Pharmazeutische Zeitung online

Neue Entwicklungen bei derantirheumatischen Therapie

15.06.1998  00:00 Uhr

- Pharmazie

Govi-Verlag

Neue Entwicklungen bei der
antirheumatischen Therapie

Die neuen Entwicklungen bei der medikamentösen Behandlung des rheumatischen Formenkreises finden sich hauptsächlich in der Gruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR), so Professor Dr. Gerd Dannhardt vom Pharmazeutischen Institut der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz.

Nachdem die Hemmung der Prostaglandinsäuresynthese durch die NSAR erst Anfang der 70er Jahre mit der Beschreibung der Cyclooxygenase 1 (COX 1) und durch die Charakterisierung der Cyclooxygenase 2 (COX 2) Anfang der 90er Jahre aufgeklärt wurde, glaubte man, gezielter wirkende Substanzen entwickeln zu können. Da man zunächst der COX 1 ausschließlich die Unterstützung der physiologischen Mechanismen zuschrieb, zum Beispiel Schutz der Magenschleimhaut, und die Funktion der COX 2 bei den entzündlichen Prozessen ansiedelte, hoffte man mit hochselektiven COX 2-Hemmern die unerwünschten Effekte von den erwünschten trennen zu können. Diese Hoffnung habe sich nicht erfüllt, zumal inzwischen nachgewiesen wurde, daß auch für COX 2 physiologische Funktionen und ein konstitutives Vorkommen in bestimmten Zellen nachgewiesen wurden.

Als nebenwirkungsärmere Substanz stellte Dannhardt den neuen Ester des Diclofenacs mit Hydroxyessigsäure, Aceclofenac, vor, der bei Einmalgabe mit einem Faktor von 4 bis 6 eine bessere gastrointestinale Verträglichkeit gegenüber Diclofenac zeigt. Bei Mehrfachgaben reduziert sie sich allerdings auf 1,5 bis 2 reduziert. Auch die Kombination von Diclofenac mit dem Prostaglandin E1-Analogon Misoprostol habe in klinischen Studien eine signifikant bessere Magen-Darm-Verträglichkeit gezeigt.

Ein weiteres Konzept, die Verträglichkeit der NSAR zu erhöhen, sei der Einbau von Salpetersäurefunktionen über Spacer. Nach der enteralen Resorption werde der Wirkstoff, der Spacer und Stickstoffmanoxid freigesetzt. Letzteres verhindere aufgrund seiner vasodilatierenden Wirkung Mikrozirkulationsstörungen in den mesenteriellen Venolen des Magen-Darm-Traktes und senke dadurch das Ulcusrisiko.

Weitere neue Substanzen folgten dem Konzept der dualen Blockade, so Dannhardt. Sie hemmen sowohl die COX als auch die Lipoxygenase, wodurch auch die Bildung der Leukotriene verhindert werde. Leukotriene haben chemotaktische Wirkungen und fördern die Adhäsion der Leukozyten in der Magen-Darm-Mukosa und starten dadurch die Kaskade zur Ausbildung gastrointestinaler Schäden. Als Substanz nannte Dannhardt Tenidap.

Einen vollkommen neuen Wirkungsmechanismus müsse dem Leflunomid, einem Prodrug mit Isoxazolstruktur, zugeordnet werden: Es inhibiert das Enzym Dihydroorotat-Dehydrogenase, das an der Pyrimidinbiosynthese beteiligt ist, und beeinflußt die Signaltransduktion durch eine Blockade von Rezeptortyrosinkinasen. Leflunomid greift damit in grundlegende Vorgänge der Zellen ein.

Als weitere Entwicklungen in der Rheumatherapie nannte Dannhardt den Einsatz monoklonaler Antikörper, zum Beispiel gegen den Tumornekrosefaktor.

NSAR haben, so Dannhardt abschließend, allerdings auch neue Indikationen erfahren, zum Beispiel in der Prophylaxe und der Therapie der Restenosen, der Ischämie, der Sepsis und der Chemoprävention colorektaler Karzinome. Bezüglich der letzten Indikation liegen bereits Untersuchungsergebnisse für Acetylsalicylsäure, Sulindac und Resveratrol vor.

PZ-Artikel von Dr. Hartmut Morck, Meran
Top

© 1997 GOVI-Verlag
E-Mail:
redaktion@govi.de

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa