Pharmazie
Schon die Inkas verwendeten die Rinde des Lapachobaumes (Tabebuia
avellanedae Lorentz ex Griseb.) als Heilpflanze bei einer Vielzahl von
Krankheiten. Nach jahrhundertelanger Vergessenheit wurde sie von
brasilianischen Ärzten und Forschern vor etwa 40 Jahren wieder entdeckt.
Seit dieser Zeit wird die noch heute bei den Callawaya-Indianern
verwendete Lapachorinde unter anderem erfolgreich zur Verbesserung des
allgemeinen Wohlbefindens und zur Stärkung des Immunsystems auch bei
uns angewendet.
Die Gattung Tabebuia Gam. ex DC. gehört zur Familie der Bignonaceae
(Trompetenblumengewächse) und umfaßt über 125 Arten, die von Nordargentinien
bis Mexiko und den Antillen vorkommen. Viele Arten wachsen in tropischen
Regenwäldern, in geringerem Maße ist der Baum auch in
Trockenbuschgesellschaften anzutreffen.
Systematik und Verbreitung
Zu einer der bekanntesten Arten gehört der im nördlichen Südamerika beheimatete
Lapachobaum, Tabebuia avellanedea Lorentz ex Griseb. Die Pflanze besitzt eine
Vielzahl von Synonymen. Dazu gehören beispielsweise Tabebuia - früher auch unter
dem Gattungsnamen Tecoma eingeordnet - Tabebuia avellanedae var. paulesnsis
Toledo, T. dugandii Standl (Kolumbien), T. exima (Miq.), T. ipe (Mart. ex Schum.)
Standl. und andere.
Die Rinde des Lapachobaumes war bereits bei den Wikingern bekannt. Sie
tauschten die Rinde gegen Edelsteine ein und brachten die Wunderdroge so nach
Europa. Weiterhin wird berichtet, daß ein russischer Zar durch den Genuß von
täglich einer Tasse Lapachotee 130 Jahre alt geworden sei. Von dem Abt Murier
aus einem mazedonischen Kloster liegt aus dem Jahre 1305 eine Bestätigung vor,
daß der Tee in dieser Zeit in Europa und im Orient bei vielen gesundheitlichen
Problemen verordnet wurde, sicherlich nur für sehr begüterte Personen. Der
bekannte Bergsteiger Luis Trencker hatte immer einen Beutel Lapachotee bei sich.
Er nannte diesen Medizinbeutel den Schatz der Inkas.
Inhaltsstoffe
Im Kernholz des Lapachobaumes ist bis zu 3,7 Prozent Lapachol in kristalliner
Form enthalten. In der Rinde findet es sich in bedeutend geringerem Maße (etwa 0,2
Prozent). Die bis 40 µm großen mikrokristallinen, prismenförmigen Kristalle sind
mikroskopisch deutlich zu erkennen. In Alkohol lösen sich die Lapacholkristalle mit
intensiv gelbroter bis granatroter Farbe.
Weiterhin finden sich 0,55 bis 1,5 Prozent ätherisches Öl mit einer Reihe von
Verbindungen, Derivate des Phenols, die zum Teil für den Geruch der Droge mit
verantwortlich sind: Vanillin (I), Vanillinsäure (II), Anissäure (III), Anisaldehyd (IV),
Veratrumsäure (V) und andere. Als wirksame Inhaltsstoffe gelten die
Naphthochinone wie Lapachol (VI), Dehydro-alpha-Lapachon (VII) und
Dehydro-iso-alpha-Lapachon (VIII). Sie tragen wesentlich zur Wirksamkeit der
Droge beziehungsweise der daraus gewonnenen Extrakte bei. Allerdings schwankt
die quantitative Verteilung der einzelnen Substanzen zum Teil beträchtlich, wie Bladt
bei einer Vergleichsstudie von fünf Lapacho-Teeproben unterschiedlicher Herkunft
feststellte.
Ferner enthält die Rinde noch weitere wirksame Naphthochinderivate sowie 3,3 bis
4,5 Prozent Harz, eine wachsartige Masse, die bei der Verseifung unter anderem
Cerylalkohol und Lignocerinsäure liefert sowie 0,95 bis 1,2 Prozent Lactonoide und
0,85 bis 1,4 Prozent glykoside Bitterstoffe. Im frischen Jungholz lassen sich 0,025
bis 0,042 Prozent eines bitteren B-Glucosids sowie neutrale Saponine nachweisen
(12). Für die adstringierende Wirkung der Lapachorinde ist der hohe
Gerbstoffgehalt von 10 bis 18 Prozent und 3 bis 4 Prozent Gerbstoffsäure
verantwortlich (12,16).
Anwendung der Lapachorinde
In der Volksmedizin fanden bereits bei den Inkas wäßrige Extrakte der
Lapachorinde bei einer Vielzahl von Krankheiten Anwendung. Die Nachkommen
der Inkas, die Indianer von Peru, Paraguay und Bolivien, insbesondere die
Callaway-Indianer, setzen diese Tradition fort. Sie verwenden die Droge erfolgreich
zur Behandlung von Tumoren, Leukämie, fieberhaften Erkrankungen, Asthma,
Magenschmerzen, Magenbeschwerden (Gastritis), Rheuma oder bei Pilzinfektionen
sowohl äußerlich als auch innerlich.
Erst vor etwa 40 Jahren wurde von brasilianischen Ärzten und Wissenschaftlern die
Lapachopflanze wieder neu entdeckt und seither einer intensiven Untersuchung
unterzogen. Aus der Vielzahl der Veröffentlichungen der unterschiedlichen
Arbeitsgruppen werden bei Einsatz von Extrakten der Lapachorinde folgende
wichtige Wirkungsspektren beschrieben:
- Antitumorale Aktivität: Abbott und Mitarbeiter vom National Cancer Institut
(USA) konnten die antitumorale Aktivität belegen, während Hartwell alle
Tumorerkrankungen auflistete, die mit Lapachotee-Extrakten behandelt
wurden. Über eine starke In-vivo-Inhibierung verschiedener Tumorarten
durch hipophile Hexan-Rindenextrakte berichteten Santana und Mitarbeiter.
Wäßrige Extrakte erwiesen sich hierbei als geringer wirksam.
Von den enthaltenen Inhaltsstoffen zeigen die Naphthochinonderivate
5-Hydroxy-2 (1'-hydroxyethyl) naphtho/2,3-b/furan-4,9-dion und
2-Acetylnaphtho/2,3-b/furan-4,9-dion sowie die Veratrumsäure und
Veratrumaldehyd eine Steigerung der Lymphozytenproliferation. Im
KB-Cell-Test wurde eine gute cytotoxische Wirkung erzielt. Sie können
somit als wichtige immunstimulierende Verbindungen der Lapachorinde
angesehen werden. Weiterhin wurde gefunden, daß sie, ebenso wie das
(-)-Dehydroiso-alpha-Lapachon in sehr niedrigen Dosen wirken. So ist bei
Konzentrationen von 100 µg und 100 ng/ml eine ausgeprägte Cytotoxizität
und Immunsuppression festzustellen.
Allerdings ist vor einer Eigentherapie von Tumoren oder Wucherungen mit
Lapachotee oder -extrakten dringend abzuraten, da bis heute eindeutige
klinische Ergebnisse beim Menschen entweder selten sind oder noch
ausstehen.
- Antimikrobielle Aktivität: Eine starke Wirkung durch die tägliche Einnahme
von Lapachotee gegen Candida-albicans-Infektionen beschreibt Duke.
Hingegen konnte Truss bei Einsatz eines wäßrigen Extraktes keine direkte
antimykotische Wirkung bei Candida-Kulturen feststellen. Dapper berichtet
über die positive antibiotische Wirkung von Lapachotee-Extrakten gegenüber
gramnegativen und -positiven Bakterien. Erfolge wurden auch bei
Staphylococcus aureus erzielt.
- Antiinflammatorische Aktivität: Über einen positiven Einfluß auf das
Rattenpfotenödem berichten Oga und Mitarbeiter.
Wie bereits anfangs erwähnt, wird Lapachotee auch zur Steigerung des
Wohlbefindens, Verbesserung der Konzentration und der Ausdauer verwendet und
von verschiedenen Firmen angeboten. Zu diesen Zwecken werden jeweils zwei
Teelöffel Lapachotee in einen Liter kochendes Wasser gegeben, fünf Minuten ziehen
gelassen und nach dem Durchseihen über den Tag verteilt getrunken. Dies soll sechs
Wochen lang erfolgen. Nach vierwöchiger Pause wird die sechswöchige Teekur
wiederholt.
PZ-Artikel von Johannes Seidemann, Potsdam
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