Pharmazie
Die zweimal tägliche Behandlung der Psoriasisplaques mit Calcipotriol ist
dem einmal täglichen Auftragen von Tacalcitol-haltiger Salbe überlegen.
Das ergab eine randomisierte Doppelblindstudie einer skandinavischen
Arbeitsgruppe, die im British Journal of Dermatology veröffentlicht wurde.
Die Hersteller des Tacalcitol-haltigen Präparates (Curatoderm®) wollen die
Compliance durch die nur einmalige Behandlung pro Tag verbessern, hieß es auf
einer von Asche ausgerichteten Presseveranstaltung. Bei Calcipotriol (Psorcutan®)
beruft man sich jedoch auf die Fähigkeit des Vitamin-D3-Analogons, seine eigenen
Bindungsrezeptoren auf den Zelloberflächen zu vermehren. Die Rezeptorneubildung
benötigt etwa zwölf Stunden Zeit. Deshalb sollte zweimal täglich gesalbt werden.
Ohnehin müssen Psoriasispatienten mehrmals am Tag verschiedene wirkstoffhaltige
und pflegende Intervallpräparate auftragen.
An der skandinavischen Multizenterstudie nahmen 287 Erwachsene mit stabiler
Psoriasis vom Plaque-Typ teil. Davon waren 24 Prozent leicht erkrankt, 61 Prozent
mittelschwer und 14 Prozent schwer betroffen. Die Patienten wurden acht Wochen
behandelt und vier Wochen nachbehandelt. Die Schwere des Pruritus, des
Erythems, der Infiltration und der Schuppung wurde anhand einer Punkteskala
bewertet. Die mittleren Punktwertsummen zu Beginn der Studie betrugen 7,64 für
die Tacalcitol- und 7,45 für die Calcipotriol-Gruppe. Die Psoriasis-Merkmale
wurden zu Beginn der Studie, nach zwei, vier, sechs und acht Wochen Behandlung
und vier Wochen nach Absetzen der Therapie bewertet.
Die Patienten erhielten entweder morgens und abends eine Calcipotriol-Salbe oder
morgens eine Salbengrundlage und abends die Tacalcitol-haltige Zubereitung.
Definierte Körperareale wie Ellenbogen, Knie oder eine Fläche distal des Knies
wurden untersucht. Gesicht und Hautfalten waren ausgeschlossen. Sowohl die
Tacalcitol- als auch die Calcipotriol-Salbe verminderten die Schwere der Psoriasis
signifikant, und zwar um so deutlicher, je länger die Behandlung andauerte. Die
mittlere Abnahme der Punktwertsumme betrug 4,03 in der Tacalcitol-Gruppe
verglichen mit 5,05 bei den Calcipotriol-Probanden. Dieser Unterschied zugunsten
des Calcipotriols sei statistisch signifikant.
90 Prozent der Patienten beurteilten die kosmetische Verträglichkeit beider
Präparate als ausgezeichnet. Bei keinem Patienten gab es Nebenwirkungen in Form
erhöhter Serum-Calciumspiegel oder anderer Veränderungen des
Calciummetabolismus. Vier Wochen nach Therapieende erlitten 82 Prozent der 74
nachbeobachteten Tacalcitol-Patienten und 79 Prozent der 91 nachbeobachteten
Calcipotriol-Patienten ein Rezidiv. Diese relativ hohe und schnelle Rückfallquote sei
nicht unbedingt auf die Praxis zu übertragen, erklärte Professor Dr. Niels Sönnichsen
von der Fachklinik für Dermatologie und Allergologie, Borkum.
Erstens würde man eine Behandlung mit Vitamin-D3-Analoga im klinischen Alltag
nicht abrupt absetzen, sondern ausschleichend dosieren. Zweitens wähle man heute
keine Monotherapie mehr: "Die Kunst, die Schuppenflechte gut zu behandeln, liegt in
einer intelligenten Kombination." Die besten Erfahrungen habe er mit Calcipotriol
plus Bestrahlung mit dem Schmalspektrum von UVB-Licht gemacht. Das
UVB-Schmalspektrum erlaubt eine intensivere Bestrahlung als das Vollspektrum, da
der Wellenbereich, der kein Erythem erzeugt, selektiert ist. Therapieerfolge dauerten
so wesentlich länger an, mitunter bis zu einem halben oder ganzen Jahr.
PZ-Artikel von Elke Wolf, Frankfurt am Main
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