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Rifabutin, Antibiotikum gegen Mykobakterien

Datum 20.04.1998  00:00 Uhr

- Pharmazie

Govi-Verlag

Rifabutin, Antibiotikum gegen Mykobakterien

Ohne Chemoprophylaxe erleiden bis zu 40 Prozent der Aidspatienten innerhalb zwei Jahren nach der Diagnose eine Mycobacterium-avium-Infektion. Die Infektionskrankheit verursacht Fieber, Nachtschweiß, Durchfälle, Gewichtsverlust und abdominale Schmerzen und ist mit einer verkürzten Lebenserwartung verbunden.

Bisher wurden diese Infektionen meist mit Rifampicin und Makrolid-Antibiotika (Azithromycin, Clarithromycin) behandelt. Mit Rifabutin (Mycobutin® steht nun ein weiterer Arzneistoff für die Therapie zur Verfügung.

Indikationen und Anwendung

Mycobutin ist zugelassen für die Therapie von symptomatischen generalisierten Infektionen mit Mycobacterium avium complex (MAC) bei Aidspatienten. Es wird dabei in der Regel mit anderen Arzneimitteln kombiniert. Dazu werden täglich 450 bis 600 mg Rifabutin eingenommen. Bei gleichzeitiger Gabe von Clarithromycin (zum Beispiel Klacid®) wird die Dosis auf 300 mg täglich reduziert. Die Therapie wird nach Erreichen negativer Kulturen noch sechs Monate fortgeführt. Mycobutin ist darüber hinaus angezeigt für die Prophylaxe von MAC-Infektionen bei Aidspatienten mit CD4-Zellzahlen von weniger als 200/mm3. Hierbei werden 300 mg täglich gegeben. Vor der Behandlung sollen Infektionen mit Mykobakterien ausgeschlossen werden, um Resistenzentwicklungen zu vermeiden.

Das Präparat kann außerdem zur Behandlung von Infektionen mit Mycobacterium tuberculosis eingesetzt werden. Nach den allgemein anerkannten Kriterien der Tuberkulose-Behandlung wird es dabei mit anderen Tuberkulostatika kombiniert, die nicht zur Gruppe der Rifamycine gehören. Die Patienten erhalten 150 mg täglich über sechs bis neun Monate oder mindestens sechs Monate lang nach Erreichen negativer Kulturen. Bei Patienten, die zuvor mit anderen Tuberkulostatika behandelt wurden, soll die Dosis auf 300 bis 450 mg täglich erhöht werden. Auch bei immunsupprimierten Patienten kann aufgrund verminderter Resorption diese erhöhte Dosis erforderlich sein. Rifabutin kam zu einer beliebigen Tageszeit, unabhängig von den Mahlzeiten, eingenommen werden.

Wirkungen und Wirkungsmechanismus

Rifabutin hemmt ebenso wie Rifampicin die DNS-abhängige RNS-Polymerase empfindlicher Erreger und blockiert so deren Proteinsynthese. Außerdem gibt es Hinweise darauf, daß es auch die DNS-Synthese hemmt. Rifabutin wirkt gegen grampositive und gramnegative Bakterien und ist teilweise auch gegen Rifampicin-resistente M.-tuberculosis-Stämme wirksam. Die minimale Hemmkonzentration betrug für die meisten M.-avium-Stämme in vitro etwa 1 mg/1. Nur 5 Prozent der M.-tuberculosis-Stämme, die resistent gegen 5 mg/1 Rifampicin waren, zeigten auch Resistenz gegen 1 mg/1 Rifabutin.

Wechselwirkungen

Ein Nachteil von Rifabutin ist die relativ hohe Wahrscheinlichkeit von Interaktionen mit anderen Arzneistoffen, die bei der Behandlung von Aidspatienten eine Rolle spielen können. Rifabutin induziert die Cytochrom-P-450-Isoenzyme der CYP-3A-Unterfamilie. Dadurch kann der oxidative Metabolismus von Arzneistoffen beschleunigt werden, die ebenfalls über dieses Enzymsystem verstoffwechselt werden. Ihre Wirkungen können abgeschwächt werden. Von dieser Wechselwirkung sind betroffen: hormonale Kontrazeptiva, Analgetika, Antikoagulantien, Glucocorticoide, Ciciosporin, Cotrimoxazol, Digitoxin, Dapson, Sulfonylharnstoffe, Opioide und Phenytoin.

Arzneistoffe, die die Cytochrom-P-450-Enzyme inhibieren wie die Makrolid-Antibiotika Clarithromycin und Erythromycin, die Azol-Antimykotika Itraconazol, Fluconazol und Ketoconazol sowie der H2-Blocker Cimetidin können den oxidativen Metabolismus von Rifabutin hemmen, so daß die Rifabutin-Plasmakonzentration und damit auch das Risiko einer Uveitis ansteigen. Eventuell muß die Rifabutin-Dosis vermindert werden.

Antacida sollen frühestens 3 Stunden nach Rifabutin eingenommen werden, damit dessen Resorption nicht beeinflußt wird. Mit den in der Aidsbehandlung eingesetzten Reverse-Transkriptasehemmern Zidovudin (Retrovir®) und Didanosin (Videx®) wurden keine Interaktionen gefunden.

PZ-Artikel von Petra Zagermann-Muncke, Eschborn Top

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