Pharmazie
Pharmaceutical Care in der
Praxis
Die Pharmaceutical-Care-Welle
rollt. Das Interesse der Kollegen daran wächst, 85
Prozent sehen darin einen richtigen Weg in die Zukunft.
Da es bereits verschiedene Studien und Einzelinitiativen
in Deutschland gibt, ist die Zeit reif für einen
Erfahrungsaustausch. So geschehen am 27. Oktober in
Leipzig auf dem Symposium "Pharmaceutical Care - vom
Studiendesign zum Nutzennachweis" der Fachgruppe
Allgemeinpharmazie der Deutschen Pharmazeutischen
Gesellschaft.
"Studien sind nur eine Möglichkeit
Pharmaceutical Care in die Apotheke zu tragen, ebenso gut
sind Einzelinitiativen möglich." Damit widersprach
Dr. Marion Schaefer, Humboldt-Universität Berlin, der
Befürchtung, die pharmazeutische Betreuung sei im
Berufsalltag nicht machbar. Sorgfältige Studien
erfordern viel Aufwand und Motivation, sind aber nötig
zum Nachweis der apothekerlichen Intervention. Was wäre
eine Studie ohne klare Kriterien der Ergebnisbewertung?
Neben den traditionellen Kriterien des Therapieziels wie
reduzierte Morbidität oder Mortalität berücksichtigt
man heute eine ganzheitliche Sichtweise. So werden auch
erhöhte Lebensqualität, Zufriedenheit des Patienten
oder geringere Beeinträchtigung der Lebensführung
erfragt.
Der Aufwand ist zu Beginn enorm. Daher brauchen die
Studienapotheker eine persönliche Betreuung und
regelmäßiges Feed-back sagte Apothekerin Almut
Müller-Jaeger aus Bonn. "Apotheker, die an solchen
Studien teilnehmen, sind Pioniere." Sie hält es
für unmöglich, ein kommerzielles Unternehmen mit der
Betreuung einer Studie zu beauftragen.
Als typische Probleme bei der Umsetzung haben sich
ergeben: Treffen der Studiengruppen verhindern die
Isolation der einzelnen Apotheker. Der
Dokumentationsaufwand bleibt mit Hilfe einer guten
Software überschaubar. Viele haben Scheu vor einer
Konfrontation mit Ärzten, viele fühlen sich fachlich
unsicher, da sie eine Therapie und ihren Verlauf über
einen langen Zeitraum beurteilen sollen. Die
Kommunikation mit den Patienten setzt ein
Vertrauensverhältnis voraus. Als Gründe für ein
"Abspringen" nennen Apotheker den Zeitaufwand,
zu viele alltägliche Pflichten, mangelndes Interesse der
Patienten, fehlende Unterstützung "von oben"
oder persönliche Gründe. All dies zeigt, wie wichtig
das persönliche Gespräch mit den Studienapothekern ist.
PZ-Artikel von Brigitte M. Gensthaler, Leipzig
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