Pharmazie
Tamoxifen wird zur Therapie des Mammakarzinoms angewandt; auch
stellt es, ebenso wie Goserelin, eine hocheffektive Behandlungsmöglichkeit
bei therapierefraktärer Mastalgie dar. Im British Medical Journal wurden
jetzt zwei Fälle beschrieben, in denen sich nach der Gabe von Tamoxifen
beziehungsweise Goserelin eine ausgeprägte Alopezie entwickelte.
Tamoxifen wirkt dabei als Estrogenrezeptor-Antagonist, durch den
LH-RH-Agonisten Goserelin kommt es zu einem Abfall von Estradiol in den
postmenopausalen Bereich. Durch beide kommt es damit zu einem
Hypoestrogenismus und so zu einem relativen Hyperandrogenismus, der bei
empfindlichen Frauen zum Haarverlust führen kann.
Beim ersten der beiden Fälle handelte es sich um eine 26jährige Frau mit zyklischer
Mastalgie. Nach der Gabe von täglich 10mg Tamoxifen entwickelte sie eine
Alopezie. Nach Absetzen des Präparates waren die Symptome reversibel. Statt
Tamoxifen wurde anschließend Goserelin eingesetzt, auf das sie auch eine Alopezie
entwickelte, die ebenfalls nach Absetzen des Präparates reversibel war.
Bei einer 62jährigen Frau mit Brustkrebs, die täglich 20mg Tamoxifen erhielt, war
die nach dreimonatiger Behandlung auftretende Alopezie nach Absetzen des
Präparates nicht reversibel.
Die Nebenwirkung Alopezie wird bei Tamoxifen-haltigen Fertigpräparaten als
leichte Nebenwirkung erwähnt, in der Information zu Goserelin fehlt sie vollständig.
Angesichts der Tatsache, daß eine Indikationsausweitung für diese Arzneistoffe -
zum Beispiel auf junge Frauen mit Mastalgie - angestrebt wird, sollte die auch unter
psychologischen Gesichtspunkten bedeutsame mögliche Nebenwirkung Alopezie mit
in die Nutzenbetrachtung dieser Therapie aufgenommen werden.
PZ-Artikel von Wolfgang Kämmerer, Wiesbaden
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