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Kein Krebsrisiko durch hohe Dosen Vitamin C

07.09.1998  00:00 Uhr

- Pharmazie

Govi-Verlag

Kein Krebsrisiko durch hohe Dosen Vitamin C

Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Toxikologie und Aerosolforschung in Hannover bezweifeln, daß hohe Dosen Vitamin C das menschliche Erbgut verändern. Eine englische Forschergruppe unter der Leitung von Jan Podmore hatte im April dieses Jahres in der Zeitschrift Nature berichtet, hohe Dosen Vitamin C führten zur Bildung des freien Radikals 8-Oxoadenin und somit zu einer erhöhten Krebsgefahr. Die Wissenschaftler aus Hannover äußerten jetzt Zweifel an der Interpretation der Daten und sprachen von gravierenden Mängeln im Studiendesign, die unbedingt der Klärung bedürften.

Podmore und seine Mitarbeiter hatten die Nahrung von dreißig gesunden Probanden sechs Wochen lang mit Placebo (500 mg Calciumcarbonat) und anschließend sechs Wochen mit 500 mg Vitamin C angereichert. Dies entspricht 833 Prozent der in den USA empfohlenen Tagesdosis. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt gesunden Personen die Einnahme von 75mg pro Tag. Bei gleichzeitiger Messung der Vitamin-C-Konzentration im Plasma suchte die an der Universität Leicester in Großbritannien ansässige Arbeitsgruppe nach DNA-Schäden in Form von 8-Oxoguanin ( 8-OG) und 8-Oxoadenin (8-OA), sprich oxidierten Guanin- und Adeninbasen in der Lymphozyten-DNA. Da die Autoren eine erhöhte 8-Oxoadenin- sowie eine erniedrigte 8-Oxoguanin-Konzentration feststellten, warnten sie vor der Einnahme von hohen Vitamin-C-Dosen.

Professor Dr. Rudolf Fahrig, Leiter der Abteilung Gentoxikologie des Fraunhofer-Institutes in Hannover, nannte die Warnung aufgrund der vorgelegten Ergebnisse unge-rechtfertigt und sprach von "Merkwürdigkeiten", die man so nicht im Raum stehen lassen dürfe. Die von Podmore und Mitarbeitern zum Beweis der mutagenen Wirkung des 8-Oxoadenin angeführten Arbeiten untermauerten nicht etwa die mutagene Wirkung. Vielmehr lasse sich im Gegenteil der Schluß ziehen, daß die mutagene Wirkung von 8-Oxoadenin tatsächlich sehr viel geringer ist als die von 8-Oxoguanin, so der Hannoveraner Wissenschaftler.

Nicht erklärt werde, warum die Zahl der Probanden innerhalb der Studie schwankt. Unklar sei, ob einige Studienteilnehmer aktive oder passive Raucher waren oder Kontakt mit anderen mutagenen Substanzen hatten, die die Bildung von 8-Oxoguanin und -8-Oxoadenin induzieren können. Zu hinterfragen sei außerdem, warum Vitamin C im Plasma und nicht ebenfalls in den untersuchten Lymphozyten gemessen wurde. Diese enthalten im Vergleich zum Plasma die 80fache Vitamin-C-Konzentration.

Das Ergebnis der Untersuchung ist nach Ansicht von Fahrig überaus erfreulich: Die Konzentration von 8-Oxoguanin, das wahrscheinlich ein mindestens zehnfach höheres mutagenes Potential als 8-Oxoadenin besitzt, hat sich halbiert, die Bilanz hinsichtlich der Schutzfunktion von Vitamin C sei somit positiv. Zur wissenschaftlichen Abklärung dieses Sachverhaltes sowie fragwürdiger statistischer Berechnungen (siehe auch PZ. Nr. 33, S.17), zu denen Fahrig kritisch Stellung bezog, sei die englische Arbeitsgruppe vom Fraunhofer-Institut mehrfach angeschrieben worden. Sie habe auf keines der Anschreiben reagiert.

Hochdosierte Vitamin-C-Infusionen bei Asthma und Arthritis

Für den Einsatz hochdosierter Vitamin- C-Infusionen bei der Behandlung von Asthma bronchiale, rheumatoider Arthritis oder Neurodermitis plädierte Dr. Reza Schirmohammadi, Arzt für Naturheilverfahren und Chefarzt der Abteilung für Anästhesie, Intensivmedizin und Schmerztherapie am St. Antonius-Krankenhaus in Schleiden. Je nach Krankheitsbild greife er auf Vitamin C in Konzentrationen von 7,5 und 15 g zurück. Es komme zu einer wesentlichen Linderung der Beschwerden. Gegebenenfalls könnte schrittweise die Gabe von Cortisol und anderen Medikamenten reduziert werden.

PZ-Artikel von Christiane Berg, Hannover
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