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SGPhW und DPhG tagtengemeinsam

06.10.1997  00:00 Uhr

- Pharmazie

Govi-Verlag

SGPhW und DPhG tagten
gemeinsam

Das besondere Charakteristikum der Pharmazeutischen Wissenschaften ist ihre Syndisziplinarität, deren Bogen sich von der theoretischen Chemie und erfolgreichen Entwicklung bis hin zur Anwendung eines Arzneimittels und Marktbeobachtung spannt. Dieser Syndisziplinarität war der gemeinsame Kongreß der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft (DPhG) und der Schweizerischen Gesellschaft der Pharmazeutischen Wissenschaften (SGPhW) vom 2. bis 5. Oktober 1997 in Zürich gewidmet, dessen Organisation in den Händen von Professor Dr. Gerd Folkers, ETH, Zürich, lag.

200 Teilnehmer konnten Professor Dr. Otto Sticher, Zürich, als amtierender Präsident der SGPhW, und DPhG-Präsident Professor Dr. Hermann P. T. Ammon, Tübingen, im Hauptgebäude der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) begrüßen. Die SGPhW ist, verglichen mit der DPhG, eine junge und auch noch kleine Vereinigung, so Sticher bei der Eröffnung des viertägigen Kongresses. Sie bestehe seit 1993. Bis dahin habe eine gesamtschweizerische Vereinigung gefehlt.

Stärkung des akademischen Rückgrats

Hauptziel der Gesellschaft mit derzeit annähernd 100 Mitgliedern sei die Pflege internationaler Kontakte, die Zusammenarbeit mit anderen wissenschaftlichen Gesellschaften, die Förderung und Umsetzung des pharmazeutischen Wissens in die Praxis.

In der Schweiz stehe der Offizinapotheker heute vermehrt unter Druck, nicht mehr nur seitens der Ärzte, die Selbstdispensation betreiben, sondern auch seitens der Krankenkassen, die Medikamente per Postversand vertreiben, und Warenhausketten, die in den Arzneimittelmarkt drängen. Die Preise für Arzneimittel seien - da für viele Schweizer unakzeptabel - in Bewegung geraten. Unter dem Stichwort "Wir helfen sparen", so Sticher, versuchen die Schweizer Apotheken sich neu zu positionieren, indem sie sich als Gesundheitszentren anbieten. Die angespannte Lage fordere von allen Apothekern im verstärkten Maße Wissen und Verantwortung. Es müsse wieder vermehrt darum gerungen werden, gemeinsam aufzutreten, eine gemeinsame Sprache zu sprechen und das "akademische Rückgrat" zu stärken.

Internationaler Austausch

Die pharmazeutischen Wissenschaften können heute nicht mehr nur durch die nationale Brille betrachtet werden. Internationaler Austausch ist notwendig, sagte Ammon. Die Schweiz und Deutschland hätten nicht nur eine große Apothekertradition, insbesondere seien sie auch Standorte bedeutender, weltbekannter Pharmaunternehmen. Die gemeinsame Tagung solle einerseits dem internationalen Austausch dienen, andererseits solle sie die Nähe zwischen pharmazeutischer Hochschule und Industrieforschung demonstrieren, so Ammon.

Die DPhG verstehe sich als Hüterin der pharmazeutischen Wissenschaften. Deshalb nehme sie auch immer wieder Stellung zu aktuellen Fragen der Pharmazie wie Änderung der Ausbildung, Entwicklung der Pharmakoepidemiologie, vorgesehene Schließungen von Hochschulen, Qualität von Phytopharmaka oder dem Vertrieb unseriöser Arzneimittel. So habe die Gesellschaft mit Vehemenz gegen den Versandhandel von Arzneimitteln Stellung bezogen. Die DPhG sieht darin eine direkte und indirekte Gefährdung der Gesundheit der Bevölkerung, betonte Ammon. Mit Besorgnis beobachte sie auch die Aktivitäten von Warenhausketten, nicht apothekenpflichtige Arzneimittel in ihr Sortiment aufzunehmen. Eine adäquate fachliche Beratung sei nicht gewährleistet. Dem Verbraucher gehe auf diese Weise das Gefühl verloren, daß es sich beim Arzneimittel um eine Ware besonderer Art handelt.

Pharmaceutical Care und Klinische Pharmazie

Pharmaceutical Care als Tätigkeitsfeld der praktischen Pharmazie sei zu begrüßen, insbesondere auf den Gebieten chronischer Erkrankungen. Der Apotheker könne hier einen Beitrag zur Optimierung der ärztlichen Tätigkeit leisten, bemerkte der DPhG-Präsident. Durch themenbezogene Intensivfortbildung (Diabetes, Rheuma, Hochdruck, Allergie et cetera) müßten die fachlichen Voraussetzungen geschaffen werden. Halbwissen könne nur schaden. Sensibilität gegenüber den Ärzten sei angebracht.

Nicht nur dem Themengebiet Pharmaceutical Care, auch der Klinischen Pharmazie wolle die DPhG sich in Zukunft verstärkt widmen. Ist klinische Pharmazie Krankenhauspharmazie? Ist sie der medizinische Aspekt der Pharmazie schlechthin? Ist sie abzugrenzen von Pharmaceutical Care? Ist sie ein eigenes Fach neben den vier klassischen Fächern der Pharmazie? Wie läßt sie sich in Forschung und Lehre integrieren? Zur Beantwortung dieser Fragen konstituiere sich derzeit unter Federführung von Professor Dr. Walter Schunack, Berlin, eine Arbeitsgemeinschaft "Klinische Pharmazie".

Zusammenarbeit Hochschule und Industrie

Die geschichtliche Entwicklung habe es mit sich gebracht, daß die Herstellung von Arzneimitteln von der Apotheke in die Industrie verlegt wurde. Die Pharmaindustrie beschränke sich nicht nur auf die Produktion, sondern sie schaffe auch neue Produkte. Diese mache die Erforschung von Grundlagen notwendig. Pharmazeutische Institute könnten in ihrer Multidisziplinarität durchaus interessante Partner für forschende Pharmafirmen sein. Zum Teil sind sie es bereits, betonte Ammon. Die DPhG unterstütze dies, indem sie ihre Tagungen auch als Forum zum wissenschaftlichen Austausch zwischen Hochschule und Apothekerschaft einerseits und Wissenschaftlern aus der Industrie andererseits anbietet.

PZ-Artikel von Christiane Berg und Hartmut Morck, Zürich Top

 

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