Pharmazeutische Zeitung online

Jahrestagung der Gesellschaft für Dermopharmazie

16.06.1997  00:00 Uhr

- Pharmazie

  Govi-Verlag

Jahrestagung der Gesellschaft für Dermopharmazie

  Zur ersten Jahrestagung der Gesellschaft für Dermopharmazie (GD) am 4. Juni 1997 in Düsseldorf konnte der Vorsitzende Dr. Joachim Kresken circa 100 Dermatologen und Apotheker begrüßen, unter ihnen den ABDA-Präsidenten Hans-Günter Friese. In zehn Vorträgen ging es um neueste Entwicklungen aus der Dermatotherapie, der Dermopharmazie in Praxis und Offizin, der Dermokosmetik sowie der Photobiologie.

Die GD hat sich nicht nur zum Ziel gesetzt, die Zusammenarbeit zwischen Apothekern, Ärzten und Wissenschaftlern auf dem Gebiet der Dermopharmazie zu fördern. Sie will aktuelle dermopharmazeutische Erkenntnisse auch der Öffentlichkeit bekanntmachen. Auf einer Pressekonferenz wurde daher über die wichtigsten Themen des Kongresses informiert.

Bioäquivalenz wirkstoffidentischer Externa

Bei lokal wirksamen Arzneimitteln ist die im Plasma meßbare Konzentration äußerst gering. Auch ist die therapeutische Relevanz von Plasmakonzentrationen nicht gegeben, da der Wirkort in der Haut liegt, sagte Dr. Winfried Mehnert aus Berlin, der zur Frage der Bioäquivalenz wirkstoffidentischer Externa referierte. Allerdings könnten Plasmakonzentrationsbestimmungen notwendig sein, um das Risiko einer unbeabsichtigten Resorption über die Haut zu ermitteln, so der Referent, der auf das Zusammenspiel von Arzneistoff, Grundlage und Haut verwies.

Klinische Studien zum Nachweis der Bioäquivalenz lokal wirksamer Arzneiformen seien sehr zeitaufwendig und kostenintensiv, stellten aber nach dem heutigen Stand der Wissenschaft die einzige abgesicherte Methode dar. Nicht zuletzt aufgrund von Fragen nach der ethischen Vertretbarkeit seien in den letzten Jahren alternative Methoden entwickelt worden, erläuterte Mehnert. Die Bestimmung pharmakodynamischer Parameter umfaßt die Messung der Vasokonstriktion und Mikrozirkulation der Haut. Bei der Bestimmung pharmakokinetischer Parameter steht die Messung der Arzneistoffaufnahme und -elimination in das beziehungsweise aus dem Stratum corneum im Vordergrund, ebenso die Messung der Arzneistoffkonzentration in der Synovialflüssigkeit nach topischer Applikation von Antirheumatika und Antiphlogistika.

Mit Hilfe von In-vitro-Methoden lassen sich nach den Worten Mehnerts Aussagen zur Freisetzung des Wirkstoffes aus der Arzneiform und zur anschließenden Penetration in künstliche Membranen oder auch Humanhaut machen. Zur Zeit müsse der Nachweis der Austauschbarkeit von wirkstoffidentischen Präparaten mit lokaler Wirksamkeit noch durch die Ergebnisse klinischer Studien erbracht werden, da alternative Methoden bisher nicht ausreichend validiert seien.

Pilzinfektionen der Haut

Auf die wachsende Bandbreite der Dermatomykosen verwies Privatdozent Dr. Hans Jürgen Tietz, Berlin. Sie reichten heute von den klassischen Erkrankungen der Nägel und Füße über die Candidosen der Haut bis hin zu zoophilen Dermatomykosen durch höher virulente Erreger, vornehmlich bei Kindern. Der Wandel im Spektrum der Erreger und der Erkrankungen erfordere ein differenziertes therapeutisches Herangehen basierend auf einer exakten und im Anspruch artspezifischen mykologischen Diagnostik. Angesichts dieser Veränderungen seien die Möglichkeiten der Selbstmedikation äußerst gering. Dennoch sei die Mitwirkung des Patienten gefragt. Zur Selbstmedikation im weiteren Sinne zähle er die Beseitigung pilzhaltigen Materials an den erkrankten Läsionen und der Umgebung, nicht zuletzt auch unter Inanspruchnahme einer qualifizierten Fußpflege. Große Bedeutung komme der Desinfektion von Wäsche und Schuhwerk zu. Dies gelte besonders im Jugend- und Freizeitsport, wo aktuelle Anzeichen für die epidemieartige Ausbreitung bestimmter Dermatophyten gegeben sei.

Neuer Allergiepaß der Deutschen Kontaktallergie-Gruppe

Den neuen AlIergiepaß der Deutschen Kontaktallergiegruppe stellte Professor Dr. Sawkro W. Wassilew, Krefeld, vor. Er beklagte, daß derzeit Allergiepässe mit unterschiedlichen Formen, Farben und Formaten existieren, mit denen nicht immer so umgegangen werde, wie der Arzt es sich wünscht. Man habe den neuen Allergiepaß für Ärzte und Apotheker geschaffen. Bei Diagnose von Überempfindlichkeitsreaktionen werde darin die Methodik der Sicherung dokumentiert. Es werde zwischen lebensbedrohlichen und nicht lebenbedrohlichen Überempfindlichkeitsreaktionen unterschieden. Vorschläge zur Weiterentwicklung des Passes nehme man gerne entgegen.

Qualitätssicherung dermatologischer Individualrezepturen

Auf die notwendige Zusammenarbeit zwischen Arzt und Apotheker bei der Qualitätssicherung dermatologischer Individualrezepturen verwies Dr. Holger Reimann, Eschborn. Er zitierte Ergebnisse einer Studie der Dermatologischen Klinik der Ruhr-Universität Bochum, die in Zusammenarbeit mit dem Landesverband der Betriebskrankenkassen Nordrhein-Westfalens 72 615 dermatologische Verordnungen analysiert hat. Es sei zu einer überwiegend positiven Beurteilung gekommen: So waren bei den zehn häufigsten Rezepturwirkstoffen ausschließlich anerkannte Arzneistoffe zu verzeichnen und Indizien für eine rationale Individualtherapie gegeben. Es seien untypische Wirkstoffkonzentrationen sowie ein höherer Anteil an Wirkstoffkombinationen zu registrieren gewesen als bei Fertigarzneimitteln. Komplexe Rezepturen mit mehr als drei Wirkstoffen waren der Studie zufolge selten, zeitgemäße Formulierungsrezepturen wie aus dem NRF fanden Berücksichtigung.

Ein Bedarf für Qualitätssicherungsmaßnahmen sei dennoch vorhanden, betonte Reimann. Denn unter anderem sei eine unklare Verschreibungsweise bei Derivaten und Salzen von Wirkstoffen sowie die Verordnung bedenklich hoher Wirkstoffkonzentrationen beziehungsweise umstrittener Stoffe Festgestellt worden. Ein hoher Anteil von Antibiotika-Verschreibungen oder unsinnigen und unüberschaubaren Kombinationen sowie nicht völlig einheitliche Taxationen in Apotheken, seien ebenfalls beobachtet worden.

PZ-Artikel von Christiane Berg, Düsseldorf    

© 1997 GOVI-Verlag
E-Mail:
redaktion@govi.de

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa