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Neue Hoffnung bei Morbus Paget

11.07.2005  00:00 Uhr
Zoledronsäure

Neue Hoffnung bei Morbus Paget

von Kerstin A. Gräfe, Frankfurt am Main

Seit April ist Zoledronsäure (Aclasta®) als einmalige Infusion zur Therapie des Morbus Paget zugelassen. In den Zulassungsstudien wirkte sie schneller, effektiver und erzielte eine längere Remission als ein oral appliziertes Bisphosphonat.

Zur Behandlung des Morbus Paget (siehe Kasten) sind Bisphosphonate Mittel der Wahl. Ziel ist allerdings, ein noch früheres Einsetzen der Wirkung, eine längere Wirkdauer sowie eine einfachere Dosierung zu erreichen. »Hier zeigt Zoledronsäure, die mittels einer einzigen Infusion appliziert wird, ein hohes therapeutisches Potenzial,« sagte Privatdozent Dr. Andreas A. H. Kurth, leitender Oberarzt der orthopädischen Universitätsklinik in Frankfurt am Main, auf einer von Novartis ausgerichteten Pressekonferenz.

 

Morbus Paget Der Morbus Paget des Knochens wird auch als Osteitis deformans oder Osteodystrophia deformans bezeichnet und ist nach der Osteoporose die zweithäufigste Erkrankung des Knochenstoffwechsels. Einerseits liegt ein verstärkter Knochenabbau, andererseits ein erhöhter Knochenaufbau vor. Der daraus resultierende erhöhte Knochenumbau führt zu einer krankhaften Knochenstruktur mit Deformierungen und erhöhter Anfälligkeit für Knochenbrüche. Häufige Symptome sind zunächst Rückenschmerzen und Beschwerden am Stütz- und Bewegungsapparat. Oft ist die Diagnose ein Zufallsbefund beim Anfertigen von Röntgenaufnahmen, verifiziert wird sie durch Bestimmung der alkalischen Phosphatase im Serum (SAP), deren Werte erhöht sind.

In Deutschland sind etwa 75.000 Patienten symptomatisch von dieser Erkrankung betroffen. »Schätzungen zufolge werden jedoch nur etwa 6000 Patienten ausreichend behandelt«, sagte Professor Dr. Franz Jakob, Leiter des Osteologiezentrums der orthopädischen Klinik in Würzburg, auf einer von Novartis ausgerichteten Veranstaltung. Therapie der Wahl sind Bisphosphonate. Daneben können initial Analgetika oder Antiphlogistik eingesetzt werden.

 

Hohe Ansprechrate

Die Zulassung beruht auf zwei multizentrischen randomisierten Doppelblindstudien, in denen die intravenöse Einzelinfusion von 5 mg Zoledronsäure über 15 Minuten mit der täglichen oralen Gabe von 30 mg Risedronat über 60 Tage verglichen wurde. An der Studie nahmen Probanden mit radiologisch bestätigtem Morbus Paget und einer Erhöhung der alkalischen Phosphatase um mehr als das Zweifache der oberen Norm teil. Sie erhielten randomisiert entweder eine Einzelinfusion Zoledronsäure plus Placebo-Tabletten (n = 177) oder eine Placebo-Infusionslösung und Risedronat-Tabletten (n = 172). Zusätzlich bekamen die Patienten Calcium (2 x 500 mg pro Tag) und Vitamin D (400 bis 1000 I. E. pro Tag), um eine Hypocalcämie zu vermeiden. Primärer Zielparameter war das Ansprechen nach sechs Monaten, das entweder durch eine Normalisierung der alkalischen Phosphatase im Serum (SAP) oder eine Reduzierung der alkalischen Phosphatase um mindestens 75 Prozent des Ausgangswerts definiert war.

Die Ergebnisse aus den kombinierten Daten beider Studien zeigten für Zoledronsäure ein signifikant überlegenes Ansprechen. Die Responderrate lag bei den Zoledronsäure-Patienten bereits nach zwei Monaten bei 90 Prozent, verglichen mit 47 Prozent bei den Risedronat-Patienten. Die Normalisierungsraten der SAP betrugen 63 Prozent für Zoledronsäure und 26 Prozent für Risedronat (p 0,001). Nach sechs Monaten lag für Zoledronsäure die Responder- beziehungsweise Normalisierungsrate bei 96 Prozent beziehungsweise 89 Prozent im Vergleich zu 74 Prozent beziehungsweise 58 Prozent für Risedronat (p 0,001).

Nebenwirkungen vergleichbar

Patienten, die am Ende der sechsmonatigen Behandlung als Responder klassifiziert worden waren, wurden in eine Nachbeobachtungsphase von weiteren zwölf Monaten aufgenommen. Hier konnte bei 141 der 143 Zoledronsäure-Patienten der Therapieerfolg aufrechterhalten werden. Dies war nur bei 71 der 107 Risedronat-Patienten der Fall.

Die Nebenwirkungsraten waren in beiden Patientengruppen vergleichbar. Häufigste unerwünschte Ereignisse unter Zoledronsäure waren grippeartige Beschwerden (9,6 Prozent), Fieber (7,3 Prozent), Kopfschmerzen (6,8 Prozent), Übelkeit (6,2 Prozent), Knochenschmerzen (5,1 Prozent), Myalgie (7,3 Prozent) und Arthralgie (4,5 Prozent). Die Mehrzahl dieser Symptome trat innerhalb der ersten drei Tage nach Verabreichung der Infusion auf und bildete sich innerhalb von vier Tagen wieder zurück.

Bald Zulassung für Osteoporose

Zoledronsäure 5 mg Infusionslösung befindet sich zurzeit im Endstadium der Entwicklung als einmal jährliche Therapie der Osteoporose. Des Weiteren laufen klinische Studien zu einer oralen Formulierung von Calcitonin, SMC021, welche die Knochenresorption verringert und ein protektives Potenzial gegen den Knorpelabbau besitzt. Ebenfalls in der Entwicklung befindet sich AAE581, ein prototypischer Cathepsin-K-Inhibitor, der positive Wirkungen auf die Knochenbildung haben könnte. Top

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