Einstieg in die Pharmazeutische Betreuung |
03.06.2002 00:00 Uhr |
Pharmacon Meran 2002
Wie sich Apotheker in der Betreuung von Patienten mit Fettstoffwechselerkrankungen engagieren können, erläuterten Ulrike Birnbaum, Berlin, und Dr. Frank Verheyen, Hamburg. Zentrales Thema des zweistündigen Seminars: Wie motiviere ich Patienten, aber auch Mediziner, an einem Projekt zur Pharmazeutischen Betreuung teilzunehmen?
Es sei sinnvoll, den Arzt direkt über die geplanten Aktionen zu informieren, erläuterte Verheyen. "Sagen Sie ihm aber nicht, Sie wollten die Pharmakotherapie seiner Patienten optimieren", warnte der Apotheker. Auf solche Ankündigungen und auch das Argument der besseren Compliance reagierten die meisten Ärzte mit großer Zurückhaltung. Viele Apotheker wollten Aktionen zur Pharmazeutischen Betreuung starten, bekämen aber keine Unterstützung von ihren Ärzten, bestätigte Birnbaum. Verheyen empfahl, das Thema in Arzt/Apotheker-Gesprächskreisen anzusprechen oder direkt den persönlichen Kontakt zu suchen.
Leider hätten zudem viele Krankenkassen noch nicht das Potenzial der Pharmazeuten erkannt, und könnten schlecht einschätzen, was die Apotheke leisten kann, bedauerte Verheyen, der selbst bei der Techniker Krankenkasse in Hamburg arbeitet.
Die Ansprache und Motivation der Patienten fällt meist leichter. Hier empfahlen die Seminarleiter als Hilfsmittel Handzettel, Aktionswochen zur Bestimmung des Lipidprofils, Vorträge oder die Schaufenstergestaltung. Oft liefern auch die Kundenkarte und das Rezept wichtige Hinweise, ob Patienten unter Fettstoffwechselstörungen leiden. Verheyen warnte jedoch vor allzu pauschalen Angeboten wie der Ansprache: "Wollen Sie pharmazeutisch betreut werden?" Vor jedem Betreuungsprojekt steht die ausführliche Schulung aller Mitarbeiter. Zudem sollten in der Apotheke Arbeitsabläufe und Verantwortlichkeiten festgelegt werden. Dabei helfen Fallbeispiele, die auch in Form von Rollenspielen geübt werden können.
Nach Identifizierung der Patienten muss ihr Status quo erfasst werden. Dazu gehört ein vollständiges Lipidprofil mit LDL-, HDL-Werten sowie Blutzuckerspiegel. Der Apotheker sollte die Lebensgewohnheiten erfragen, Risikofaktoren einschätzen und schließlich die Therapieziele festlegen. Als wichtiges Hilfsmittel zur individuellen Risikobewertung empfahlen beide Referenten das Procam-Schema. Ein entsprechender Bewertungsbogen kann unter www.chd-taskforce.de/german/calculator/fragebogen.htm heruntergeladen werden.
Im Mittelpunkt des eigentlichen Betreuungsprozesses steht die Kontrolle der Arzneimitteltherapie sowie der Laborparameter. Es gilt, dem Patienten die Hintergründe und den Nutzen der Therapie sowie die Auswirkungen seiner Lebensgewohnheiten zu erläutern. "Das ist ein Feld, dass ständig von beiden Seiten beackert werden muss", sagte Verheyen. Als Hilfsmittel empfahl er ein Lipid-Tagebuch. Bei Bedarf müssten Diätpläne und Pharmakotherapie umgestellt werden.
Nach Beginn der Arzneimittelbehandlung empfahl Verheyen zunächst eine Kontrolle im Abstand von sechs bis acht Wochen. Bleiben die Werte stabil, kann das Intervall auf sechs Monate erweitert werden. Patienten mit hohem Risiko sollten allerdings alle drei Monate und Betroffene mit schwerer Hypertriglyceridämie zunächst alle ein bis zwei und später alle sechs Wochen betreut werden.
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