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Amifostin, ein neues Zytoprotektivum

23.06.1997  00:00 Uhr

- Pharmazie

  Govi-Verlag

Amifostin, ein neues Zytoprotektivum
Serie Neue Arzneistoffe

  Chemo- und Strahlentherapie sind neben der Operation die klassischen Eckpfeiler der Krebsbehandlung. Damit verbunden sind toxische Effekte auf das gesunde Gewebe und schwerwiegende Nebenwirkungen, welche die therapeutische Breite und Effizienz der Tumortherapie erheblich eingrenzen. An supportiven Maßnahmen, die auch die Lebensqualität der Tumorpatienten erhöhen, besteht großes Interesse.

Ionisierende Strahlung und Zytostatika wirken am Tumor durch Zelltoxizität antineoplastisch. Daran beteiligt sind freie Radikale, ebenso biochemische Reaktionen wie Alkylierung oder Eingriffe in molekularbiologische Prozesse. Diese am Tumor erwünschten Effekte sind jedoch nicht zellspezifisch und betreffen auch gesundes Gewebe. Die Krebsbehandlung mit Strahlen und Zytostatika ist daher stets ein Kompromiß zwischen höchstmöglicher Tumorzerstörung und minimaler Schädigung gesunden Gewebes. An Methoden der Zytoprotektion gesunder Zellen und Organe ist die Onkologie stark interessiert, nicht zuletzt zur Optimierung zytostatisch wirksamer Dosen.

Amifostin wurde in den 50er Jahren im Auftrag der US-Armee entwickelt. Ziel des Forschungsprogramms war das Auffinden neuer radioprotektiver Stoffe, die Soldaten vor den Folgen des radioaktiven Fall out schützen sollten. In einem breiten Screening potentiell wirksamer Thiolderivate erwies sich Amifostin als wirksamstes Zytoprotektivum gegen Strahlenschäden.

Neues Interesse fand es Anfang der 80er Jahre, als man erkannte, daß der Stoff selektiv gesundes Gewebe schützt und auch bei einer Chemotherapie zytoprotektiv wirksam ist. Amifostin (Ethyol®) wurde 1995 in Deutschland zugelassen.

Amifostin ist ein Zytoprotektivum gegen Organ- und Gewebeschäden bei einer Radio- und Chemotherapie. Die Substanz, ein Aminothiophosphorsäureester, ist ein Prodrug, das durch die membranständige alkalische Phosphatase in das freie Thiol (WR-1065) als aktives Prinzip metabolisiert wird. WR-1065 wird von gesundem Gewebe selektiv schneller aufgenommen und erreicht in normalen Zellen bis zu 100fach höhere Konzentration als im Tumor. Es wirkt primär als Radikalfänger und scheint auch chemopräventive Mechanismen auf molekularer Ebene zu induzieren.

Amifostin ist nicht toxisch, verursacht aber bei schneller Infusion eine Reihe von Nebenwirkungen, die jedoch klinisch gut beherrschbar sind. Die Wirksamkeit im Hinblick auf die Verringerung der Multiorgantoxizität verschiedener Chemotherapeutika und die Möglichkeit zur Erhöhung maximal tolerierbarer Dosen (MTD) in der Chemo- und Radiotherapie ist belegt. Wichtige Zukunftsaufgaben sind die Verbesserung der Amifostin-Dosierung und geeigneter kombinierter Therapien, ebenso eine Erweiterung der eingeschränkten Indikation.

Der Nutzen in der Onkologie erscheint hoch, da berechtigte Hoffnungen bestehen, daß mit Amifostin höheren Remissionsraten und damit längere Überlebenszeiten erzielt werden können. Für den Tumorpatienten sollte die Amifostin-Begleittherapie eine echte Verbesserung der Lebensqualität bedeuten.

PZ-Artikel von Gunther Metz, Blaubeuren    

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