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25.11.1996 00:00 Uhr |
Pharmazie
Sonderleistungen erweitern den
Aktionsradius
Fortbildung der LAK-Hessen
Herstellung von Zytostatika: Chancen nutzen
In der Diskussion um die Zuständigkeit für
individuelle Zytostatikazubereitungen spricht laut
Hartmut Vaitiekunas, Krankenhausapotheker am Städtischen
Klinikum Braunschweig, vieles für eine Verlagerung der
Herstellung von einzelnen Stationen oder Arztpraxen in
die Apotheke. Die zentrale Zytostatikaherstellung in
Klinik- oder speziellen Offizinapotheken mache das
aseptische Handling von Anbrüchen möglich. Damit müsse
nicht für jede Zubereitung ein neues Originalbehältnis
angebrochen und dann der Rest verworfen werden. Von der
zentralen Herstellung sei eine Reduktion des
Zytostatika-Etats um bis zu 20 Prozent zu erwarten,
rechnete Vaitiekunas vor.
Oberstes Gebot bei der Herstellung von
Krebs-Chemotherapeutika ist die Sicherheit. Problem:
Obwohl die möglichen Zytostatikarisiken - Mutagenität,
Teratogenität, (Co)Cancerogenität - bekannt sind, ist
eine Festlegung von MAK-Grenzwerten nicht möglich. Der
Grund: Erst ab einigen Milliarden Tumorzellen ist Krebs
diagnostizierbar, bis dahin können Jahre vergehen; ein
direkter Bezug zwischen einer Kontamination und einer
späteren Erkrankung läßt sich daher nur schwer
herstellen. Um dennoch Informationen über die
Gesundheitsrisiken bei Zytostatikazubereitung zu
bekommen, habe man in Hamburg bei Herstellungspersonal
ein DNA-Monitoring durchgeführt, berichtete Vaitiekunas.
Bei Einhaltung der Herstellungs- und
Sicherheitsvorschriften sei jedoch keine Veränderung
aufgetreten - ein Indiz für eine zumindest relative
Sicherheit für das Personal.
Bei den Sicherheitswerkbänken erfüllen nach seinen
Worten derzeit nur solche der Klasse 2 nach DIN 12950
Teil 10 die Anforderungen des Produkt- und
Personenschutzes. Sie werden auch nach Inkrafttreten der
derzeit in Arbeit befindlichen, neuen DIN 12980 weiterhin
einsetzbar sein. Anschaffungskosten: zwischen 10 000 und
20 000 DM. Zytostatikaboxen, auch bekannt als Berner
Boxen, seien für Apotheken abzulehnen, betonte er. Sie
gewährleisten zwar Personenschutz, aber keinen
Produktschutz. Völlig ungeeignet sind laut Vaitikunas
Laminar-Flows, da bei ihnen nicht einmal Personenschutz
gewährleistet sei.
Grundlagen der künstlichen Ernährung
Eine Mangelernährung liegt vor, wenn der Patient in
den letzten drei Monaten mehr als zehn Prozent seines
Körpergewichts verloren hat und die Albuminausscheidung
unter 35 g/l Plasma liegt. Nimmt zusätzlich die Kraft
der Muskulatur ab, sei es höchste Zeit, mit einer
gezielten Ernährungstherapie zu beginnen, sagte
Professor Dr. Wolfgang Hartig vom Städtischen Klinikum
St. Georg in Leipzig. Damit ein Patient gesund wird, sei
die richtige Ernährung genauso wichtig wie die
medikamentöse und operative Therapie. Klinisch
untermauerte Beweise stünden zwar noch aus, aber bei
"Schwerkranken ist die künstliche Kost absolut
vertretbar."
Hartig nannte eine ganze Reihe von Gründen: So sind
eingeschränkte Lebensqualität, erhöhte Komplikations-
und Morbiditätsrate, Pneumonie, Harnwegsinfekte,
Abszesse und Schwierigkeiten bei der Wundheilung Folgen
der Mangelernährung. Beispiel: "Die Reißfestigkeit
von neu genähten Darmanastomosen ist verringert."
Auch auf das Immunsystem mache sich die Fehlernährung
bemerkbar, zu wenige T-Lymphozyten seien die Folge.
"Gerade bei Krebspatienten, deren Abwehrlage ohnehin
eingeschränkt ist, macht sich dies besonders markant
bemerkbar", informierte Hartig.
Eine künstliche Ernährung sei indiziert, wenn der
Patient nicht oder nicht genügend essen kann (wie bei
Darmverschluß, Speiseröhrenkrebs oder Pankreatitis),
wenn er nicht genügend essen darf oder will. Letzteres
träfe für alte Menschen oder Patienten mit Anorexia
nervosa zu. Enterale Kost wird als Trinknahrung, per
Sonde, per perkutan endoskopischer Gastrostomie oder
Katheterjejunostomie zugeführt. Anfangs gibt man kleine
Mengen einer Peptiddiät, bei guter Verträglichkeit
schwenkt man auf nährstoffdefinierte Kostform, also
Formulaprodukte, um.
Verläßliche Werte aus Blut und Harn
"Eine labordiagnostische Untersuchung bescheinigt
Ihnen mit höherer Sicherheit Gesundheit als ein Check-up
des Körperstatus", machte Professor Dr. Lothar
Thomas vom Nordwest-Krankenhaus in Frankfurt auf den
Stellenwert der Laboratoriumsuntersuchungen aufmerksam.
Der Referent untermauerte mit Zahlen: "Die
Laboratoriumsmedizin liefert bei rund 55 Prozent der
ärztlichen Diagnosen einen wichtigen und bei 5 Prozent
den entscheidenden Hinweis." In den vergangenen 25
Jahren habe in der Diagnostik ein enormer
Konzentrationsprozeß stattgefunden, mittlerweile werden
jährlich 1,5 Milliarden Tests bearbeitet.
Blut, Harn und Stuhl werden nach etwa 1000 bis 1500
Parametern analysiert, um entweder Vorsorge und
Diagnostik zu betreiben oder um die Behandlung zu
kontrollieren. Die diagnostischen Parameter sind
äußerst empfindlich. Da gibt es Störfaktoren und
Einflußgrößen, die in die Interpretation der Werte
einfließen müssen, erklärte Thomas. Die Fehler kommen
meist in der präanalytischen Phase zustande. "Wenn
diese in der Auswertung der Ergebnisse nicht
berücksichtigt wird, können Menschen
laborkrank gemacht werden", sagte
Thomas. Typische Fehler: Wird bei der Blutentnahme der
Arm länger als zwei Minuten gestaut, konzentrieren sich
die Blutbestandteile. Blut sollte auch immer im Liegen
und nicht im Stehen sowie in entspannter Atmosphäre
entnommen werden. Soll der Fettstatus im Blut überprüft
werden, rät Thomas dem Patienten, davor zwölf Stunden
lang kein Fett zu sich zu nehmen. Bleibt der Patient aber
nicht nüchtern und verschweigt dies dem Arzt, würden
höhere Triglyceridwerte gemessen.
PZ-Artikel von Bettina Schwarz und Elke Wolf, Gießen
© 1996 GOVI-Verlag
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