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Mykosen ernster nehmen

18.04.2005  00:00 Uhr
PZ-Akademie-Kongress

Mykosen ernster nehmen

Auch Dr. Eric Martin, Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesapothekerkammer, vertrat die Ansicht, dass Mykosen ernster genommen werden müssten: Selbst bei harmlosen Pilzinfektionen dürfe es keinen therapeutischen Nihilismus geben.

Die Apotheken als Hauptansprechpartner müssten Eigendiagnosen mangels fehlender klinischer Inspektion aufmerksam hinterfragen und prüfen. Alle tatsächlichen Pilzinfektionen sollten konsequent behandelt, unklare Fälle stets an den Arzt weiterverwiesen werden. Doch auch hinsichtlich der Compliance und damit des Therapieerfolgs stellte Martin die besondere Rolle der Apotheker heraus: Verordnungsbeschränkungen und Therapieversagen infolge zu kurzer Anwendung dürften langfristig nicht zu einem Verzicht auf eine antimykotische Therapie führen. Denn die infizierten Hautschuppen seien noch monatelang infektiös, warnte Martin. Wesentlich sei die Aufklärung über disponierende Faktoren und geeignete Präventionsmethoden.

Auch Onychomykosen ließen sich frühzeitig behandeln oder sogar vermeiden. Die Prävalenz von 45 Prozent bei den über 60-Jährigen sei in der Regel auf verringertes Nagelwachstum oder Durchblutungsstörungen zurückzuführen. Bei jüngeren Patienten dominierten demgegenüber falsche Fußpflege und Nagelschädigungen. Entsprechende Bedeutung komme der regelmäßigen Pflege zu, um die Bildung von Erregerreservoirs als Ausgangspunkt für eine Infektion der Nagelplatte zu vermeiden. Vor allem bei Candida-Onychomykosen trete der Nagelbefall erst sekundär infolge einer chronischen Nagelbettentzündung auf. Martin warnte aber vor einer reinen Blickdiagnose des Patienten, da Nagelverfärbungen und -zerstörungen auch andere Ursachen haben könnten.

Häufig dringe die Infektion distal ins Nagelbett vor. Der wesentlich seltenere proximale Befall sei meist an einer Verdickung des Nagelwalls infolge einer Entzündungsreaktion zu identifizieren. Verfärbungen und Verformung des Nagels auf Grund einer überschießenden Keratinbildung deuteten oft auf eine Abwehrreaktion gegen den bereits massiven Pilzbefall hin. Im fortgeschrittenen Stadium komme es zu einer krümeligen Desintegration des Nagels. Mit Hohlräumen unter der gehobenen Nagelplatte sei darüber hinaus bereits der Entstehungsort für Neuinfektionen geschaffen.

In 83 Prozent aller Fälle treten Onychomykosen am Fuß auf. Eine lokale Behandlung im Rahmen der Selbstmedikation sei bei begrenztem Befall von weniger als einem Drittel des Nagels und der Infektion von bis zu drei Nägeln angezeigt. Zusätzlich zur antimykotischen Lacktherapie könne eine atraumatische Nagelentfernung angezeigt sein: Mittels Bifonazol-haltiger Harnstoffsalbe wird der befallene Nagel unter Okklusion über einen Zeitraum von bis zu zwei Wochen komplett abgelöst und das frei gelegte Nagelbett mit einer antimykotischen Salbe oder Creme vier Wochen lang weiterbehandelt.

Martin ging auch auf die Behandlungsmöglichkeiten bei Hefeinfektionen von Haut und Schleimhäuten ein. Candida komme normalerweise kommensal auf der Schleimhaut von Mensch und Tier vor. Bei Patienten mit verminderter Immunität könnten Hefen vor allem in Mundhöhle und Vagina parasitäre Infektionen hervorrufen. 75 Prozent aller Frauen bekommen einmal im Leben eine vulvovaginale Candidose. Jede fünfte Frau sei sogar mehrmals betroffen. Bei chronischen Fällen, in denen mehr als viermal pro Jahr Vaginalmykosen auftreten, müsse ein Arzt hinzugezogen werden. Auch Mädchen unter 18 Jahren, Patientinnen mit Erstinfektionen sowie Schwangere dürften nicht im Rahmen der Selbstmedikation behandelt werden. Generell empfahl Martin neben austrocknenden Maßnahmen Azol-Antimykotika und Nystatin, bei Mundsoor zusätzlich Chlorhexidin-haltige Gurgellösungen.

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