Pharmazie
Als maligne Erkrankungen kommen akute und chronische Leukämien,
Lymphome (Morbus Hodgkin, Non-Hodgkin-Lymphom) sowie solide
Tumore (Sarkome, Karzinome), die den größten Teil der Erkrankungen
ausmachen, in Frage, führte Dr. Orwin Klein, Frankfurt am Main, auf dem
Fortbildungskongreß der Bundesapothekerkammer in Westerland aus. Bei
den Therapieoptionen kämen der chirurgischen Intervention (klassisch,
minimal invasiv etc.), der Strahlentherapie (konventionell, hyperfraktioniert
etc.) und der medikamentösen Therapie (zytostatische Chemotherapie,
Hormontherapie, Cytokintherapie, Wachstumsfaktoren) Bedeutung zu.
Schmerzen bei Tumorpatienten sind zu 60 bis 90 Prozent tumor-, zu 10 bis 25
Prozent therapiebedingt. 5 bis 20 Prozent der Schmerzen sind tumorassoziiert, zu 3
bis 10 Prozent ist der Schmerz tumorunabhängig, so Klein. Der tumorbedingte
Schmerz werde durch Knochen- und Weichteilinfiltration, durch Kompression und
Infiltration von Blut- und Lymphgefäßen, durch Lymphödeme oder Tumornekrosen
an Schleimhäuten hervorgerufen. Der tumorassoziierte Schmerz sei auf
paraneoplastische Syndrome, Zosterneuralgien, Pilzinfektionen, Venenthrombosen,
Dekubitusulcera oder Myalgie in Folge von Operationen (Nervenläsion,
Vernarbung, Ödem, Muskelverspannung) oder nach Strahlentherapie (Fibrose,
Neuropathie, Mukositis) zurückzuführen. Zu den tumorunabhängigen Schmerzen
könne man die Migräne und den Spannungskopfschmerz zählen.
Klein klassifizierte den Schmerz in den Nozizeptorschmerz, also den somatischen
Schmerz, der scharf, gut lokalisiert und von kurzer Latenz ist, und in den
neuropathischen Schmerz, der sich durch eine ungewohnte Qualität, Dys-, Hyp- und
Hyperästhesie sowie Allodynie auszeichnet.
Schmerztherapie nach den Bedürfnissen des Patienten
Für eine angemessene Schmerztherapie sei es unabdingbar, daß man dem Patienten
die Schmerzen glaubt. Häufig käme es zur falschen Einschätzung des Schmerzes
durch den Therapeuten, weil die Schmerzursache nicht korrekt definiert, die
Schmerzintensität unterschätzt beziehungsweise ein indiziertes Therapieverfahren
nicht erwogen wird oder der Patient mit der Therapie überfordert ist, die Dosis,
Dosierungsintervalle und Begleitmnedikation nicht adäquat sind beziehungsweise eine
unbegründete Angst vor Abhängigkeit und Toleranz bei Opioden besteht.
Auch Klein forderte die verstärkte Berücksichtigung der Grundprinzipien des
WHO-Schemas, sprich: Opiodgabe zu festen Zeiten sowie über die orale Route. Zu
denken geben müsse die Tatsache, daß in Deutschland nur 5 kg Morphin pro 1
Million Einwohner pro Jahr zum Einsatz kommen, während zum Beispiel in
Dänemark 79 kg, in Großbritannien 31 kg verbraucht werden.
PZ-Artikel von Christiane Berg, Westerland
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