Bronchitis, Pneumonie oder Pertussis. Zunehmend zeige sich auch eine Bedeutung bei Resistenz gegen ß-Lactam-Antibiotika, betonte Professor Dr. Wolfgang Stille, Frankfurt, bei einer von Albert-Roussel (inzwischen Hoechst Marion Roussel) initiierten Pressekonferenz Ende vergangenen Jahres in Frankfurt.

Indikationen der Zukunft

Bei den 2.-Generations-Makroliden deute sich eine Reihe noch nicht ausgenutzter Therapiemöglichkeiten an, so der optimistische Ausblick von Dr. Horst Scholz, Chefarzt am Institut für Infektiologie, Mikrobiologie und Hygiene des Klinikums Berlin-Buch. Er machte dies am Beispiel von Roxithromycin deutlich.

Die Forschung konzentriert sich hier unter anderem auf den Einsatz bei Helicobacter pylori-Infektionen (Azithromycin gehört bereits zur Triple-Standardtherapie), bei Lyme Borreliose und bei Chlamydieninfektionen; Versuche laufen auch zu HIV-assoziierten Infektionen durch Mycobacterium avium, Toxoplasma gondii oder Pneumocystis carinii. In-vitro-Studien und Tiermodelle wie auch die bisherigen klinischen Prüfungen seien vielversprechend.

Eine "noch sehr vage Zukunftsperspektive" könnte laut Scholz darüber hinaus der Einsatz bei Herz- und Gefäßerkrankungen werden. Denn: Vertreter der neueren Generation wirken gegen die Erreger, die immer öfter mit der Entstehung von Atherosklerose und damit von Herzinfarkten in Verbindung gebracht werden - Chlamydien.

Als "wesentlichen Vorteil" wertete Professor Dr. Horst Köditz vom Zentrum für Kinderheilkunde der Universitätsklinik Magdeburg die gegenüber Erythromycin erheblich verbesserten pharmakokinetischen Eigenschaften der 2.-Generations-Makrolide. Das magensäurestabile Roxithromycin wird schnell resorbiert und ist durch rasche Diffusion in die Phagozyten des Immunsystems intrazellulär etwa 22mal höher konzentriert als außerhalb der Zellen; man erreiche praktisch eine lokale Wirkung am Infektionsherd, so Köditz.

Die bei Erythromycin relativ ausgeprägten gastrointestinalen Nebenwirkungen seien bei den neueren Makroliden erheblich reduziert. Bei Roxithromycin lägen sie nur bei rund 4 Prozent. Im Gegensatz zu anderen Makroliden bildet es darüber hinaus keine Komplexe mit Cytochrom P450-Enzymen, wodurch man sich weniger Wechselwirkungen mit Substanzen erhofft, die über dieses System metabolisiert werden. Ein weiterer Pluspunkt, insbesondere im Hinblick auf die Patienten-Compliance: Aufgrund der langen Halbwertszeit von 12 Stunden reicht die einmal tägliche Applikation von 300 mg, beziehungsweise die zweimal tägliche Gabe von jeweils 150 mg.

PZ-Artikel von Bettina Schwarz, Frankfurt

© 1996 GOVI-Verlag
E-Mail:
redaktion@govi.de

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa