Pharmazie
Ein Sodbrennen macht noch keine Refluxösophagitis. Erst wenn die
Beschwerden mehrmals täglich oder nachts auftreten, ist eine
Dauertherapie mit Protonenpumpenhemmern indiziert. Mittel der Wahl
wäre eigentlich eine Operation, die dafür sorgt, daß der Schließmuskel
(Sphinkter) zwischen Magen und Speiseröhre wieder richtig funktioniert.
Noch beherrsche aber nicht jeder Chirurg dieses Verfahren gut genug,
meinte Professor Dr. Rudolf Arnold, Universitätsklinik Marburg, auf einer
Pressekonferenz von Schwarz Pharma in Berlin.
20 bis 40 Prozent aller Erwachsenen haben einmal im Monat Sodbrennen, bis zu
zehn Prozent sogar einmal täglich. Von diesen leiden wiederum sieben Prozent unter
einer Refluxösophagitis, also einer Entzündung der Speiseröhre, die mit
morphologischen Veränderungen einhergeht. Ist der Tonus des Sphinkters zu
schwach, fließt Magensaft in die Speiseröhre (Reflux). Kann er von dort nicht
zurückfließen und geschieht dies öfter, verändert sich die Oberflächenstruktur der
Speiseröhre.
Arnold: "Es entsteht ein Ulcus, und wenn es ausheilt, bildet sich statt des
ursprünglichen Plattenepithels ein Zylinderepithel (Barret-Epithel), das selbst Säure
produzieren kann. Ungefähr 10 bis 20 Prozent der Patienten mit Refluxösophagitis
entwickeln diese ösophageale Zylinderepithelmetaplasie." Möglicherweise ist sie die
erste Vorstufe des Speiseröhrenkrebses. Genau sind die Zusammenhänge aber noch
nicht bekannt.
Nicht nur Sodbrennen, auch saures Aufstoßen, Schluckbeschwerden oder
Schmerzen im Oberbauch sind Anzeichen einer Refluxösophagitis. Die Stärke der
Beschwerden korreliert nicht unbedingt mit dem Schweregrad der Erkrankung.
Trotzdem orientiert sich die Behandlung zunächst an den Symptomen. Sporadisch
auftretendes Sodbrennen kann mit Medikamenten wie Antacida behandelt werden.
Treten die Beschwerden mehrmals täglich und vor allem nachts auf, sind
Protonenpumpenblocker indiziert. Sie unterdrücken die Säurebildung mindestens 16
Stunden pro Tag. Das sei auchin der Langzeitanwendung kein Problem, sagte
Arnold. Zusätzlich empfiehlt er seinen Patienten, Diät zu halten und nachts mit etwas
erhöhtem Oberkörper zu schlafen.
Stellt sich noch die Frage, für welchen Protonenpumpenblocker man sich
entscheiden sollte. Professor Dr. Karl-Friedrichch Sewing, Pharmakologe der
Medizinischen Hochschule Hannover, ging unter anderem auf Pantoprazol ein.
Anhand von Studien zeigte er, daß dessen Bioverfügbarkeit schon ab dem ersten
Einnahmetag bei 80 Prozent liegt; Omeprazol hingegen sei initial zu 35, später zu 60
Prozent bioverfügbar.
Als vorteilhaft wertete Sewing außerdem, daß die Blutspiegelwerte unter
Pantoprazol von Patient zu Patient und von Tag zu Tag weniger schwanken als unter
Omeprazol. Pantoprazol zeige außerdem Wechselwirkungen mit häufig eingesetzten
Arzneimitteln wie Nifedipin, Diclofenac oder den Pillenhormonen, ergänzte Sewing.
Arnold vertrat dagegen den Standpunkt, daß die Protonenpumpenblocker klinisch
gleichwertig seien.
PZ-Artikel von Stephanie Czajka, Berlin
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