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ASS als indirekter Eisenfänger

03.08.1998  00:00 Uhr

- Pharmazie

Govi-Verlag

ASS als indirekter Eisenfänger

Wissenschaftler der Universität Halle glauben, den Mechanismus einer antioxidativen Wirkung von Acetylsalicylsäure (ASS) aufgeklärt zu haben. Er beruht vermutlich auf einem direkten Einfluß von ASS auf die Ferritin-Produktion im Zytoplasma von Gewebszellen.

Oxidativer Streß spielt in der Pathophysiologie von Krankheiten, die durch Entzündungsreaktionen entstehen, eine große Rolle. Dazu gehören Rheuma, Arteriosklerose, Krebs und Alzheimer. Freie Radikale setzen im Körper Reaktionen in Gang, die zu irreparablen Störungen führen können. Diese aggressiven Reagenzien entstehen durch exogene oder endogene Faktoren. Ein Zuviel an freien Eisen-Ionen verhält sich wie ein Katalysator. Das zweiwertige Spurenelement reagiert mit OH-Gruppen im Gewebe und produziert so die zell- und gewebsschädigenden Radikale.

Epidemiologische Studien zeigten, daß Blutspender und Frauen vor der Menopause ein geringeres koronares Risiko haben. Einen Grund hierfür sehen Wissenschaftler im regelmäßigen Blut- und vor allem Eisenverlust. Früher setzte man den Aderlaß ein, um dies zu erreichen. ASS scheint nach dem gleichen Prinzip zu wirken, indem es hohe Eisenkonzentrationen vermindern kann.

Der Organismus vermag bis zu einem gewissen Maß selbst überschüssiges Eisen zu binden. Er produziert dazu das Protein Ferritin, das Eisen-Ionen abfängt, transportiert und unschädlich macht. Somit wird die Radikal-Bildung frühzeitig gestoppt. Die Pharmakologen um Professor Dr. Henning Schröder untersuchten in ihren Experimenten an Endothelzellen, welche Arzneistoffe das zytoprotektive Ferritin beeinflussen. Von den nichtsteroidalen Antirheumatika war lediglich ASS wirksam, Salicylsäure, Indomethacin und Diclofenac jedoch nicht. Verwendet wurden Dosen, die üblicherweise zur Prophylaxe eingenommen werden.

Der Wirkmechanismus beruht vermutlich auf einem direkten Einfluß auf die Translation an den Ribosomen: Die Ferritin-Produktion wird gesteigert. Damit wirkt ASS zweifach protektiv. Einerseits hemmt es im Blut die Gerinnung, andererseits schützt es im Gewebe das Endothel vor oxidativen, durch Eisen bedingte, Reaktionen. Beide Mechanismen ergänzen sich bei der Prophylaxe von Herz-Kreislauf-Krankheiten.

Vor einiger Zeit hatte der gleiche Arbeitskreis bereits herausgefunden, daß ASS den zytoprotektiven Effekt von Vitamin E, der nicht auf der Eisen-Bindung beruht, verstärkt. Um so mehr darf man jetzt gespannt sein auf das Ergebnis der Women's Health Study mit etwa 40.000 Krankenschwestern. In der Untersuchung werden seit 1992 ASS (100mg/d) und Vitamin E (600I.E./d) gegen Placebo zur Prävention von kardiovaskulären Krankheiten und Krebs gegeben.

Literatur : Oberle, S. et al., Circulation Research 82 (1998) 1016-1020.
Podhaisky, H.P., et al., Federation of Biochemical Societies Letters 417 (1997) 349-351.

PZ-Artikel von Katja Pannewig, München
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